Neues Stadtviertel geplant: Altlasten unter dem Adient-Gelände?

Espelkamp. Die Zahlen sind beeindruckend. Das Gelände wird seit 70 Jahren für Gewerbe und Industrie genutzt. Zuerst produzierte dort das Weltunternehmen Naue als Zulieferer für die Autoindustrie und bot dort in Hoch-Zeiten mehrere tausend Arbeitsplätze an. Aus Naue wurde später Johnson Controls, Teil eines weltweit agierenden in den USA beheimateten Konzerns. Daraus wurde die Firma Adient, die in den vergangenen Jahren abgewickelt wurde. So weit die Geschichte einer alten Industriebrache, die jetzt in den Besitz einer eigenen Gesellschaft gekommen ist, einer Stadtentwicklungs-Gesellschaft. Sie hat einzig und allein die Aufgabe, das mit 110.000 Quadratmetern riesige Areal zwischen Isenstedter Straße und Brandenburger Ring weiterzuentwickeln, zu verwalten, zu betreuen und schließlich später auch zu vermarkten. Innerstädtisches Filetstück mit viel Potenzial Großes haben die Stadtväter- und -mütter in den kommenden Jahren mit diesem innerstädtischen Filetstück vor, das sich direkt an den Stadtkern Espelkamps anschließt. Mehrfach ist die neue Gesellschaft, ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadt Espelkamp, bereits zusammengetreten, um sich Gedanken über die Zukunft des Geländes zu machen und um auch erste Entscheidungen zu treffen. Geschäftsführer ist Kämmerer Björn Horstmeier, der kürzlich in der Jahresbilanz-Pressekonferenz der Stadtverwaltung wie auch im Gespräch mit nw.de Stellung zur neuen Stadtentwicklungsgesellschaft bezieht. Diese habe man – auf Wunsch vieler Kommunalpolitiker – auf den Weg gebracht, um steuerlich günstiger darzustehen, denn die Stadt selbst könne nicht als Unternehmen auftreten. Dies habe Nachteile vor allem bei der Erhebung der Gewerbesteuer. Gleichzeitig habe man bei einer eigenen Gesellschaft mehr Kostentransparenz, was vor allem bei der weiteren Entwicklung von großem Vorteil sei. Ersten Entscheidungen mussten getroffen werden Dennoch hat sich die neue Gesellschaft mit einigen Aufgaben befassen müssen und traf wichtige Entscheidungen, wie Horstmeier jetzt im Gespräch mit nw.de bekanntgab. Beispielsweise gibt es fortwährend Instandhaltungsarbeiten. Erst kürzlich musste darüber entschieden werden, was mit der alten Dampfkesselanlage passieren soll, die die dortigen Industrieflächen beheizt. &bdquo;Das ging unter den heutigen ökologischen und effizienten Voraussetzungen moderner Heizsysteme auf keinen Fall mehr“, so Horstmeier. So wurde für gut 100.000 Euro eine neue energetisch auf dem neuesten Stand befindliche Heizanlage installiert.Immerhin dürfen sich die neuen Eigentümer in der Gesellschaft auch über das große Interesse heimischer Unternehmen freuen, die die leer stehenden Hallen und Produktionsbereiche inzwischen wieder mit Leben füllen und dort viele Arbeitsplätze geschaffen hätten. Mit sechs Mietern konnten Verträge abgeschlossen werden, freut sich der Geschäftsführer. &bdquo;Es stehen auch noch weitere Flächen, vor allem Kaltlagerflächen, zur Verfügung“, darauf weist er hin. Die jetzigen Mietverträge laufen erst Ende 2025 aus. Grober Zeitplan steht bereits fest Ein gewisser Zeitplan zur Entwicklung des neuen Stadtviertels steht in groben Zügen fest, kann aber im Detail noch verändert werden. So muss erst der neue Regionalplan unter Dach und Fach sein, der das große Areal mit aufgenommen hat. Dort hatte die Gesellschaft den Antrag gestellt, dass sich aus dem ehemals reinen Gewerbegebiet ein Mischgebiet entwickeln soll. Dafür müssen jetzt die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden.Der neue Regionalplan tritt erst 2023 in Kraft. Erst danach, so Horstmeier, könne man in die Detailplanung gehen. Vor allem gehe es darum, Wohnbebauung mit den verschiedensten Wohnformen am Rande des Stadtkerns entstehen zu lassen.Industriegebäude müssten abgerissen werden Zuvor müssten jedoch die alten Industriegebäude abgerissen werden, bevor dann eine Altlasten-Sondierung des Bodens vorgenommen werden könne.Horstmeier rechnet damit, dass aufgrund der 70 Jahre währenden industriellen Nutzung des Gebietes wohl Altlasten im Boden zu finden seien. Dazu müssen Gutachten eingeholt werden, bevor dann mit der eigentlichen Sanierung des Bodens begonnen werden könne. Im Gespräch mit nw.de geht Horstmeier davon aus, dass &bdquo;die ersten Bagger frühestens 2026 anrollen können“. Nach nw.de-Informationen soll unter anderem auch die Aufbaugemeinschaft stark daran interessiert sein, zumindest Teile des Geländes zu bebauen und dafür wohl auch bereit sei, Grund und Boden zu erwerben. Vor wenigen Monaten wurde beispielsweise auch das Konzept &bdquo;Erlebniswohnen“ ins Gespräch gebracht. Dabei handelte es sich unter anderem darum, dass Teile der alten Industriegebäude stehen bleiben könnten, um in ihnen Loft-ähnliche Wohnungen einbauen zu können."Innenstadt kann in diesem Bereich expandieren" Doch darüber wollen und können sich die jetzigen Besitzer noch nicht den Kopf zerbrechen. Fakt sei jedoch, wie Bürgermeister Henning Vieker kürzlich mitteilte, dass &bdquo;die Innenstadt in diesem Bereich expandieren kann“.

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