Doppeltötungs-Prozess: Angeklagter bricht vor Gericht in Tränen aus

Espelkamp/Bielefeld. Die Tat von Ercan K. löst bei den Brüdern der Opfer bis heute Kopfschütteln aus. &bdquo;Er hat alles kaputtgemacht“, sagte der Jüngere in einer Aussage vor der 1. Strafkammer des Landgerichts Bielefeld. Ali K. kann die Doppel-Tötung an seinen Geschwistern bis heute &bdquo;nicht fassen“. Es sind grässliche Fotos, die der Vorsitzende Richter Georg Zimmermann der Familie zumuten muss. Auf einem ist Muahrem K. zu sehen, der leblos am Boden liegt. Ein anderes zeigt Blutspuren und Fragmente einer Patronenhülse. &bdquo;Sie können den Saal gerne verlassen“, hatte Zimmermann schon vor der Auflistung der Beweise gesagt. Die meisten der Angehörigen bleiben, schließen aber die Augen, als die Fotos gezeigt werden. Ganz klar wird in diesem Moment, wie schwer die Tat auf der Familie lastet.Plötzlich bricht Ercan K. in Tränen aus Schon vorher, bei der Aussage des jüngeren Bruders, war eine ältere Frau fast zusammengebrochen. Eine weibliche Beamtin eilt zu Hilfe und reicht der alten Dame eine Flasche Wasser. Nach einiger Zeit kommt die Frau zurück in den Saal – sie will dem Prozess weiter beiwohnen. Von Weinkrämpfen geschüttelt wird auch Ali K., der Bruder von Sati K.und Muahrem K. Immer wieder muss er seine Ausführungen unterbrechen, ein Anwalt reicht ihm Taschentücher. Am benachbarten Tisch neben ihm sitzt der Angeklagte. Er blickt stoisch geradeaus, ohne Regung. Sein Gesicht ist leer wie eine weiße Wand. Das ändert sich erst, als Ali K. beschreibt, wie sehr er seinen Schwager geliebt hat. Er habe sich gut mit ihm verstanden. Plötzlich bricht auch Ercan K. in Tränen aus.In seiner Aussage war Ali K. anzumerken, wie sehr er unter dem Verlust der Geschwister leidet. Dass ausgerechnet Ercan K. in der Espelkamper Innenstadt seine Ehefrau Sati K. und deren Bruder Muahrem erschoss, das könne er bis heute nicht fassen, wie er sagte. &bdquo;Er hat alles kaputtgemacht.“ K. gab an, dass er sich mit seinem Schwager gut verstanden habe, man habe geredet und Tee getrunken. Nie hätte er erwartet, dass dieser eine scharfe Waffe zu Hause habe. Anzeichen für die Tat hat Ali K. nicht bemerkt, allerdings sei sein Schwager in der letzten Zeit ziemlich traurig gewesen. Er habe über die Trennung geklagt und seinen Schwager gedrängt, die Schwester umzustimmen.Als er am Tattag mit dem Täter telefonierte, sagte dieser ihm, dass er auch nicht wisse, warum er die beiden getötet habe. Wie die Ehe von Sati K. und Ercan K. ausgesehen hat, dazu konnte auch der ältere der beiden Brüder, Orhan K., nicht viel beitragen. Die Trennung sei für ihn überraschend gekommen, nach dem Urlaub in der Türkei habe Sati K. die Trennung aber definitiv vollziehen wollen. Weitere Gespräche zwischen seiner Schwester und ihrem Ex-Mann habe es dann nur auf Vermittlung der Brüder gegeben. &bdquo;Er hat mich, als wir in Istanbul waren, immer wieder angerufen und gedrängt, mit ihr zu sprechen.“»Sie hat ihm nach der langen Ehe vertraut« Nach dem Urlaub habe eine Aussprache stattgefunden, Anzeichen für &bdquo;Friede, Freude, Eierkuchen“ habe es aber nicht gegeben. &bdquo;Meine Schwester hatte ihre Sachen gepackt, die Koffer hat sie im Auto gelassen.“ Seine Schwester sei ihrem Ex-Mann gegenüber abweisend gewesen, habe allerdings in einem familiären Video-Chat auch gesagt, dass er ein guter Mann sei. &bdquo;Sie hat ihm nach der langen Ehe vertraut.“ Einen Einblick in die Gefühlslage des mutmaßlichen Doppelmörders gibt ein Chatprotokoll, das zum Schluss der Verhandlung vorgelesen wurde. Die ohnehin anwesende Dolmetscherin übersetzte: &bdquo;Deine Mutter hat mich zu einem Chamäleon (also zu einer wechselhaft-launischen Person) gemacht. Sie hat beim Anwalt in meinem Beisein gefragt, ob sie in den Urlaub kann. Da schoss mir das Blut in den Kopf.“ Angespielt wird in dem Chat auf ein gemeinsames Anwaltstreffen, das im Rahmen der anstehenden Scheidung stattgefunden hat. Ercan K. und Sati K. hatten in diesem Zusammenhang auch über eine monetäre Entschädigung gesprochen. In dem Urlaub hatte das spätere Opfer neben ihrer Familie auch ihren neuen Freund besucht.Ob die Chats richtig übersetzt worden sind, war aber zum Schluss der Verhandlung nicht ganz klar. Die Anwältin der Nebenklage gab an, dass die Übersetzung auch durch die Autokorrektur verändert worden sein könnte. Dann müsste der Satz so übersetzt werden: &bdquo;Deine Mutter hat mich in diese Situation gebracht.“ Der Prozess wird in der nächsten Woche mit weiteren Zeugenbefragungen fortgesetzt.

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