Engeranerin vor Gericht in Bünde: Zu Unrecht 23.000 Euro Krankengeld kassiert?

Bünde. Mehrere Minuten vergingen im Gerichtssaal, bis die Staatsanwältin jeden einzelnen Fall vorgetragen hatte, der der Angeklagten zur Last gelegt wird. Es sind Fälle, in denen sich Valentina F. (alle Namen von der Redaktion geändert) im Zeitraum von Herbst 2015 bis Sommer 2018 krankschreiben lassen und dafür sowohl Ausgleichs- und Lohnfortzahlungen als auch Krankengeld erhalten hat. Die 55-Jährige, die zurzeit in Enger wohnt, war in besagtem Zeitraum jeweils in den beiden Trockenbau-Unternehmen ihres Ehemannes (Mateo F.) und Schwagers (Ivan F.) in Bünde angestellt – mal als Trockenbauhelferin, mal als Trockenbauleiterin. Die Frau muss sich nun vor dem Bünder Amtsgericht verantworten. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Betrug und Beihilfe zum Betrug. In rund 30 Fällen soll die Angeklagte gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihrem Schwager Lohnfortzahlungen und Krankengeld beantragt und erhalten haben, ohne überhaupt tatsächlich in der Firma gearbeitet zu haben. Angeklagte äußerte sich nicht zu den Vorwürfen &bdquo;Sie beteiligte sich an dem System“ ihres Ehemannes und Schwagers, hieß es von der Staatsanwältin. Dadurch soll Valentina F. insgesamt rund 23.600 Euro Krankengeld erhalten haben. Ihr Ehemann und Schwager sollen als Geschäftsführer der beiden Unternehmen zusätzlich knapp 19.000 Euro Ausgleichs- und Lohnfortzahlungen wegen der Krankmeldungen von F. erhalten haben. Die Angeklagte, die mit einem Dolmetscher für die albanische Sprache an der Verhandlung teilnahm, äußerte sich nur durch ihre Anwältin im Gerichtssaal. Angaben zu den Vorwürfen machte sie nicht. Sie sagte allerdings aus, dass sie zwischenzeitlich in den Firmen ihres Schwagers und ihres Ehemannes tätig war, allerdings als Reinigungs- oder Hilfskraft, auf Baustellen habe sie nicht gearbeitet. Laut ihrer Verteidigerin habe die 55-Jährige psychische Probleme, weshalb es sehr schwer für sie gewesen sei, an der Verhandlung teilzunehmen und sich zu äußern. Mitarbeiter offenbar ohne sein Wissen krankgeschrieben Es äußerten sich allerdings mehrere Zeugen zu den Vorwürfen im Gerichtssaal. Einer von ihnen ist David K. aus Herford. Der 47-Jährige war im Jahr 2015 einige Monate bei einer der Firmen der Brüder F. angestellt. &bdquo;Ich habe Trockenbau gemacht“, sagte der Mann mithilfe einer Dolmetscherin für die serbische Sprache. Die Angeklagte F. habe er vor der Verhandlung allerdings noch nie gesehen, auch nicht in der Trockenbaufirma. K. sagte zudem aus, dass er mit Beginn seiner Tätigkeit in der Firma seine Krankenkassenkarte bei Ivan F. abgeben musste. Warum er das tun sollte, wusste er nicht. Nach seiner Aussage war er in der Zeit, in der er bei der Firma angestellt war, rund zehn Tage krank. Das Kuriose dabei: Wie die Richterin vortrug, sind bei der Krankenkasse deutlich mehr Krankschreibungen eingegangen. Darunter auch Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen eines Psychiaters aus Gelsenkirchen. Dort sei David K. nach eigener Aussage allerdings nie gewesen. Und von den vielen Krankschreibungen wisse er nichts. Polizei überwachte Firma in Bünde Auch ein Polizeibeamter aus Bielefeld sagte in der Verhandlung gegen Valentina F. aus. Er arbeitet in der Sektion für Organisierte Kriminalität und ermittelte seit 2016 gegen die Brüder F. wegen der Machenschaften in ihren Unternehmen. Dabei haben er und seine Kollegen zwischenzeitlich auch einen der Firmensitze in Bünde observiert sowie Telefonate und den E-Mail-Eingang überwacht. Im Zuge ihrer Ermittlungen habe die Polizei &bdquo;auffällige Krankschreibungen“ für 31 Personen, die in den Firmen angestellt waren, festgestellt. Darunter auch die Angeklagte Valentina F.. Außerdem habe die Polizei herausgefunden, dass Mitarbeiter zum Teil in den Firmen gearbeitet haben, während sie eigentlich krankgeschrieben waren. Zudem durchsuchten sie Akten bei besagtem Psychiater in Gelsenkirchen, der bereits in andere Verfahren wegen Betrugs verwickelt sei, und stellten fest, dass diesen zufolge mehrere Mitarbeiter der Brüder F. den Arzt gleichzeitig aufgesucht haben müssten. Ehemann und Schwager offenbar &bdquo;Haupt-Drahtzieher“ Gegenüber der Polizei sagten einige Mitarbeiter hingegen offenbar aus, dass sie nie dort gewesen seien. Zudem hätten sie berichtet, dass sie, wie Zeuge David K., ihre Krankenkassenkarten in der Firma abgeben mussten. Die Brüder Ivan und Mateo F. waren dem Polizisten zufolge &bdquo;die Haupt-Drahtzieher“ in dem Fall. Wie es mit dem Verfahren gegen Valentina F. weitergeht, wird sich am 12. November zeigen. Dann wird die Verhandlung am Amtsgericht Bünde fortgesetzt.

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