Coronakrise: "Haus der Geschichte" rückt in weite Ferne

Espelkamp. Bürgermeister i. R. Heinrich Vieker hatte noch vor der Kommunalwahl verkündet, dass er gerne noch eine Grundsatzentscheidung in Sachen &bdquo;Haus der Geschichte“ aus der Politik haben möchte. Doch dann kam die Coronakrise und deren Folgen. Sie sind, so lassen es die aktuellen Haushaltszahlen vermuten, so gravierend negativ, dass mit einer Realisierung des ehrgeizigen Projektes wohl so schnell nicht mit zu rechnen ist. In den kommenden Jahren muss wohl das durch den Einbruch der Gewerbesteuern erwartete deutliche Haushaltsdefizit ausgeglichen werden, bevor man sich an weitere teure Projekte mit entsprechenden Folge- und Betriebskosten wagen könnte. So kann und sollte man Aussagen des Kulturamtsleiters wie auch aus der Politik bewerten. Ehrenbürger Horst Eller hatte Bürgeranfrage zum Archiv gestellt Nw.de erstellte bei den einzelnen Fraktionen ein Meinungsbild. In der zuständigen Fachausschusssitzung am Dienstag, 11. Mai, 16 Uhr, im Bürgerhaus wird Amtsleiter Torsten Siemon wohl zwar etwas zur Entwicklung des städtischen Archivs sagen, sich aber zu Aussagen bezüglich des &bdquo;Hauses der Geschichte“ zurückhalten. Ehrenbürger Horst Eller hatte eine Bürgeranfrage zum Archiv gestellt und noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig es sei, das Archiv zu digitalisieren, um wichtige Materialien über die Stadtgeschichte zu sichern. Auch sie sollen ja einmal später Bestandteil des &bdquo;Hauses der Geschichte“ werden, das im Gebäude oder auf dem Gelände der Alten Post am Wilhelm-Kern-Platz entstehen soll ( NW.de berichtete mehrfach). Eller hat Befürchtungen, dass wichtige &bdquo;Daten ein für allemal verloren gehen können“. Vor allem auch Fotos und Filme werden gesichert Dem hatte Torsten Siemon bereits während der vergangenen Hauptausschusssitzung widersprochen und gleichzeitig darauf hingewiesen, das der jetzige Archivar Benjamin Pfennig, dem hierfür eine Viertelstelle zur Verfügung steht, in den Archiv-Räumen bereits seit längerer Zeit mit der Digitalisierung beschäftigt sei. Dies erfolge nach bestimmten Kriterien. Schon jetzt stellt er im Gespräch mit nw.de fest, dass Material digitalisiert werde, das einmal stark nachgefragt werde. Dann würden Fotos und vor allem auch Filme aus konservatorischen Gründen gesichert, weil sie ansonsten wirklich verloren gehen könnten oder die Formate der Filme und Videos nicht mehr lesbar seien. Dies werde er in der Sitzung deutlich machen. Jetzt ist vor allem die Politik am Zuge Beim &bdquo;Haus der Geschichte“ sei vor allem die Politik am Zuge, so Siemon. Der lägen drei Varianten vom Büro Herrmanns aus Münster vor, die im Juni 2020 im Ausschuss vorgestellt worden sind. Siemon machte jedoch auch deutlich, dass seither &bdquo;aus der Politik heraus noch keine weiteren Erkenntnisse gekommen sind“. Seiner persönlichen Meinung nach sei der Bau zunächst einmal in &bdquo;weitere Ferne gerückt“, was nach der Haushaltsentwicklung auch durchaus nachvollziehbar wäre. Für die Entwicklung des Hauses werde ein multimediales Konzept umgesetzt, sodass die Digitalisierung des Archivs nunmehr Priorität habe. Es gebe allerdings in der Verwaltung eine Liste von Leuten, die Interesse hätten beim &bdquo;Haus der Geschichte“ mitzuwirken. Dennoch müsse zunächst der erste vor dem zweiten Schritt gemacht werden, sodass zunächst eine Konzeption entwickelt werden müsse, bevor man beispielsweise an die Gründung eines Fördervereins gehen könne. &bdquo;Wir müssen grundsätzlich wissen, wohin die Reise geht. Das macht ansonsten keinen Sinn“, sagt Siemon. Außerdem müssten die Schwerpunkte gesetzt werden. Nur dann könne man klären, in welcher Form Ehrenamtliche eingesetzt werden sollen. Gedanken über die Zukunft des Archivs gemacht Die Unabhängigen haben sich schon länger Gedanken gemacht über die Zukunft und Entwicklung des Archivs, wie Paul-Gerhard Seidel im Gespräch mit nw.de deutlich machte. Man müsse nicht nur über die Digitalisierung, sondern auch darüber sprechen, wie es zukünftig personell ausgestattet sei. Außerdem müssten auch die anderen noch in Espelkamp &bdquo;schlummernden“ Archive, wie das der Aufbaugemeinschaft oder auch der Kirchengemeinden, einbezogen werden. Beim &bdquo;Haus der Geschichte“ bevorzugen die Unabhängigen eher eine kleinere Lösung, wie Seidel deutlich machte. Dennoch gestalte sich die finanzielle Situation der Stadt augenblicklich sehr schwierig. Allerdings fordern sie eine Grundsatzentscheidung und die Weiterarbeit an einem &bdquo;vernünftigen Konzept“, dennoch sei die Haushaltsentwicklung abzuwarten, zumal man auch nicht an die möglichen Sponsoren herangehen könne, so Seidel. Er will jedoch eine Vereinsgründung anstreben, geht jedoch auch davon aus, dass es &bdquo;nicht nur ehrenamtlich geführt werden kann“.Grünen-Sprecher Florian Craig möchte, dass eine &bdquo;ordentliche Variante gewählt wird“. Man müsse dafür &bdquo;Geld in die Hand nehmen und Prioritäten setzen“. Er tritt für eine &bdquo;professionelle Lösung“ ein und hält eine kleine Variante für nicht geeignet, später auch akzeptiert zu werden. "Mit reinen Ehrenamtlichen ist das Haus nicht zu führen" Mit reinen Ehrenamtlichen und mit Kräften auf 450-Euro-Basis sei ein solches Haus außerdem nicht zu führen. Dies sei angesichts der bedeutenden Geschichte Espelkamps &bdquo;nicht darstellbar.“ Espelkamp benötige außerdem eine &bdquo;ordentliche Aufarbeitung seiner Geschichte, die dort angesiedelt sein muss“. &bdquo;Ich habe eine ganz große Angst davor, dass keine professionelle Lösung gefunden wird.“ Das Haus soll nach Meinung der Grünen &bdquo;komplett aus dem Steuersäckel finanziert werden“. Diese wichtige Entscheidung dürfe man sich als Stadt nicht aus der Hand nehmen lassen, so Craig im Gespräch mit nw.de.André Stargardt (SPD), früherer Kulturausschuss-Vorsitzender, sieht das Problem des Personalschlüssels mit der Viertelstelle von Benjamin Pfennig. Dies sei im Bereich der Digitalisierung &bdquo;so nicht machbar, vor allem auch im Hinblick auf das &bdquo;Haus der Geschichte“, das später einmal auch vom Material des Archivs leben werde. Stargardt will eine Grundsatzentscheidung herbeiführen – noch in diesem Jahr. Hier handele sich um eine der wichtigsten Entscheidungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte für die Stadt. Schließlich ginge es um Geschichts-und Archivarbeit für die gesamte Stadt und deren Bedeutung. "Wir müssen sagen, dass wir es alle wollen" Die Entscheidung sei unabhängig vom Baubeginn oder Konzeption. &bdquo;Es kommt uns darauf an, zu sagen, dass wir es alle wollen“, sagt Stargardt. Erst danach könne man entscheiden, über wie viele Jahre wir Geld im Haushalt bereitstellen müssen. Auch mögliche Fördertöpfe müssten angesteuert werden. Die Varianten seien sehr unterschiedlich, auch vom finanziellen Aufwand. Er plädierte daher für die mittlere Lösung. Er sieht das Projekt mittelfristig in den kommenden fünf Jahren realisierbar. &bdquo;Es ist nicht ganz einfach, wir brauchen da externe Hilfe“, so Stargardt. Er schlägt Ulrich Hermanns aus Münster vor.Daniela Beihl, Sprecherin der FDP-Fraktion, steht der Idee eines &bdquo;Hauses der Geschichte“ positiv gegenüber: &bdquo;Wir werden uns dafür einsetzen und engagieren.“Eine solide und seriöse finanzielle Planung sei für ein solches Projekt zentral. Die Einbindung von Ehrenamtlichen, möglicherweise über einen Förderverein, wird begrüßt.Die CDU-Fraktion und deren Sprecher Wilfried Windhorst hat sich noch für keine Variante festgelegt und auch das Thema zunächst einmal nicht sofort nach der Wahl besprochen, so Windhorst. &bdquo;Wir werden es aber in einer der nächsten Sitzungen zum Thema machen und dann entscheiden, wie wir genau vorgehen werden unter den veränderten Bedingungen“, macht er deutlich.

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