Ortsvorsteher Herbert Klingel verabschiedet sich nach 26 Jahren aus dem Rat

Espelkamp. Sein großes politisches Vorbild ist Konrad Adenauer. Doch ganz so lang wie der erste deutsche Bundeskanzler, der im Alter von 87 Jahren zurücktrat, wollte Herbert Klingel nicht im Amt bleiben. Zur diesjährigen Kommunalwahl trat der CDU-Ratsherr und Ortsvorsteher von Espelkamp nicht mehr an und sagte der aktiven Politik &bdquo;Tschüss". Wie so viele Espelkamper ist der Ortsvorsteher der bunten Multikulti-Stadt nicht in Ostwestfalen geboren. Herbert Klingel erblickte 1941 in Franzfeld (heute Kacarevo) in der Vojvodina nahe Belgrad das Licht der Welt und gehört zur Volksgruppe der Donauschwaben, die rund 200 Jahre zuvor das Banat besiedelt hatten. Wie wechselvoll Geschichte sein kann, zeigt die Familie Klingel, die über Generationen in Franzfeld lebte. &bdquo;Mein Großvater ist in Österreich-Ungarn geboren, mein Vater im Königreich Jugoslawien und ich unter deutscher Herrschaft", erzählt Herbert Klingel. "Espelkamp hat mir von Anfang an gut gefallen" 1955 kam er mit seinen Großeltern – sein Vater war im Krieg gefallen, seine Mutter gestorben – nach Espelkamp. Der 14-Jährige besuchte zwei Jahre lang die Schule für jugendliche Spätaussiedler im Ludwig-Steil-Hof und machte nach seinem Abschluss im Salon Heimerich eine Friseurlehre und arbeitete hier auch als Geselle. &bdquo;Espelkamp hat mir von Anfang an gut gefallen", sagt Herbert Klingel. &bdquo;Deshalb bin ich hier geblieben und heimisch geworden." Zudem hatte er eine junge attraktive Frau aus Kleinendorf kennengelernt: Mit seiner Frau Christa ist er inzwischen seit 57 Jahren glücklich verheiratet. &bdquo;Banater Speck und westfälischer Schinken passen gut zusammen", sagt er augenzwinkernd. Er hat 40 junge Friseure ausgebildet 1968 machte er seinen Meister und übernahm das Geschäft. Stolz ist er darauf, dass er 40 junge Friseurinnen und Friseure ausgebildet hat. Lange Jahre war er zudem stellvertretender Obermeister der Friseur-Innung Minden-Lübbecke und Vertreter im Friseur- und Kosmetikverband NRW. Noch heute bedauert er, dass die große Frisurenshow der Auszubildenden, die er nach Espelkamp geholt hatte und die stets ausverkauft war, nicht mehr im Bürgerhaus stattfindet. 2005 übernahm Sohn Kai Klingel das Geschäft. Politisch interessiert sei er schon in jungen Jahren gewesen, erzählt Herbert Klingel. Sein Herz habe für die CDU und Konrad Adenauer geschlagen. Doch hatte er immer Sorge, einen Teil seiner Kundschaft, die sich aus allen politischen Lagern zusammensetzte, zu verlieren, wenn er sich parteipolitisch engagierte. Letztendlich überzeugten ihn die damaligen CDU-Granden Heinz Hennemann und Karl Nolte, in die CDU einzutreten. Negativ habe sich dies im Geschäft entgegen seinen Befürchtungen nicht bemerkbar gemacht. &bdquo;Die SPD-Kunden sind mir weiterhin treu geblieben", freute er sich. 1994 trat er zum ersten Mal bei der Kommunalwahl an 1994 trat er zum ersten Mal bei der Kommunalwahl an und gewann seinen Wahlbezirk rund um die Ostlandstraße. Als begeisterter Sportler – er spielte Volleyball beim ATSV und Tennis bei der TSG Espelkamp, zu deren Gründungsmitgliedern er zählte – engagierte er sich von Anfang an im Jugend- und Sportausschuss. &bdquo;Mein Bestreben war es, den Sport in Espelkamp weiter nach vorn zu bringen." Zudem war er im Sozial-, im Kultur- und im Hauptausschuss aktiv. Fünf Jahre später war es der damalige CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Pürsten, der Herbert Klingel zum Ortsvorsteher von Espelkamp vorschlug – für ein Amt, das ihm immer besonders viel Spaß bereitet hat, auch wenn es anfangs, als er noch das Geschäft führte, nicht immer ganz leicht war, Beruf und Ehrenamt unter einen Hut zu bringen. Der Kontakt zu den Menschen ist ihm sehr wichtig Aber Klingel liebt den Kontakt zu den Menschen und die Geselligkeit. &bdquo;In all den Jahren habe ich rund 2.400 Besuche gemacht", hat er zusammengerechnet. Bei Geburtstagen, Ehejubiläen und Veranstaltungen war der Ortsvorsteher ein gern gesehener Gast. Nicht minder große Lust bereitete ihm die Ratstätigkeit. &bdquo;Ich habe dadurch viele Freunde gewonnen. Das große Plus in unserer Fraktion war und ist, dass wir uns immer auch privat gut verstanden haben", sagt er. &bdquo;Und das über die Generationen hinweg." So pflegt der bisherige Alterspräsident der CDU-Fraktion eine monatliche Skatrunde mit Gerd-Udo Sasten (72), Meik Blase (52) und Thomas Rogalske (35). Das Ergebnis der Politik der vergangenen 26 Jahre könne sich wahrlich sehen lassen, so Herbert Klingel. &bdquo;Espelkamp hat sich toll entwickelt und ist dabei eine Stadt im Grünen geblieben", unterstreicht er und blickt von seinem Dachgarten im Obergeschoss des Atriums hinab auf den Grünanger. &bdquo;Was mir am meisten gefällt, ist das gute Verständnis zwischen Stadt und Aufbaugemeinschaft, das in erster Linie zu der Entwicklung zu einer sehenswerten Stadt im Grünen beigetragen hat." Eine weitere Stärke Espelkamps sei die starke Verbundenheit der familiengeführten Betriebe gegenüber ihrer Heimatstadt. "Jetzt ist es Zeit, dass sich junge Leute engagieren" Doch jetzt mit 78, bald 79 Jahren sei es an der Zeit, das Feld den Jüngeren zu überlassen. Das Amt des Ortsunions-Vorsitzenden hat er bereits vor einigen Jahren niedergelegt. &bdquo;Ich finde es gut, wenn sich junge Leute engagieren", betont Herbert Klingel. Fit hält sich der künftige Politik-Pensionär mit viel Bewegung, getreu dem Motto &bdquo;Wer rastet, der rostet". Oft radelt er durch seine Stadt oder geht mit seiner Frau Christa spazieren. Mit einigen Freunden begibt er sich von März bis Oktober einmal in der Woche auf eine große Ganztags-Radtour mit Picknick und Boccia. Seniorencafé Stövchen will er weiter machen Was er auf jeden Fall noch einige Zeit weitermachen möchte, ist das Seniorencafé Stövchen, das ihm sehr am Herzen liegt. Wegen der Corona-Pandemie hätten zwar seit März keine Veranstaltungen mehr stattgefunden, doch sobald es wieder möglich ist, wird das Stövchen wieder seine Pforten öffnen. Bereits herausgegangen sind die Einladungen an das große Helferteam zum Martinsgans-Essen, das am 11. November im Saal des Bürgerhauses stattfinden soll.

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