Espelkamper Rollifahrer melden sich zu Wort

Espelkamp. Vor knapp einem Jahr erhielt Björn Horstmeier, Kämmerer der Stadt Espelkamp, von allen politischen Gruppierungen im Rat der Stadt den Auftrag, herauszufinden, ob es in Espelkamp Interesse bei den Betroffenen zur Gründung eines Behindertenbeirates gibt. Seniorenbeirat hatte Thema ins Rollen gebracht Das Thema auf die Tagesordnung gebracht hatte Seniorenbeiratsvorsitzender Reinhard Rödenbeck, der zunächst den Vorschlag machte, die Interessen behinderter Menschen über den Seniorenbeirat mit abzudecken. Doch davon riet unter anderem Bettina Benz vom &bdquo;Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben“ aus Detmold ab. Die war seinerzeit von der SPD-Fraktion eingeladen worden, im Fachausschuss über die Gründung von Behindertenbeiräten zu informieren. Sie machte den Vorschlag, doch zunächst bei den bestimmten Gruppierungen in Espelkamp selbst nachzufragen, ob überhaupt Interesse für eine solche politische Interessenvertretung besteht. Diesem Tipp folgte die Politik, wodurch der Auftrag an Kämmerer Horstmeier erfolgte. Nach vielen Monaten Zwangspause kommt jetzt Bewegung in die Angelegenheit. Ein Freundeskreis aktiver Körperbehinderter Und die geht vor allem von der Selbsthilfegruppe der &bdquo;Trollies“ aus, die sich seit vielen Jahren regelmäßig im Nachbarschaftszentrum Erlengrund trifft. Dort kam man bisher vor allem im mehr oder minder privaten Rahmen zusammen, plante kleine Feste oder auch Urlaube. Doch soll und wird sich das jetzt ändern, wie der Sprecher der Gruppe, Martin Meinders im Gespräch mit der NW erläuterte. &bdquo;Unsere Gemeinschaft versteht sich als Freundeskreis aktiver Körperbehinderter. Wir sind Behinderte, die gemeinsam mit Nichtbehinderten dazu beitragen wollen, die Sonderstellung von Behinderten in unserer Gesellschaft zu normalisieren“, so Meinders. Inzwischen steht man in Kontakt mit einigen Politikern und auch der Verwaltung. Bettina Benz war eingeladen worden, um die Gruppe über den aktuellen rechtlichen Stand zu unterrichten und auch über die Beteiligungsmöglichkeiten im politischen Raum. Vor den Kommunalwahlen hatte Meinders den Espelkamper Politikern eine Reihe von Fragen zu unterschiedlichen Themen gestellt, wobei das Thema Gründung eines Behindertenbeirates die herausragende Rolle spielte. Inzwischen ist das Anliegen der Trollies zur Gründung eines Behindertenbeirates im Rat und in der Verwaltung bekannt. &bdquo;Trollies“ prangern Missstände in der Stadt an Das bestätigte auch Kämmerer Björn Horstmeier, der im Gespräch mit der NW deutlich machte, dass er zum Ende dieses oder auch Anfang kommenden Jahres mit einer ersten Veranstaltung rechnet. &bdquo;Die ersten drei Anfragen liegen mir vor. Es gibt Interesse und wir werden da weitermachen.“ Bisher habe die Corona-Pandemie alles verzögert, aber dieser Aufgabe werde sich der neue Rat stellen. Im alten Rat sind bereits Organisationen wie Sozialverbände, Ludwig-Steil-Hof, der Wittekindshof und andere Gruppierungen genannt worden, die bei der Besetzung eines solchen Gremiums – möglicherweise auch zunächst nur ein Runder Tisch – dabei sein sollten. Rathaus ist vom Parkhaus nur sehr schwer zu erreichen Die &bdquo;Trollies“ jedenfalls wollen nicht so lange warten, sie prangern Missstände in der Stadt an, die ihrer Meinung nach &bdquo;schnellstens behoben“ werden sollten. So wurde jetzt der Wochenmarkt angesprochen, der &bdquo;nur unter erschwerten Bedingungen mit dem Rollstuhl besucht werden kann“, so hieß es während der jüngsten Zusammenkunft. Ein Zebrastreifen direkt vor dem Atrium sei aus Kopfsteinpflaster, was für Rollstuhlfahrer oder auch Rollatorenfahrer ein großes Hindernis sei. Nur unter ganz erschwerten Bedingungen könne das Rathaus vom Rathausparkplatz erreicht werden. Manchmal müssten nur einige technische Veränderungen vorgenommen werden. Vor wenigen Tagen kamen einige Mitglieder der &bdquo;Trollies“ am Wilhelm-Kern-Platz zusammen, um zu versuchen das Kino und die Geschäfts-Galerie im Mittwald-Cener mit den Rollstühlen zu erreichen. Dabei erhielten sie Hilfe von Hans-Georg Kalbhenn, früherer Konrektor der Martinsschule, der mit seiner Gattin, der Verlegerin Marlies Kalbhenn, in dem Gebäudekomplex wohnt. Der Zugang zum Kino ist nur mit viel Muskelkraft möglich Er machte den &bdquo;Trollies“ den Vorschlag, über den Hintereingang in Höhe der Görlitzer Straße den Eingang Nummer 4 des Gebäudekomplexes zu nutzen. Dort gibt es eine Rampe, die eine Stufe vor dem Eingang überwindet. So ist der dahinterliegende Fahrstuhl, der auch zur Galerie führt, zu erreichen. Natürlich muss der Nutzer vorher im Kino oder bei einem Geschäft auf der Ebene anrufen und seinen Besuch ankündigen. Erst dann öffnet sich die Tür. Jetzt gilt es folgende Hindernisse zu überwinden: Im Fahrstuhl gibt es keinen Hinweis zum Kino. Die Tür nach draußen vom Fahrstuhl zum Kino ist das erste Hindernis. Es gibt eine kleine Rampe, die aber zu steil ist. In der Tür gibt es eine zweite Barriere, eine Schiene, die nur mit Mühe zu überwinden ist. Die Tür lässt sich nur sehr schwer öffnen, da der Schließer zu stark eingestellt ist. Ein Türöffner könnte hier Abhilfe schaffen. Der Zugang zum Kino ist nur mit viel Muskelkraft möglich. Es gilt, viele Treppenstufen zu überwinden. Neuer Bürgermeister soll mit Rolli Stadt erkunden Der Zugang in den Elite-Kinosaal ist auf der linken Seite mit 70 Zentimetern eng. Auf der linken Seite gibt es einen Platz für einen Rollstuhl. Der Zugang auf der rechten Seite ist mit 76 Zentimeter breiter. Auch hier gibt es nur einen Platz für einen Rollstuhl in der Mitte außen rechts. Eine Behindertentoilette ist nicht vorhanden. Martin Meinders zieht folgendes Fazit: &bdquo;Es ist Rollstuhlfahrern nur mit viel Hilfe möglich, das Kino zu besuchen.“ Die nächste Aktion soll auf dem Wochenmarkt stattfinden. Er würde gerne von hier aus den neuen Bürgermeister Henning Vieker in einen Rollstuhl setzen und mit ihm versuchen, die Stadt zu erkunden, so Meinders.

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