Unbekannte zapfen Birkenwasser von Bäumen ab

Espelkamp-Fabbenstedt. Werner Drallmeier ist Eigentümer eines alt eingesessenen landwirtschaftlichen Anwesens in Fabbenstedt. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wohnt seine Familie in dem Gebäude, das durch seinen sehr schönen Fachwerkgiebel an der Benkhauser Straße heraussticht. So ist er auch vor allem mit dem Land eng verbunden. Zu seinem Besitz gehören auch mehrere Waldflächen, die er besonders in der letzten Zeit regelmäßig begutachtet, denn der Wald steckt ebenso wie die übrige Gesellschaft jetzt auch in der Krise. Es handelt sich zwar nicht um Corona, doch der Stress kommt durch die Trockenheit der vergangenen Jahre, die sich wohl auch 2020 fortsetzt. "Besonders die Fichten und Tannen sind zum Teil gar nicht mehr zu retten", macht er deutlich. Und jetzt machten sich auch noch Unbekannte an seinen Bäumen zu schaffen. In einem knapp sechs Hektar großen Waldstück in der Nähe des Auesees, begutachtete er kürzlich einen ganz besonders betroffenen Bereich, der etwa einen halben Hektar groß ist. Dort stehen Kiefern und Fichten, die vom Borkenkäfer befallen sind und die aufgrund der Trockenheit dem Schädling nichts mehr entgegensetzen können. Auch ein paar Birken gehören zu diesem Besitz. An drei Birken standen Gefäße, die Sich mit Flüssigkeit füllten Dort machte er eine verblüffende Entdeckung: An drei Birken standen mehrere Gefäße, die sich mit einer Flüssigkeit füllten. In die Stämme der Birken waren kleine Löcher gebohrt worden, in die wiederum waren Strohhalme hineingesteckt worden, die in das jeweilige Gefäß mündeten. Unbekannte hatten wohl bereits seit einiger Zeit versucht, aus den Birkenstämmen Birkenwasser abzuzapfen. "So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte Drallmeier, machte einige Aufnahmen von dem Vorgang und informierte Förster Peter Heidmeier. Werner Drallmeier traute seinen Augen nicht, als er sah, was mit "seinen" Birken hier geschah. "Das ist doch das Blut der Birken, das unbekannte Zeitgenossen versuchen ihnen abzuzapfen", so der Naturliebhaber. Das könne den Birken einfach nicht gut tun, zumal sie - nicht ganz so schlimm wie die Fichten und Tannen - von den beiden vergangenen Dürrejahren und der aktuellen Trockenheit eh schon geschädigt seien. Denn der Birkensaft sichert die Nährstoffversorgung des Baumes und ist daher für ihn gerade im Augenblick von größter Bedeutung. Niemand habe mit ihm darüber gesprochen, ob er die Birken auf diese Weise "anzapfen" könne, so Drallmeier. Nunmehr seien auch die Birken dem Borkenkäfer, der in der Nachbarschaft schon ganze Nadelbestände vernichtet habe, vollkommen hilflos ausgeliefert. Er habe deshalb die Öffentlichkeit und auch den Förster informiert, damit nicht mehr Menschen auf diese Idee kommen. Es müsse sowieso an dieser Stelle in allernächster Zeit der ganze Bestand abgeholzt werden und man wisse heute noch gar nicht so recht, mit welchen Bäumen an dieser Stelle aufgeforstet werden könne. Birken sind dem Borkenkäfer ausgeliefert "Die Birken sind zwar nicht so wertvolle Bäume wie jetzt die Eichen oder Buchen aber sie sind wichtig als Begleitbaum für eine gemischte Kultur", weiß der Waldbesitzer. Er weist außerdem darauf hin, dass Bäume heutzutage dem Waldbesitzer "nichts mehr einbringen, weil viel zu viele Bäume absterben, aber sie sind von großem ideellen Wert für unsere Natur und Umwelt", so Drallmeier. Peter Heidmeier, der für das Gebiet von Hüllhorst bis Rahden als Revierförster zuständig ist, zu dem auch die Flächen der Waldwirtschaftsgenossenschaft (VWG) Espelkamp/Vehlage gehören, hatte sich nach dem Anruf von Werner Drallmeier aus Fabbenstedt sofort auf den Weg gemacht, um sich die Situation vor Ort anzuschauen. Auch er machte deutlich, dass er "so etwas in seinen langen Praxisjahren noch nicht erlebt hat". Gemeinsam mit dem Waldeigentümer wolle er jetzt zum Ende des zweiten Halbjahres noch einmal nachschauen, ob und wie die Birken diesen Aderlass überlebt hätten. Revierförster hat so etwas auch noch nicht erlebt Eigentlich würden Birken einen gelegentlichen Aderlass durchaus überleben, aber nicht "in diesen Mengen, wie das hier geschehen ist". Vielleicht einen Liter im Laufe eines längeren Zeitraumes. Dies hier sei "klar zu viel und könnte die Bäume auch schädigen", so der Fachmann. Außerdem hätte man den Waldbesitzer informieren müssen, bevor man die Bäume entsprechend angezapft hätte. Heidmeier hatte sich kundig gemacht und herausgefunden, dass Birkenwasser für verschiedene Zwecke genutzet wird. In Russland beispielsweise würde es anstelle von Shampoo verwendet. Die Schweden, so Heidmeier, machten daraus sogar Eis. Einige Zeitgenossen würden sich sogar in der Schnapsherstellung versuchen.

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