Stadt Bad Oeynhausen will drei neue Polleranlagen bauen

Bad Oeynhausen. Die grauen Würfel liegen nur vorübergehend links und rechts vom Augustaplatzbrunnen. Das Bild ist beeindruckend. Die Betonquader warten nämlich auf ihren Einsatz als übergroße Christbaumständer in der Innenstadt. Eigentlich erfüllen die Betonblöcke aber eine andere Funktion. Sie sollen Autofahrer daran hindern, über den Weihnachtsmarkt zu fahren. Anschläge mit Autos in Menschenmengen haben sich in den vergangenen Jahren im Terrorhandwerk unglücklicherweise etabliert. Der mobile Beton soll Zufahrten versperren und so für Sicherheit sorgen. Dabei gäbe es deutlich einfachere Möglichkeiten, die Fußgängerzone der Kurstadt zu sichern. Schon 2021 hat der Bad Oeynhausener Stadtrat im Ausschuss für Stadtentwicklung (ASE) beschlossen, an vier Stellen der Innenstadt hydraulisch versenkbare Poller zu bauen. Anlass dafür war keine Amokfahrt - sondern die Verbesserung der Aufenthaltsqualität für Fußgänger. Auch ohne Amok und Terror sind nach Ansicht der Stadtverwaltung zu viele Autos in der Fußgängerzone unterwegs. In einer Vorlage der Stadtverwaltung zur Sitzung des ASE vom 23. Februar 2021 argumentiert die Verwaltung, Bürger, Gäste und Besucher der Stadt sollten &bdquo;außerhalb der Lieferverkehrszeiten darauf vertrauen können, sich dort ungefährdet und ungestört von Kraftfahrzeugen bewegen zu können“. Trotz eindeutiger Beschilderung sei jedoch &bdquo;zahlreiches unbefugtes Befahren und Parken in der Fußgängerzone über die erlaubten Anlieferungszeiten hinaus“ zu beobachten. Auch interessant: Pannen-Poller in Bad Oeynhausen funktionieren wieder Stadt: Poller sollen Aufenthaltsqualität verbessern &bdquo;Das unerlaubte Befahren in der Fußgängerzone“ schrieb die Verwaltung in der Sitzungsvorlage unmissverständlich, lasse sich nur nachhaltig unterbinden, wenn das Ordnungsamt kontrolliere und außerdem die Zufahrt temporär, also während der Geschäftszeiten, beschränkt würde. &bdquo;Hierzu eignen sich versenkbare Polleranlagen wie im Bereich der Schützenstraße seit Jahren vorhanden.“ Die Investition in die Anlage wird auch mit Blick auf das viele Steuerzahlergeld gerechtfertigt. Bad Oeynhausen habe in den zweieinhalb Jahren vor 2021 bereits über zwei Millionen Euro zur Stärkung der Aufenthaltsqualität und Qualitätssicherung mit einem hohen Förderanteil in die Fußgängerzone gesteckt und plane ab 2023 weitere Investitionen. Vier Jahre später sind Bahnhof und Bahnhofsvorplatz saniert, die Neupflasterung der Klosterstraße sowie der Paul-Baehr-Straße im Gange. Die Stadt hat außerdem das Lenné-Karree gekauft und ist dabei, es zu sanieren. Der ZOB soll nächstes Jahr folgen. Alle diese öffentlichen Investitionen haben bei einem Eigentümer zu weiteren privaten Investitionen geführt: Eine Stadtbild prägende Immobilie, der Hohenzollernhof, wird ebenfalls mit Millionenaufwand von Grund auf saniert. Lesen Sie auch: Poller außer Betrieb: Freie Fahrt im Kurviertel von Bad Oeynhausen Die Aufenthaltsqualität der Innenstadt wird aber durch die verbotenen Autofahrten durch die Fußgängerzone geschmälert. Mal sind es Taxis, mal Anlieger, die mit mehr oder weniger großen Karossen bis vor die Haustüren ihrer Ziele navigieren. Die Stadtverwaltung will unberechtigte Autofahrer künftig davon abhalten, durch die Innenstadt zu rollen. Alle vier Polleranlagen sollten 2021 schätzungsweise 200.000 Euro kosten. Gebaut wurde dann aber bloß eine dieser Anlagen auf der Paul-Baehr-Straße, auf Höhe der ehemaligen Filiale der Deutschen Bank. Zwei weitere an der Herforder Straße und eine auf der Straße Am Kurpark, sind bislang bloß in Planung. Drei Poller unter Finanzierungsvorbehalt Die Poller auf Höhe des Königshofes sollten eigentlich schon 2023, die Poller auf Höhe des Lenné-Karrees und auf Höhe des Augustaplatzes bereits 2024/25 gebaut werden. Geschehen ist jedoch nichts. Der ASE hat die Planungen der Stadtverwaltung gebilligt. Gebaut wurde aber nur die Polleranlage auf der Paul-Baehr-Straße. Die anderen drei Anlagen standen 2021 unter Vorbehalt etwaiger Haushaltsberatungen. Lesen Sie auch: Ersatzpoller für die Schützenbrücke in Bad Oeynhausen bei Transport beschädigt Doch am fehlenden Geld kann es in den vergangenen Jahren nicht gelegen haben. Der Haushalt der Stadt Bad Oeynhausen ist erst im vergangenen Jahr leicht in die roten Zahlen gerutscht. Und einen Vorbehalt wegen etwaiger anderer Baustellen hat der Stadtrat gar nicht formuliert. Eine Neupflasterung der Herforder Straße war und ist nicht vorgesehen und auch der Königshof wird absehbar wohl keine Großbaustelle werden. Warum also hat die Stadtverwaltung den Bau der Poller nicht weiter vorangetrieben? Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich erklärt zu dem ursprünglichen Zeitplan, dass zunächst &bdquo;lediglich der Bau der Polleranlage in der Portastraße“ beschlossen worden sei. Aufgegeben hat die Verwaltung die Pläne für die drei weiteren Standorte nicht. Für diese Anlagen werde &bdquo;das weitere Vorgehen auch hinsichtlich der Ausgestaltung der Anlagen derzeit intern abgestimmt“. Mit Automatikpollern hat die Stadtverwaltung inzwischen ganz eigene Erfahrungen gesammelt. Vor allem die versenkbaren Poller auf der Schützenbrücke haben den Stadtwerken, die für die Unterhaltung der Anlagen verantwortlich sind, immer wieder Kopfzerbrechen bereitet. Die Polleranlage in der Paul-Baehr-Straße dagegen funktioniert - wenn auch nicht unfallfrei. Ein der Redaktion bekannter Radfahrer wurde von den herausfahrenden Pollern überrascht und stürzte. Glücklicherweise verletzte er sich nur leicht. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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