Podiumsdiskussion: Bad Oeynhausener Kandidaten im Fragen-Kreuzfeuer

Bad Oeynhausen. Nein, wirklich festlegen wollte sich Amtsinhaber Lars Bökenkröger (CDU) in Sachen Bauzeit Radschnellweg nicht. Seine Herausforderer waren da schon deutlicher. Ein bis zwei Jahre bis zur Fertigstellung schätzt Henrike Diestelhorst (SPD), nur ein bis anderthalb Jahre Thomas Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen). Andreas Korff (BBO) dagegen wäre froh, wenn die alte Stadtautobahn 2030 fertig umgebaut wäre. Nicht nur zur Verkehrsinfrastruktur sollten vier Bürgermeisterkandidaten bei der NW-Podiumsdiskussion am Dienstagabend Rede und Antwort stehen, sondern auch zu Problemimmobilien, zur Innenstadtentwicklung, dem Albert-Rusch-Viertel, zu den lokalen Folgen des Klimawandels und der Sicherheitslage in der Kurstadt hatten die beiden Moderatoren, die NW-Redakteure Jörg Stuke und Thorsten Gödecker, Fragen vorbereitet. Mehr als 200 Gäste verfolgten in der Wandelhalle die Veranstaltung im Vorfeld der Kommunalwahl. Gleich zu Beginn stellte NW-Redaktionsleiter Thorsten Gödecker klar, warum nur vier der eigentlich fünf Bürgermeisterkandidaten auf der kleinen Bühne der Wandelhalle standen: &bdquo;Die NW will rechtsextremen Kräften kein Forum bieten“, sagte er zur Erklärung, warum der AfD-Kandidat nicht eingeladen wurde. Eine Haltung, die vom Publikum mit großem Applaus belohnt wurde. Rund zwei Stunden lang standen Diestelhorst, Bökenkröger, Schmidt und Korff dann im Fragen-Kreuzfeuer der NW-Redakteure. Mit dem Medical City Plaza auf dem Hockeyplatz und dem Medi-Campus am Standort City Center seien gleich zwei Leuchtturmprojekte des einstigen Fünfer-Bündnisses kläglich gescheitert merkte Thorsten Gödecker an. Diese Kritik ließ Henrike Diestelhorst nicht gelten: &bdquo;Jedes Bündnis hätte sich über diese Projekte gefreut. Das Scheitern hatte einzig und allein privatwirtschaftliche Gründe.“ &bdquo;Die Fehler wurden schon Ende der 90er Jahre gemacht“ Für Thomas Schmidt ist die Geschichte der Innenstadt eine von Vertrauen in privates Investment. &bdquo;Und das hat noch nie funktioniert“, betonte er. Man müsse über den Tellerrand schauen, was andere Städte mit gleichen Problemen unternähmen. Bökenkröger sieht die Fehler schon weit vor dem Fünferbündnis: &bdquo;Die Fehler wurden schon Ende der 90er Jahre gemacht mit dem Bau des Werre-Parks. Damals hat man sich weggeduckt und falsche Entscheidungen getroffen“, erklärte er. Henrike Diestelhorst hätte gerne das Gradierwerk mehr im Zentrum, um die Innenstadt zu beleben, Andreas Korff will rechtlich gegen die Eigentümer vorgehen, die ihre Objekte verlottern lassen, und Thomas Schmidt ahnt, dass die Gebäude lediglich Spekulationsobjekte für die Eigentümer sind. &bdquo;Für das City Center könnte sich eine Kombination aus Wohnen, Handel und Kleingewerbe anbieten - zum Beispiel eine Markthalle.“ Kurzweilig wurde es, als alle Vier aufgefordert waren, sich als möglicher künftiger Bürgermeister der Kurstadt einen Beinamen zu geben. Henrike, die Menschenfreundin, Lars, der Kümmerer, Andreas, der Pragmatische, und Thomas, der Aufgabenlöser und Anpacker waren das Ergebnis. Dass es aber doch auch Wahlkampf war, wurde vor allem dann deutlich, als Schmidt Korff eine Nähe zur AfD vorwarf oder Diestelhorst Bökenkröger den Seitenhieb verpasste, er habe von Projekten profitiert, die ihre Partei beziehungsweise das Fünferbündnis auf den Weg gebracht habe: &bdquo;Sie konnten dann Bändchen durchschneiden.“ Der Amtsinhaber konterte und erklärte, in seiner Amtszeit seien 30 Projekte umgesetzt worden: &bdquo;So viel wie in all den Jahren davor nicht. Wir waren vorher nicht umsetzungsstark“, bemängelte Bökenkröger. &bdquo;Krankenhausbau an der AVK wäre eine Katastrophe“ Bei den &bdquo;Schnellraterunden“ war Spontanität gefragt. &bdquo;Wenn ich Bürgermeister bin, dann wird in fünf Jahren das Albert-Rusch-Viertel . . .“, wollte Jörg Stuke wissen. &bdquo;. . . abgerissen sein“, ergänzte Andreas Korff. &bdquo;. . . abgerissen und neu entstanden sein“, stellte Henrike Diestelhorst in Aussicht. &bdquo;. . . umstruktiert sein, mit Wohnungen, die bezahlbar sind - auch für normale Arbeitnehmer ohne Wohngeld“, lautete die Satzergänzung von Thomas Schmidt. &bdquo;. . . ein modernes innerstädtisches Quartier mit guter Sozialstruktur und Wohnraum für alle Klassen sein“, sagte Lars Bökenkröger. Thorsten Gödecker gab dann die Vorlage &bdquo;Wenn das Krankenhaus an der Auguste-Viktoria-Klinik gebaut wird, ist das für Bad Oeynhausen . . .“. &bdquo;. . . eine Katastrophe, da es neben dem HDZ besser gewesen wäre“, so die Einschätzung von Andreas Korff. &bdquo;. . . die Sicherung unseres Gesundheitsstandortes, damit ein Krankenhaus in der Stadt bleibt“, erklärte Henrike Diestelhorst. &bdquo;. . . die Möglichkeit, weiter ein Krankenhaus zu haben und somit eine gute Sache“, so die Satzvollendung von Thomas Schmidt. &bdquo;. . . nicht mein Wunsch, weil ich es gerne neben dem HDZ gehabt hätte, aber der Kreis hat anders entschieden“, sagte Lars Bökenkröger. Mehr zum Thema: Kommunalwahl 2025 im Kreis Minden-Lübbecke &bdquo;Die NEO ist eine leere Hülle“ Bei der kommunalen Wärmeplanung als wichtigem Baustein im Klimaschutz spielt auch die NEO (Neue Energie Bad Oeynhausen) eine gewichtige Rolle. Die Tochter der Stadtwerke glänzte in den vergangenen Jahren vor allem durch lange Baustellen im Stadtgebiet. In erster Linie Kliniken und Unternehmen wurden bisher angeschlossen, die privaten Haushalte bleiben außen vor - oder müssen deutlich höhere Preise zahlen. &bdquo;NEO ist eine leere Hülle, das ist nicht die Antwort auf den Klimaschutz“, winkt Schmidt ab. Ob denn der Anschluss privater Haushalte überhaupt erwünscht sei, hakte Stuke nach. &bdquo;Es braucht die Schlüsselkunden für die Wirtschaftlichkeit“, betonte Bökenkröger. Zudem seien die Kosten für die Fernwärmeleitungen exorbitant gestiegen. Demnächst werde die Leitung aber in der Bessingerstraße und auch ein neues Albert-Rusch-Viertel solle an die Fernwärme angeschlossen werden. &bdquo;Ich fasse zusammen: In der Not schließt die NEO auch Privathaushalte an“, schloss Jörg Stuke die Runde. Andreas Korff setzt beim Klimaschutz auch darauf, dass mehr Leute vom Auto aufs Rad oder in den Bus umsteigen. Dazu müsse der ÖPNV ausgebaut werden. Thomas Schmidt sieht das Vorbild für den Radschnellweg in den Niederlanden, wo sich der motorisierte Verkehr und der Radverkehr gleichberechtigt den Raum teilen. Lars Bökenkröger hat im Rathaus eine Stelle in Sachen Hochwasserschutz schaffen lassen. Und Henrike Diestelhorst sieht den Wasserbeschaffungsverband am Wiehen in der Pflicht, die Hochbehälter zu renovieren und weitere Brunnen zu bauen, um der Wasserknappheit entgegenzuwirken. Bei einem allerdings waren sich alle vier Kandidaten einig: Steuererhöhungen auf kommunaler Ebene soll es mit ihnen in den kommenden fünf Jahren nicht geben. &bdquo;Ich vermeide es, frühmorgens durch den Sielpark zu radeln“ Dass die gefühlte Sicherheit konträr zur Polizeistatistik steht, kann Henrike Diestelhorst bezeugen. &bdquo;Morgens in der Dämmerung mit dem Rad durch den Siel zur Arbeit zu fahren, das vermeide auch ich“, sagte sie. Lars Bökenkröger bemängelte, dass in Deutschland der Datenschutz zu hoch gehängt werde: &bdquo;Das ist nicht mehr zu ertragen. Er steht einer Videoüberwachung an bestimmten Plätzen im Weg. Die Leidtragenden sind die Bürger“, kritisierte er. Und bekam dafür Szenenapplaus der Gäste. &bdquo;Wir hatten schon immer schlimme Fälle, aber mehr mediale Berichterstattung und vor allem einige politische Kräfte führen dazu, dass es mehr wahrgenommen wird“, erklärte Andreas Korff. &bdquo;Wir sollten gucken, wie die Welt aussehen würde, wenn all die Zuwanderer nicht mehr hier wären. Gerade wir als Gesundheitsstandort hätten dann ein massives Problem“, sagte Korff. Für eine Chance auf Integration sei Prävention wichtig, betonte Henrike Diestelhorst. &bdquo;Wir müssen die Menschen sprachlich fördern - gerade da wurde und wird gespart, das ist falsch.“ Den Rausschmeißer machte dann das Open-Air-Konzert des Parklichter-Freitags. &bdquo;Wenn ich Bürgermeister bin, wird im nächsten Jahr das Parklichter-Konzert . . .“, gaben Stuke und Gödecker vor. &bdquo;. . . hinsichtlich Ausrichter und Künstler überprüft und durchgeführt“, erklärte Thomas Schmidt. &bdquo;. . . wieder stattfinden, weil es zu Bad Oeynhausen gehört, aber es braucht gute Künstler für einen schönen Abend“, betonte Henrike Diestelhorst. &bdquo;. . . hoffentlich besser besucht und weniger defizitär sein“, ergänzte Andreas Korff. &bdquo;Das dürfte einfach sein, die Latte liegt niedrig“, kommentierte Jörg Stuke, bevor er Lars Bökenkröger den Preis für die kürzeste Antwort verlieh: &bdquo;. . . stattfinden“, lautete dessen Wortbeitrag. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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