Sanfter Druck auf den Eigentümer der bekanntesten Bad Oeynhausener Schrottimmobilie

Bad Oeynhausen. Die Stadtverwaltung bereitet sich darauf vor, sanften Druck auf den Inhaber des Königshofes auszuüben. Das macht sie seit fast neun Monaten. Aus dem Dezember des vergangenen Jahres datiert eine NW-Anfrage, ob es den Tatsachen entspreche, dass die Stadt mit Blick auf den bröckelnden Königshof über eine sogenannte &bdquo;Ersatzvornahme“ nachdenke. Konkret will die Stadt wissen, ob die Immobilie in ihrem jetzigen Zustand eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung darstelle. Weil Eigentümer Manuel Ersay den Aufforderungen der Stadt nach Überprüfung seiner Problemimmobilie nicht nachgekommen ist, soll jetzt der Technische Überwachungsverein (TÜV) das altehrwürdige Gebäude auf Putz und Ziegel prüfen. Eine entsprechende Anfrage der NW bestätigt nun Stadtsprecher Volker Müller-Ulrich. Zwei frühere Versuche der Redaktion, Auskunft über die Inhalte der Ersatzvornahme zu bekommen, wurde mit dem Verweis auf den Datenschutz und noch nicht verstrichene Fristen abgewiesen. Diese Zurückhaltung der Stadt verwundert, hat sie doch im Oktober 2024 durch die Stadtwerke öffentlichkeitswirksam einen Bauzaun rund um das einstige Nobelhotel aufstellen lassen – im Rahmen einer Ersatzvornahme. Damals wollte die Stadt nicht länger untätig zusehen, wie herabfallende Trümmer des Königshofes Passanten gefährden. Mehr zum Thema: Eigentümer unternimmt nichts gegen Gefahr: Stadt Bad Oeynhausen zäunt Königshof ein Schon 2023 hatte die Stadt den Eigentümer aufgefordert, seine Immobilie zu sichern Schon im März 2023 hatte die Stadtverwaltung Manuel Ersay aufgefordert, seine Immobilie zu sichern. Damals verzichtete die Verwaltung auf eine Fristsetzung. Der Königshof, der seit der Übernahme durch den Investor Manuel Ersay seit sieben Jahren zusehends verfällt und bröckchenweise aufs Pflaster scheppert, bereitet der Stadt und Passanten zunehmend Sorgen. Eigentlich wollte Eigentümer Ersay nach eigener Aussage schon 2023 mit der Sanierung des Königshofes beginnen und Ende 2025, spätestens im Juli 2026, fertig sein. Geplant sind laut Ersay Ferienwohnungen, Skybar, Eisdiele und Veranstaltungsgastronomie. Von Bautätigkeiten bisher aber keine Spur. Der Projektentwickler der Bielefelder Firma &bdquo;Arealplanung“ hat das frühere &bdquo;Erste Haus am Platze“ 2018 von Friedrich-Wilhelm Molzahn, dem Erben der langjährigen Eigentümerin Cäcilia Wolf, gekauft und damals versprochen, das Hotel zu einem Vier-Sterne-Haus zu machen. Gescheiterte Pläne begleiten das Projekt und den Projektentwickler mit einer auffallenden Häufigkeit. So hatte Ersay schon bald nach dem Kauf verkündet, dass der Königshof ohne ein neues Parkhaus nicht gehe. Möglichst eines mit 250 Stellplätzen, wie er Anfang 2019 konkretisierte. 2020 reduzierte Ersay diese Ansprüche in einer Bauvoranfrage auf 145 Stellplätze. Das Parkhaus sollte aber trotzdem acht Geschosse haben und so hoch werden wie der Königshof selbst. Das aber war der Politik immer noch deutlich zu viel. Im Oktober 2021 beschloss der Ausschuss für Stadtentwicklung (ASE), hier maximal ein 20 Meter hohes Parkhaus mit 120 Stellplätzen zu genehmigen. Im Februar 2023 kündige Ersay an, aus den ehemals 242 Zimmern und 50 Apartments, verteilt auf fünf Geschosse mit jeweils 3.700 Quadratmetern Fläche (plus zwei Kelleretagen), &bdquo;kleine Ferienwohnungen“ zu machen. &bdquo;124 Ferienwohnungen in Etage eins bis vier.“ 38 Doppel- und 86 Einzelzimmer, alle zwischen 30 und 70 Quadratmeter groß. Dadurch sollte der Königshof auf eine langfristige Verweildauer ausgelegt und vom Charakter her ein Boardinghaus werden. Die Glasfassade zum Kurpark hin, werde ein &bdquo;wahres Schmuckstück“ sein, kündigte Ersay an. Eigentümer habe &bdquo;umgehend auf die Anforderungen der Gefahrenabwehr reagiert“ Zu Beginn seines Engagements hatte Ersay angekündigt, kurzfristig die dann sanierte Bundeskegelbahn des Königshofes wiederzueröffnen. Die Verkehrssicherungspflicht des Eigentümers ist seit mindestens Juli 2021 ein Dauerbrenner in der Stadtverwaltung. Damals erklärte der Technische Beigeordnete, Thomas Lüer, auf Anfrage der NW, der Eigentümer habe stets &bdquo;umgehend auf die Anforderungen der Gefahrenabwehr reagiert“. Lüer fügte hinzu: &bdquo;Eine Einschätzung zu Gefahren, die von einem Gebäude ausgehen, kann der Eigentümer eines Gebäudes in Kenntnis der Bausubstanz und möglicher Fragestellungen zur Verkehrssicherung am ehesten beantworten.“ Diese Zuversicht scheint ebenso zu bröckeln, wie die Schrottimmobilie am Kurparkeingang. In Herford hatte Manuel Ersay auch 2018 das Haus Ilsemann an der Rennstraße erworben und fortan vernachlässigt. Auch in der Hansestadt konfrontierte der Projektentwickler die Verwaltung mit nicht genehmigungsfähigen Bauplänen. Unter anderem hat das Wirken Ersays in Herford die dortige Verwaltung eine Taskforce einrichten lassen, die sich um die Schrottimmobilien kümmert. Diese Taskforce kann auf die gesamte Verwaltung zugreifen, etwa die Bereiche Bauordnung, Bauaufsicht, Denkmalschutz, Kämmerei und Liegenschaften, um Druck auf die Eigentümer auszuüben. Ähnliches gibt es in Bad Oeynhausen nicht. Mehr zum Thema: Gebäude am Rennplatz in Herford verkommt zur Ruine - die Gründe Manuel Ersay hat übrigens Interesse an einer Sanierungsvereinbarung mit der Stadt bekundet. Darin verpflichtet sich der Eigentümer gegenüber der Stadt zur Beseitigung der Missstände. Nach Abschluss der Baumaßnahme prüft die Stadt auf Antrag die Originalrechnungen zusammen mit den Zahlungsbelegen und erstellt eine gebührenpflichtige Bescheinigung zur Vorlage beim zuständigen Finanzamt. Denn dort kann der Bauherr zehn Jahre lang seine Investitionen abschreiben. Dieses Steuerleckerli ist der Köder, der den Eigentümer locken soll, sein Eigentum zu sanieren. In Kombination mit anderen Förderprogrammen sollte sich das für den Eigentümer rechnen, nimmt die Kommune an. Thomas Lüer sieht darin keine vertraglichen Verpflichtungen, sondern ein niedrigschwelliges, aber finanziell hochattraktives Angebot, um Eigentümer zu motivieren, in ihre Immobilien zu investieren. Im Technischen Rathaus lautet die Devise wohl &bdquo;eile mit Weile“, denn der TÜV werde den Königshof erst begutachten, wenn die Pflasterarbeiten in der Paul-Baehr-Straße abgeschlossen seien, teilt die Stadt mit. Lesen Sie auch: Fünf Gebäude im Check: Bad Oeynhausener City mit Problemen aus den 80er Jahren

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