Start-Up aus Bad Oeynhausen: Chefarzt gibt Posten für Medizin-App auf

Bad Oeynhausen. Es ist gerade einmal zwei Jahre her, dass Christian Flottmann und Stephan Garl ihr Start-up vorgestellt haben. Zwei Jahre, in denen die Novadocs ihre Smartcor-App über die Region hinaus bekannt gemacht haben. Seitdem kann mittels Smart-Watch das Herz überprüft werden. Nun tüfteln die beiden zusammen mit dem Herzzentrum und &bdquo;fbeta Berlin“ an einer neuen Nachsorge-App für Lungenembolie-Patienten. Ein Projekt, das vom Land NRW und der EU gefördert wird. Und weil die vergangenen Monate erfolgversprechend waren, hat Flottmann zudem seinen Job als Chefarzt aufgegeben und widmet sich nun in Vollzeit dem jungen eigenen Unternehmen an der Königstraße. Übergewicht, Bluthochdruck, Schlaf-Apnoe, höheres Lebensalter und kalorienreiches Essen – ab 70 Jahren haben rund zehn Prozent der Bevölkerung der westlichen Welt Herzprobleme. Alleine das Vorhofflimmern macht dabei rund zwei Prozent aller Gesundheitskosten aus. 20 bis 30 Prozent aller ischämischen Schlaganfälle gehen auf eben dieses Vorhofflimmern zurück. Und auch das Herz selbst kann Schaden nehmen. Oftmals geschieht das vom Patienten unbemerkt. Dank Flottmann, Garl und Programmierer Daniel Zenz kann seit zwei Jahren ein von der Smart-Watch aufgezeichnetes EKG in der App hochgeladen und vom Mediziner-Pool der Novadocs ausgewertet werden. &bdquo;Wir haben sehr viel positives Feedback bekommen“, bilanziert Christian Flottmann. Sowohl von Nutzern als auch von Praxen und Kliniken. EKGs aus ganz Deutschland erreichen das Team um Flottmann, wobei die ländlichen Regionen durchaus in der Überzahl sind. &bdquo;Dort ist die Facharztsuche schwierig“, weiß der Kardiologe. Das spiegele sich in den Nutzerdaten wider. &bdquo;Die sind ein Spiegelbild der medizinischen Grundversorgung“, ergänzt Stephan Garl. Neue Nachsorge-App zusammen mit dem HDZ Die Vorsorge-App ist entwickelt, nun soll der Bereich der Nachsorge abgedeckt werden. Am Förderprojekt des Landes und der EU nehmen die Novadocs zusammen mit dem Herz- und Diabeteszentrum teil und wollen eine App für Lungenembolie-Patienten entwickeln. &bdquo;Noch sind wir in der Entwicklung von lebenDIG und sind vermutlich nicht vor Ende 2026, Anfang 2027 am Markt“, sagt Christian Flottmann. Ein Teil der Lungenembolie-Patienten haben einen Lungenhochdruck, die pulmonale Hypertonie. &bdquo;Die App vereint Aktivitätsmessung und Fragebogen, damit schon erste Anzeichen herausgefiltert und der Patient engmaschig versorgt werden kann.“ Auch interessant: Die Kurstadt Bad Oeynhausen ist nur bei der Gesundheit und den Senioren spitze Auch wenn diese App für eine ganz spezielle Zielgruppe ausgelegt ist, sei sie, so Flottmann, perspektivisch auch auf andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen anwendbar. &bdquo;Unser Ziel ist es nach wie vor, mit digitalen Methoden die Gesundheitsversorgung zu verbessern“, betont Stephan Garl, der derzeit nur nebenberuflich für die Novadocs im Einsatz ist. &bdquo;Das ist schon herausfordernd – macht aber Spaß“, sagt Garl (49). Für ihn als Projektmanager sei es interessant zu sehen, wie wenig digitalisiert die eigentlich hoch technisierte Medizinbranche eigentlich sei: &bdquo;Da wird an manchen Stellen noch gefaxt. Es gibt überall einen Rückstau an Digitalisierung“, sagt er. Posten am Bünder Krankenhaus gekündigt Ganz anders sein langjähriger Freund, mit dem er zusammen vor 30 Jahren Abitur gemacht hat. Christian Flottmann hat inzwischen seinen Chefarzt-Posten am Bünder Krankenhaus gekündigt und sich ganz auf die Novadocs konzentriert. &bdquo;Natürlich sprechen wir hier von einem anderen Verdienst“, winkt der 49-Jährige ab. &bdquo;Aber ich hatte Bock auf was Neues – und wenn nicht jetzt, wann dann?“ Es habe sich mit der Entwicklung des Start-ups eine Chance geboten, die er nicht habe verstreichen lassen wollen. &bdquo;Das war schon ein großer Schritt, eine neue Herausforderung“, resümiert der 49-Jährige. &bdquo;Es gibt Zeiten, da vermisse ich mein tolles Team im Krankenhaus und auch die Arbeit am Patienten“, gibt er zu. Um den Bezug zur Praxis aber nicht zu verlieren, und vielleicht auch mal den ein oder anderen Patienten begutachten zu können, macht Flottmann einige Stunden in einer Hausarztpraxis am Südhang des Wiehengebirges. &bdquo;Die Arbeit im Krankenhaus war unmittelbarer, die Telemedizin ist anonymer – aber hinter jedem EKG steht ein Schicksal, ein Mensch“, betont Flottmann. Sicherste Messmethode ist das EKG Zusammen mit Stephan Garl, ebenfalls 49 Jahre alt, liegt ihm das Thema Vorsorge sehr am Herzen. &bdquo;Das sind für die Kardiologen unheimlich wichtige Daten, die wir mittels &bdquo;Smartcor“ ermitteln. Und sie erreichen auf einfachstem Wege den Spezialisten“, erklärt Christian Flottmann. &bdquo;Es lassen sich Wartezeiten verhindern und das Gesundheitssystem wird entlastet.“ Weshalb die beiden Freunde auch hoffen, dass die gesetzlichen Krankenkassen das Angebot in nicht allzu ferner Zukunft als Regelversorgung bezahlen. &bdquo;Vorsorge ist wichtig. Ein Drittel aller Todesfälle sind auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen. Deshalb unsere Idee, die Probleme deutlich eher zu erkennen und zu behandeln.“ Denn schon kurze Episoden eines Vorhofflimmerns könnten, so Flottmann, das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen. &bdquo;Die Hälfte der Patienten bemerkt ein solches Flimmern gar nicht.“ &bdquo;Rhythmusstörungen werden unterschätzt und weltweit unterbewertet“, betont Kardiologe Flottmann. Dabei ließen sich bei einem frühzeitigen Erkennen schwere Erkrankungen und dementsprechend hohe Gesundheitskosten vermeiden. &bdquo;Ein Langzeit-EKG ist für den Patienten oft unbequem und verursacht zudem Kosten. Eine Smart-Watch trägt der Patient oftmals freiwillig den ganzen Tag.“ Dadurch können auf einfachste Art ein EKG geschrieben und der Rhythmus überwacht werden. Mediziner bekommen besseren Überblick &bdquo;Mit einer solchen Uhr bekommen wir Mediziner einen besseren Überblick. Denn ein EKG beim Arzt wird oft nicht im Anfall geschrieben. Und auch beim Langzeit-EKG ist es meist Glückssache, wenn genau dann eine Herz-Rhythmus-Störung auftritt“, erklärt Kardiologe Flottmann. Im Urlaub, abends oder am Wochenende – egal wann der Vorhof flimmert, die Uhr zeichnet es auf. &bdquo;Ein EKG wäre dann nicht da.“ Und so wundert es nicht, dass viele App-Nutzer das Angebot als &bdquo;Regenschirm“ bezeichnen. &bdquo;Es ist eine Info mehr für den mündigen Patienten, wir bieten zusätzlich zur KI noch den menschlichen Experten hinter der App.“ Denn auch wenn Pulstasten und Blutdruckmessung Rückschlüsse auf den Herzrhythmus zuließen: &bdquo;Die sicherste Methode ist immer noch das EKG. Und das wollen wir schneller und besser zum Facharzt bekommen“, nennt Christian Flottmann das oberste Ziel. Um nicht nur den Patienten zu erreichen, sondern irgendwann flächendeckend zu arbeiten, bieten die Novadocs auch die betriebliche Gesundheitsvorsorge an. So können auch die Arbeitgeber Vorsorge übernehmen – für leistungsstarke Mitarbeiter. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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