Aus dem Ruhestand zurück: 70-Jähriger leitet mit Kollegen neue Gefäßmedizin in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Der langjährige, leitende Gefäßchirurg des Krankenhauses Bad Oeynhausen ist mit 70 Jahren im Ruhestand - und startet noch einmal durch. Ernest Danch baut nebenan die neue High-Tech-Gefäßmedizin des Herz- und Diabeteszentrums (HDZ) NRW auf. Der Chirurg hat die Straßenseite gewechselt und nimmt einen Teil seines Teams mit. Danch hat nach eigenen Angaben einen Dreijahresvertrag im HDZ unterschrieben. &bdquo;Ich fühle mich fit“, sagt er. Die neue Abteilung Gefäßmedizin wird schon am 1. Juli mit etwa 20 neu geschaffenen Stellen ihre Arbeit aufnehmen. Das Herzstück, die neuen Operationssäle, sind derzeit noch Baustelle. Doch schon in zwei Monaten soll der medizinische Betrieb im Anbau beginnen. Zum Pressegespräch am Mittwoch nahmen Ernest Danch und Florian Willecke, der leitende Angiologe des HDZ, ihren künftigen Arbeitsplatz schon einmal in Augenschein. Dort, wo die beiden Ärzte im weißen Kittel stehen, sollen schon ab dem 1. September Patienten versorgt werden und Operationen an Gefäßen möglich sein. Das HDZ schafft im neuen Bereich Gefäßmedizin Platz für 34 Betten. Im ersten Halbjahr plant HDZ-Geschäftsführerin Karin Overlack mit etwa 350 Eingriffen. &bdquo;Die Erfahrung zeigt, dass wir meist sehr schnell voll sind“, sagt Overlack zu der erwarteten Auslastung. Die Gefäßmedizin ist für das HDZ von großer Wichtigkeit, wie sie betont. Ohne diese Leistung fehlte dem HDZ etwa ein Drittel der Einnahmen, das hat die Geschäftsführerin im NW-Gespräch vor einem Jahr klar gemacht. Vor allem aber wäre im Akutfall die Patientensicherheit womöglich gefährdet, wenn kein Gefäßchirurg im Haus wäre. Mit wehendem Kittel in den OP Bislang sind Gefäßchirurgen bei Bedarf aus dem benachbarten Krankenhaus Bad Oeynhausen in die Landesklinik geeilt. Doch mit dem absehbaren Wegzug des Krankenhauses wäre diese Zusammenarbeit vorbei. Das Krankenhaus soll nach Plänen der Mühlenkreiskliniken in einen noch zu bauenden Anbau an der orthopädischen Fachklinik Auguste Viktoria ziehen. Das Krankenhaus ist zwar noch an Ort und Stelle, doch das HDZ hat mit dem Anbau schon mal Fakten geschaffen. Wie es im Krankenhaus weitergeht, ist unklar. Die Pressestelle der Mühlenkreiskliniken verwies auf den Brückentag und kündigte Antworten frühestens in der kommenden Woche an. Derzeit wird die Gefäßchirurgie von Minden aus bedient. Der Unruheständler Ernest Danch erinnert sich schmunzelnd daran, wie er früher oft &bdquo;als Feuerwehrmann“ mit wehendem Kittel vom Krankenhaus ins HDZ gelaufen sei. Inzwischen gibt’s sogar einen Tunnel und eine Brücke zwischen Krankenhaus und HDZ. Und Danch ist nun nicht mehr Helfer in der Not, er hat am Reißbrett die Pläne für den Anbau mit entworfen. Im HDZ, sagt er, fühle er sich &bdquo;wie zu Hause“. Für den Gefäßchirurgen ist die Neuanstellung nach dem Ruhestand auch eine Rückkehr zu den eigenen beruflichen Wurzeln. Eigentlich wollte er selbst Herzchirurg werden, erzählt Danch. Seine Berufslaufbahn habe vor 40 Jahren im HDZ begonnen. Danchs Selbstbeschreibung als &bdquo;Feuerwehrmann“ lässt Karin Overlack so nicht stehen. Die Gefäßmedizin, also die Chirurgie und die Angiologie, erklärt die HDZ-Geschäftsführerin, decke Bedarfe vieler Patienten ab: &bdquo;Die Ärzte sind an einer Schnittstelle tätig.“ Und das nicht nur mit dem Skalpell wie in der Gefäßchirurgie, sondern eben auch mit minimalinvasiven Mitteln des Fachbereichs Angiologie, den Florian Willecke im HDZ verantwortet. Interdisziplinäre Gefäßmedizin: Skalpell oder Stent? Die beiden Ärzte werden künftig interdisziplinär arbeiten. Gibt das nicht Streit über die richtige Behandlung mit Skalpell oder Stent? &bdquo;Das ist ein wichtiger Punkt“, sagt Florian Willecke. Genau diesen Konflikt sollen die Fachleute künftig untereinander und im Sinne der bestmöglichen Behandlung für den Patienten lösen. Danch nickt zustimmend und sagt: &bdquo;Von dieser Zusammenarbeit profitieren die Patienten am meisten.“ Das HDZ nimmt für den Anbau rund 20 Millionen Euro in die Hand, so Karin Overlack. Die Gefäßchirurgen sind künftig mit vier Oberärzten und vier Assistenzärzten vertreten, aus der Angiologie werden zwei Oberärzte und ein Assistenzarzt tätig. Das ganze Team besteht aber aus deutlich mehr Köpfen. Etwa 20 Stellen schafft das HDZ allein für Pflegekräfte. Das Gebäude selbst kostet rund zwölf Millionen Euro, hinzu kommt der Umbau der Stationen. Allein die Medizintechnik im neuen Hybrid-Operationssaal verschlingt etwa eine Million Euro. Dort können beispielsweise während der Operation auch Katheder geschoben werden sowie Bilder vom Patienten gemacht und ausgewertet werden. Das HDZ hat bereits zwei solcher Hybridsäle und bekommt einen dritten. Sämtliche Operationssäle werden künftig in einem langen Flur miteinander verbunden sein. Und auf genau diesem Flur im Anbau herrscht am Mittwoch noch reger Baustellenbetrieb. Die Maurer, Trockenbauer und Techniker sind vollauf damit beschäftigt, Kabel zu verlegen, Wände hochzuziehen und zu dämmen. Ein OP-Tisch oder eine OP-Lampe sind noch nicht in Sicht. Bloß ein heller Baustrahler. Das muss für ein erstes Foto reichen. Und das bleibt nicht unbemerkt. Im Vorbeigehen grüßen die Bauarbeiter die Ärzte in ihren weißen Kitteln: &bdquo;Ach, die Maler sind da“, heißt es. Das gibt aus unterschiedlichen Grünen ein großes Hallo. Ernest Danch trägt seinen neuen Titel mit Fassung.

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