Traditionsevent in Bad Oeynhausen: Sorge um Zukunft des Parklichter-Konzerts

Bad Oeynhausen. Ja, über Musikgeschmack lässt sich bekanntlich streiten. Auch ist der Geschmack der Masse nicht zwingend der beste. Fakt aber ist, nur mit der Masse lässt sich Geld verdienen. Und Geld braucht das Staatsbad mehr als dringend. Ein großes Stück vom Kuchen &bdquo;Konzertfreitag“ abzubekommen war dann kurz vor Weihnachten 2023 auch der Grund, den etablierten Geschäftspartner als Veranstalter des Parklichter Open-Air-Konzertes mit schlechtem Stil rauszukegeln. Stattdessen wurde eine in der Veranstalterszene unbekannte Bookerin aus Berlin eingekauft. Schon das Open-Air im Sommer 2024 war eine deutliche Verschlechterung zu den Konzerten der Vorjahre. Und 2025 sieht es noch bitterer aus. Ein desolater Kartenvorverkauf lässt Böses ahnen. Blicken wir zurück: 2005 hatte der damalige Staatsbad-Geschäftsführer Stefan Dörr die Idee, die Parklichter zu ergänzen. Es gab einen Familiensonntag für die Kleinen und einen Samstagabend für die mittelalte bis ältere Generation. Nur die Jugend hatte nichts von der traditionsreichen Großveranstaltung in Bad Oeynhausen. Das sollte sich ändern, überlegten Dörr und der damalige Vorstand der Stadtsparkasse Rainer Janke. Sie riefen den Konzertfreitag ins Leben. 2006 ging’s los. Tobias Regner und Mike Leon Grosch, die beiden Finalisten der ersten Staffel von &bdquo;Deutschland sucht den Superstar“, traten vor 2.000 Zuschauern im Park auf. 2007 folgte Reamonn mit 5.000 Zuschauern. Hammermäßig wurde es dann bei Boss Hoss, Sunrise Avenue und Culcha Candela, die 2008 6.000 Zuschauer lockten. Ab 2008 Partner gesucht Trotz stetig steigender Besucherzahlen reifte bei Dörr die Erkenntnis: Das kann das Staatsbad nicht alleine tragen. Gesucht wurde ein Partner, der den Konzertfreitag als Veranstalter übernehmen und damit auch das Risiko tragen sollte. Gefunden wurde er in der Bielefelder Konzertagentur Vibra Agency. Walent-Tony Cerkez hat in der Szene einen sehr hohen Bekanntheitsgrad und seine Agentur ist fest im Veranstaltungsleben etabliert. Und er hat sie alle nach Bad Oeynhausen geholt: Jan Delay, Alligatoah, Cro, Casper, Fury in the Slaughterhouse (2022 mit einem Rekordbesuch von 7.200 Zuschauern) und zuletzt Clueso (6.500). In den vergangenen Jahren hat Cerkez dafür gesorgt, dass der Parklichter-Freitag zu dem Konzertfreitag wurde, der er ist. Oder wohl eher war. 15 Jahre Erfolg. 15 Jahre, in denen die Fans von weither in die Kurstadt reisten. 15 Jahre Chancen, Bad Oeynhausen auch marketingmäßig nach vorne zu bringen. 15 Jahre - von jetzt auf gleich verpufft. Lesen Sie auch: Rekordtief: Kaum Karten fürs Parklichter-Konzert in Bad Oeynhausen verkauft Weil die Gier zu groß war. Vielleicht auch die Selbstüberschätzung. Man kann nur spekulieren. Denn zu den Gründen der nicht weitergeführten Zusammenarbeit mit Vibra schwiegen sich Staatsbad-Geschäftsführerin und Bürgermeister im Dezember 2023 aus. Die Geschäftsführerin nannte auf Nachfrage lediglich &bdquo;interne Gründe“ und dass sie die Veranstaltung auf wirtschaftlichere Beine stellen müsse. Auch von Intransparenz war die Rede. Mit dem neuen Modell profitiere das Staatsbad auch von den Ticketeinnahmen. Die Frage, ob sich durch die Eigenregie nicht das finanzielle Risiko des Staatsbades erhöhe, verneint sie. Das Staatsbad habe schon immer das Risiko getragen, auch Vibra sei lediglich Dienstleister für den Freitag gewesen. Dem aber ist nicht so. Nach NW-Informationen hat Cerkez’ Agentur Vibra die Gage für die Künstler übernommen, das Personal für den Abend gestellt, das Catering Backstage, die Security sowie die Hotelkosten der Künstler bezahlt. Im Gegenzug profitierte Cerkez von den Ticketeinnahmen. Das Staatsbad kassierte die Sponsoring-Einnahmen durch die Vermarktung als Sparkassen-Freitag sowie die Einnahmen aus der Gastronomie. Die waren übrigens im vergangenen Jahr auch ein großes Gesprächsthema in der Stadt. Vor allem die exorbitanten Getränkepreise waren es, die viele nach Luft schnappen ließen. Denn ein 0,4-Liter-Becher Bier kostete 2024 ebenso wie die gleiche Menge Cola oder Apfelschorle stolze 6 Euro. Da fiel besonders am Familiensonntag eins auf: Die Getränkebuden waren so gut wie leer, kaum jemand verirrte sich an die Stände. Alles pure Absicht? Ja, es gibt sicherlich viele Gründe, warum die Menschen in diesem Jahr verhalten sind beim Kartenvorverkauf für die Parklichter. Das Line-up, das in der Stadt auch gerne spöttisch als Reste-Rampe bezeichnet wird, trägt aber zu einem Großteil dazu bei. Einigen wenigen ist das Konzert im altehrwürdigen Kurpark schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Die heilige Stätte gehöre geschützt. Solch ein Musikklamauk passe dort nicht hinein, ließen sie immer mal wieder verlauten. Böse Zungen behaupten, das alles sei also pure Absicht. Schlechtes Line-up bedinge einen schlechten Kartenverkauf und das wiederum könne eine grundsätzliche Absage des Freitags rechtfertigen. Staatsbad, Verwaltung und Politik täten gut daran, zurückzurudern. Sich wieder einen - neuen oder alten - starken, fähigen und mit Fachkenntnissen versehenen Partner ins Boot zu holen. Noch ist es dafür nicht zu spät. Noch kennen die Künstleragenturen den Spielort Bad Oeynhausen. Doch in der schnelllebigen Zeit wird es nicht lange dauern, bis dieser vom Radar der großen Namen verschwunden ist. Liebe Verantwortliche: Werdet also aktiv, springt über euren Schatten, gebt Fehler zu und rettet, was zu retten ist! Denn es gilt, den Parklichter-Freitag für die Jugend zu erhalten. Denn bekommen sie nichts mehr geboten - dann sind sie irgendwann weg. Und kehren auch nicht wieder zurück. Und dann gehen in Bad Oeynhausen noch ganz andere Lichter aus. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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