Gewalttat jährt sich: Mahnende Worte zum Gedenken an Tod von Philipos in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Familie und Freunde von Philipos Tsanis erinnerten am Samstagnachmittag, 21. Juni, am Tatort im Kurpark von Bad Oeynhausen an die Gewalttat, die den jungen Mindener vor einem Jahr das Leben kostete. Philipos’ Mutter Joanna Steinmann-Glogowski rief in einer kleinen Rede vor allem Jugendliche dazu auf, Verantwortung zu übernehmen - für sich, aber auch für andere. Aus dem kleinen Lautsprecher, der auf einer Mauer am Rande des Kurhausvorplatzes liegt, tönte Musik - Lieder von Philipos. &bdquo;Philipos selbst ist verstummt, aber seine Musik lebt weiter“, sagt Joanna Steinmann-Glogowski, die Familie und Freunde zum gemeinsamen Gedenken an den Ort eingeladen hat, an dem fast genau ein Jahr zuvor ihr Sohn tödlich verletzt wurde. Philipos hatte am Abend des 22. Juni 2024 die Abiturfeier seiner Schwester im Kaiserpalais besucht. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Vor der Tür, am Rande der Kurhausterrasse, kam es im Laufe der Nacht zu einer Schlägerei, bei der der 20-Jährige so schwer verletzt wurde, dass er zwei Tage später im Klinikum Minden verstarb. Als Haupttäter wurde der 19-jährige Syrer Mwafak al S. angeklagt und am 9. Mai vom Landgericht Bielefeld wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung zu neun Jahren Jugendstrafe verurteilt. Seine Anwälte beantragten Revision gegen das Urteil, das damit noch nicht rechtskräftig ist. Gedenkstein für Philipos im Kurpark Am vergangenen Mittwoch, 18. Juni, hatte die Stadt Bad Oeynhausen eine Steinplatte am Ort des Geschehens ins Pflaster einbauen lassen, mit der an den gewaltsamen Tod des Mindeners erinnert wird. &bdquo;Das ist eine sehr großzügige Geste der Stadt Bad Oeynhausen“, sagte Joanna Steinmann-Glogowski. Die ausdrücklich auch die schlichte und zurückhaltende Gestaltung der Steintafel lobte: &bdquo;Das ist ganz in meinem Sinne.“ Zum Thema: Gedenkstein für Philipos eingebaut Zu der Gedenkfeier war auch Max Amendt gekommen. &bdquo;Philipos und ich waren sehr gute Freunde. Wir haben jeden Tag miteinander gesprochen“, berichtete Max. &bdquo;Es ist sehr schwer, ohne ihn auszukommen“, bekannte er. Dennoch versuche er, nach vorne zu schauen. &bdquo;Ich versuche, das aufzuarbeiten, was geschehen ist. Und nicht ewig das Gefühl von Hass und Wut zu haben“, sagte Max Amendt. Mutter will Hilfsfonds für Familien von Gewaltopfern gründen Auch Joanna Steinmann-Glogowski erklärte: &bdquo;Philipos hat eine Lücke hinterlassen, die nicht zu füllen ist.“ Mit Blick auf die Gedenktafel sagte sie: &bdquo;Der Stein soll aufrütteln, erinnern und dazu bewegen, Verantwortung zu übernehmen.“ An die jungen Leute appellierte Philipos’ Mutter: &bdquo;Ihr müsst hinsehen, eingreifen, wenn es nötig ist.“ Sie habe im Prozess gesehen, &bdquo;was Schmerz bedeutet“. Doku über Mutter von Philipos: &bdquo;Mein Sohn wurde getötet, ich muss weiterleben“ Dort habe sie auch erlebt, dass viele Zeugen mehr hätten sagen können. &bdquo;Aber sie haben geschwiegen. Das, was sie nicht gesagt haben, bleibt für immer unser Schmerz.“ Joanna Steinmann-Glogowski kündigte an, dass sie einen Hilfsfonds für die Familien von Gewaltopfern gründen wolle. Während am Rande des Kurhausvorplatzes der traurigen Geschehnisse vom Juni 2024 gedacht wurde, ging ein paar Meter entfernt das Leben fröhlich weiter: Im GOP feierte eine Hochzeitsgesellschaft und an den Fontänen quietschten die Kinder vor Vergnügen, die sich in den springenden Wasserstrahlen abkühlten.

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