Kurstadt-Unternehmer schlagen zweites Gymnasium für Bad Oeynhausen vor

Bad Oeynhausen. Unternehmer heißen so, weil sie etwas unternehmen, gestalten, schaffen - oft im Wettbewerb mit anderen. Kreativität und Einfallsreichtum sind Voraussetzungen. Bei einem Treffen der heimischen Wirtschaftsinitiative namens &bdquo;Kurstadt-Unternehmer“ zauberten die Unternehmer einen ungewöhnlichen Vorschlag aus dem Hut: Wie wäre es, ein zweites Gymnasium in Bad Oeynhausen aufzubauen? Wettbewerb belebt das Geschäft, so heißt es. Platz wäre für eine solche Bildungseinrichtung sogar mitten in der Innenstadt: Warum nicht im City Center oder im Lenné-Karree? Die Kurstadt-Unternehmer wollten dieses Thema und einen ganzen Strauß weiterer Themen mit den Kurstadt-Politikern diskutieren und luden deshalb Vertreter aller Ratsfraktionen aufs Podium in den großen Saal des Kurhauses ein. Vor den Kulissen der aktuellen Messerwerfer-Nummer des GOP-Varietés trafen am Dienstagnachmittag zwei unterschiedliche Vorstellungswelten aufeinander - und das im beginnenden Kommunalwahlkamp. Die Politik reagierte allerdings reserviert auf den Vorschlag eines zweiten Gymnasiums. Eingeladen zu dem Treffen haben die Möbelunternehmerin Elisa Kemper und der Immobilienunternehmer Robert Krick. Vor einem Jahr haben sie bereits mit dem &bdquo;World-Café“ ihre erste Veranstaltung auf die Beine gestellt und dabei zahlreiche Ideen zur Stadtentwicklung erarbeitet. In dem jungen Netzwerk sind nach Angaben von Kemper und Krick etwa 100 Unternehmer aus Bad Oeynhausen aktiv, die sich regelmäßig treffen - und sich Gedanken über die Zukunft ihrer Stadt machen. Einheitliches Marketing aller Stadttöchter Beim zweiten Treffen der Initiative am Dienstag kamen etwa 120 Teilnehmer ins Kurhaus. Dabei sollten die Ideen aus den Kreisen der Unternehmer in die Köpfe der Politiker gelangen. Erklärtes Ziel der Initiative war nicht die Beschreibung der Misere, sondern der Austausch innovativer Lösungen für die Kurstadt. Im Oeynhausen-Saal und im Foyer des Kurhauses gab’s vormittags erst eine kleine Messe, in der Aussteller ihre Unternehmungen vorstellen und Kontakte knüpfen konnten. Im Theatersaal des Varietés wurde dann am Nachmittag Tacheles geredet. Vertreter aller Ratsfraktionen außer der BBO, die aus persönlichen Gründen abgesagt hat, saßen zur Podiumsdiskussion zusammen. Sie redeten miteinander, aber auch aneinander vorbei. Der Journalist Daniel Schneider moderierte und ließ das Publikum zu Wort kommen. Auf seinem Fragezettel standen zahlreiche Vorschläge der Kurstadt-Unternehmer, die sie bei ihren Netzwerk-Treffen als wichtig herausgearbeitet hatten. Die Politiker sollten dazu Vorschläge machen und Stellungnahmen abgeben. Zum Aufwärmen ging es ums Stadtmarketing und die Außendarstellung. Die Unternehmer setzen sich für ein einheitliches Marketing aller Stadttöchter und ein gemeinsames Logo an. Die Debatte, die dann einsetzte, wirkte allerdings wie eine Wiederholung. Die meisten Ansichten waren schon in der Diskussion ums Tourismuskonzept ausgetauscht oder nach dem Auftakt der Ypsilon-Reklame des Staatsbades geäußert worden. Lesen Sie auch: Bad Oeynhausener Gymnasium weiht Selbstlernzentrum ein Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) wollte die Frage auf eine &bdquo;höhere Ebene“ heben und sagte: &bdquo;Marketing ist keine Frage des Logos.“ Die Frage sei, was die Markenidentität von Bad Oeynhausen ausmache. Seine Antwort: das Heilbad. Andere Bäder hätten beim Marketing mehr Geschwindigkeit, Bad Oeynhausen müsse sich aber &bdquo;nicht verstecken“, so Bökenkröger. Ein weiterer Vorschlag der Unternehmer betrifft die Rolle des Wirtschaftsförderers, der - so offenbar die Tendenz der Diskussionsteilnehmer aus dem Publikum - auch für das Stadtmarketing und das Leerstandsmanagement verantwortlich sein sollte. SPD-Bürgermeisterkandidatin Henrike Diestelhorst bekannte, dass ihr die Innenstadt &bdquo;auf der Seele brennt“, eine Lösung konnte sie aber nicht aus der Tasche ziehen. Ihr Vorschlag: Der provisorische Busbahnhof solle als Zentraler Omnibusbusbahnhof am Sültebusch bleiben, der alte ZOB gar nicht erst umgebaut werden. Das traf jedoch nicht auf Gegenliebe. Und Andreas Korff (Kompass) machte sich noch einmal für die Verlegung des Weihnachtsmarktes in den Kurpark stark. Co-Workingspace im City Center? Die Unternehmerin Elisa Kemper verteidigte den Vorschlag eines zweiten Gymnasiums. In ihrer alten Schule, dem Kant-Gymnasium, hänge noch dieselbe Kunst an den Wänden wie zum Zeitpunkt ihres Schulabschlusses. Wettbewerb in der Bildung tue gut, findet sie. Die Kommunalpolitiker wandten dagegen ein, dass auch die Gesamtschule eine gymnasiale Oberstufe habe und man dann praktisch drei Oberstufen in Bad Oeynhausen hätte. FDP-Fraktionsmitglied Frank Michna hielt am deutlichsten dagegen: &bdquo;Ich höre immer wieder, es müsste ein zweites Gymnasium und dann auch mit BWL-Schwerpunkt geben. Das finde ich befremdlich.“ Grünen-Fraktionschef und Gesamtschullehrer Volker Brand zeichnete dagegen eine Erfolgsgeschichte der Gesamtschule: Seit ihrer Gründung, so Brand, hätten etwa 2.000 Schüler dort ihr Abitur gemacht: &bdquo;Und die sind alle als Grundschüler ohne Empfehlung fürs Gymnasium angefangen.“ Unter den Ratsfraktionen war niemand, der zurück in die &bdquo;bildungspolitische Steinzeit“ wollte, wie es Brand mit Blick auf die Zeit in Bad Oeynhausen ohne Gesamtschule formulierte. Selbst AfD-Ratsmitglied Matthias Groh nicht. Er gab zwar offen zu, kein Freund der Gesamtschule zu sein: &bdquo;Aber sie ist jetzt da.“ Danach verstieg sich Groh allerdings in eine Erzählung über das Schicksal eines Gesamtschülers, der lauter Ohrfeigen von seinen Mitschülern kassiert habe, angeblich, weil er kein Migrant sei und sich nicht habe wehren können. Der Moderator stoppte diesen Ausflug ins Abseits und führte das Publikum zurück zum Thema. Die Podiumsdiskussion mäanderte weiter. Es ging um weiche Standortfaktoren und harte Gewerbesteuern, bis erneut ein Kernproblem der Innenstadt aufploppte: der Leerstand. Fürs City Center schlug Frank Michna (FDP) einen Co-Workingspace vor, einen Raum zum Austausch für Start-Ups mit jungen Firmengründern vom Fachhochschulcampus Minden. Michna: &bdquo;Wir kriegen die Welle einfach nicht rüber auf die richtige Seite des Berges“, sagte Michna. Der städtische Wirtschaftsförderer Patrick Zahn, der im Publikum saß, warf an dieser Stelle ein: Doch, auch in Bad Oeynhausen gebe es ganz aktuell zwei Start-Ups. Elisa Kemper und Robert Krick zogen nach der Podiumsdiskussion eine halbwegs zufriedene Bilanz des Tages. Kemper: &bdquo;Wir haben immerhin miteinander geredet.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen