Bad Oeynhausener Kunstrasen bekommt eine neue Füllung

Bad Oeynhausen. Deutlich mehr Verletzungen, ein schlechtes Ballverhalten und eine steinharte Oberfläche - nach nicht einmal zehn Jahren war der Kunstrasenplatz Anfang 2023 in einem derart schlechten Zustand, dass Abhilfe her musste. Auf Empfehlung des Herstellers wurden 100 Tonnen Quarzsand eingefegt und Granulat abgetragen. Gebracht hat es - nichts. Der Platz wurde noch schlechter. Inzwischen steht fest, dass die Pflege genau die falsche war. Das alles ließen sich die Mitglieder des Sportausschusses am Donnerstagabend genau erklären und beschlossen dann mehrheitlich, bei einer Enthaltung, den Platz kurzfristig für rund 250.000 Euro sanieren zu lassen. Dirk Göhner, Vorsitzender des FC Bad Oeynhausen, zeigte sich nach der Sitzung zufrieden. Denn genau diese Sanierung, die in der Sommerpause in zwei bis vier Wochen erledigt ist, hatten sich die Verantwortlichen des Vereins, der die Sparkassen-Arena am häufigsten nutzt, gewünscht. Eine komplette Erneuerung des Kunstrasens würde nicht nur den Spielbetrieb über Monate lahmlegen, sondern zudem rund das Dreifache an Kosten verursachen. 2014 rückten die Sanierer an, um der &bdquo;Sportanlage Mindener Straße“ für 1,2 Millionen Euro einen Kunstrasen- und zweiten Trainingsplatz, Flutlicht und neue Tribünen für 200 Zuschauer zu verpassen. Seitdem wird der Sportplatz vorwiegend vom Fußballverein FC Bad Oeynhausen und der Jugendspielgemeinschaft JFV Lohe-Bad Oeynhausen genutzt. Bis 2022 war der Platz zudem in den Wintermonaten Trainings- und Spielstandort aller weiteren Fußballvereine mit Naturrasenplätzen. Dementsprechend habe der Platz in den vergangenen Jahren eine besonders hohe Auslastung erfahren, bilanziert die Stadtverwaltung. Erst danach entstand am Schulzentrum Nord ein weiterer Kunstrasenplatz, der nun im Winter auch für den Trainings- und Spielbetrieb genutzt wird. Granulat als Haufen an der Oberfläche Tino Müller von der Stadtverwaltung gehörte zum Komitee, das Anfang 2023 zusammen mit einem Außendienstmitarbeiter des Herstellers den Platz in Augenschein nahm. &bdquo;Da wurde schon auf den ersten Blick die Häufchenbildung des Granulates an der Oberfläche sichtbar“, erinnert er sich. Das, so empfahl es damals der Mitarbeiter des Herstellers, solle abgetragen werden und zusätzlich 100 Tonnen Quarzsand eingefegt werden. Ein Jahr später war die gleiche Delegation erneut vor Ort. &bdquo;Der Platz war nicht besser geworden, sondern noch schlechter“, berichtet Müller den Mitgliedern des Ausschusses. Auf einem Din-A-4-großen Bereich sei probeweise gehakt worden: &bdquo;Der Berg Sand, der dort zutage kam, war unglaublich“, sagt Müller. Weshalb mit dem FIFA-akkreditierten Büro Lehmacher Schneider aus Osnabrück externe Gutachter hinzugezogen wurden. Durch die zu harte Oberfläche komme es zum Kraftabbau, zudem entstehe beim Fallen ein hohes Risiko an Verletzungen und die Gelenke der Sportler würden beim Laufen auf dem Kunstrasen höher belastet als üblich, erklärte der Geschäftsführer des Prüfbüros, Matthias Schucht, im Ausschuss. Sein Fazit: &bdquo;Die Verhärtung ist durch viel zu viel Quarzsand entstanden.“ Der solle eigentlich das System stabilisieren, weshalb er zusammen mit dem Gummi-Granulat aus geschredderten Altreifen als Füllung unter die Kunstfasern gebracht werde. &bdquo;Aber Sand neigt zum Verdichten, dadurch wird die Gummischicht nach oben herausgedrückt und nimmt im Infill ab.“ Der Boden wird hart. Die vom Hersteller empfohlene Sandzugabe hat also genau das Gegenteil bewirkt. Regress sei allerdings beim Hersteller nicht einzufordern, erklärte Tino Müller in der Sitzung auf Nachfrage von Andreas Korff (Kompass). &bdquo;Der Platz selbst ist nach zehn Jahren aus der Gewährleistung und die Pflegeempfehlung gab es nicht schriftlich, sondern nur mündlich beim Vor-Ort-Termin. Da haben wir keine Chance.“ Stadtwerke haben neuen Striegler angeschafft Das Problem liegt aber wohl nicht nur alleine in den Sandmengen, sondern auch in der Pflegetechnik. &bdquo;Es wurde nur oben gebürstet und nicht unten zusätzlich gestriegelt“, erklärt Tino Müller. Inzwischen aber seien Stadt und Stadtwerke, die den Pflegeauftrag für die Kunstrasenplätze der Stadt hätten, besser ausgerüstet. &bdquo;Die Stadtwerke haben extra einen Striegler angeschafft für alle Plätze.“ Der kommt deutlicher tiefer in den Untergrund, als das die alten Pflegegeräte geschafft haben. Trotzdem muss die Füllung, der Untergrund, des Platzes erneuert werden. &bdquo;Wir schlagen vor, das Infill zu entfernen, Sand und Granulat zu separieren, also abzusieben, und das Granulat wieder zuzufügen“, so Matthias Schucht. 10 Millimeter Sand, 25 Millimeter Granulat sollen dann als Infill, als Füllung unter den Fasern, zu einer Auflockerung und besseren Stoßdämpfung führen. &bdquo;Außerdem muss die Pflege intensiviert werden, um einer erneuten Verdichtung vorzubeugen.“ Da die Kunstfasern an sich noch gut seien, sei das die kostengünstigste Lösung. &bdquo;Der Platz wird danach keinen neuwertigen Zustand haben - aber es ist notwendig.“ Und bei guter Pflege werde er so noch drei bis fünf Jahre halten. Das zumindest sei die Erfahrung bei solchen Maßnahmen. &bdquo;Das hängt aber auch von Pflege und Nutzung ab.“ In der Sitzungsvorlage hatte die Stadtverwaltung bereits von einem kompletten Neubau abgeraten, weil die Kosten dafür bei rund 500.000 Euro liegen würden und der Platz zu lange nicht zur Verfügung stände. Der Gutachter wird noch deutlicher: &bdquo;Die 500.000 Euro werden für einen kompletten Neubau nicht ausreichen. Weil sie den Unterbau komplett erneuern müssen, um überhaupt eine Förderung zu bekommen. Die Art Plätze wird so nicht mehr gebaut, es gibt neue Systeme. Und da sind Sie eher bei 700.000 Euro plus“, erklärte Schucht den Ausschuss-Mitgliedern. Die Sanierung wird auf 250.000 Euro geschätzt. &bdquo;Wieso so hoch? Wie setzen sich die Kosten zusammen?“, wollte Tobias Wolf von den Grünen wissen. &bdquo;Der teuerste Einsatz ist die Maschine, die das Infill wieder aufbaut“, erklärte Tino Müller. Dafür gebe es in ganz Europa nur zwei bis vier Firmen. Hinzu komme die Separierung der Füllung und die Entsorgung: &bdquo;Und Entsorgung ist heutzutage sehr, sehr teuer.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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