Polizei Bad Oeynhausen sucht mit Foto nach Parfümdieb – zweieinhalb Jahre später

Bad Oeynhausen. Die Veröffentlichung von Fahndungsfotos sorgt bei ungelösten Kriminalfällen für neue Chancen, Straftaten aufzuklären. 38,9 Prozent aller Fälle der Fernsehsendung &bdquo;Aktenzeichen XY ungelöst“ beispielsweise sind nach Angaben des ZDF später gelöst worden. Filme und Fotos von Tatverdächtigen ziehen eine enorme Aufmerksamkeit auf sich - und auf den Gesuchten. Eine aktuelle Öffentlichkeitsfahndung aus Bad Oeynhausen wirft jedoch ein schräges Licht auf diese Fahndungsmethode. Die Foto-Fahndung der Polizei kommt nämlich überraschend spät. Mit dem Bild aus einer Überwachungskamera der Müller-Filiale im Werre-Park suchen die Ermittler der Kreispolizei seit Mittwoch nach einem mutmaßlichen Ladendieb vom Dienstag, 30. August 2022. Der augenscheinlich junge Mann mit weißen Turnschuhen soll sich vor fast zweieinhalb Jahren ein Parfümfläschchen eingesteckt aber nicht bezahlt haben. Seit Mittwoch sucht die Polizei mit dem Fahndungsfoto nach dem tatverdächtigen jungen Mann in der Öffentlichkeit. Laut Polizeimitteilung haben die bisherigen Ermittlungen nicht auf die Spur des Täters geführt. Das Foto des Tatverdächtigen werde nun auf richterlichen Beschluss verwendet. Ist die Foto-Fahndung verhältnismäßig? Das wirft Fragen auf. Zum Beispiel diese: Ist das nicht ein wenig spät? Und wird hier nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen? Der Parfümdieb soll zunächst verschiedene Düfte getestet haben, dann den &bdquo;hochpreisigen Flacon“ aus dem Regal genommen und in seiner Kleidung verstaut haben, heißt es in der Polizeimeldung weiter. Er verließ das Geschäft, ohne die Ware zu bezahlen. So weit, so normal - für Ladendiebstähle. Wie der Diebstahl entdeckt wurde, dazu macht die Polizei keine Angaben. Womöglich wunderte sich die Drogerie über die Lücke im Regal, vielleicht ist das fehlende Duftfläschchen auch erst aufgefallen, als die Aufnahmen der Überwachungskamera ausgewertet wurden. Doch warum haben sich die Ermittlungen in diesem vergleichsweise niederschwelligen Fall überhaupt so lange hingezogen? Gibt es überhaupt noch Erfolgsaussichten nach einer so langen Zeit? Die Dauer der Ermittlungen ist unklar Die Polizei des Mühlenkreises gibt sich auf Nachfrage zugeknöpft. Zur Dauer der Ermittlungen macht die Polizeipressestelle gar keine Angaben. Damit bleibt zunächst unklar, wann die Polizei-Akte zur Staatsanwaltschaft geschickt und letztlich dem Ermittlungsrichter des zuständigen Amtsgerichts vorgelegt wurde. Die Ermittler wissen nicht, wer auf dem Foto zu sehen ist. Nach letztem Stand wird der Tatverdächtige aber ausschließlich wegen Duftdiebstahls gesucht. Andere Straftaten werden ihm derzeit nicht vorgeworfen. Den Wert des Duftfläschchens gibt die Polizei inzwischen mit rund 100 Euro an. Auch interessant: Diebstahl im Bad Oeynhausener Werre-Park: Polizei sucht Zeugen Auf Nachfrage erläutert Alexandra Brakemann von der Pressestelle der Polizei Minden-Lübbecke das Vorgehen der Polizei. Zu den Erfolgsaussichten in vergleichbaren Fällen könne sie jedoch keine Angaben machen. Das Prozedere für öffentliche Foto-Fahndungen läuft demnach aber so: Nachdem ein Richter des Amtsgerichts Bielefeld auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bielefeld die Öffentlichkeitsfahndung beschließt, habe die Kreispolizei diesen Gerichtsbeschluss umzusetzen. Die Verhältnismäßigkeit der Foto-Fahndung sei zuvor durch die Staatsanwaltschaft Bielefeld geprüft worden, so Brakemann. Die Polizei rege &bdquo;grundsätzlich eine Öffentlichkeitsfahndung“ an - nach erfolgter Prüfung der rechtlichen Voraussetzungen sowie der Verhältnismäßigkeit. Die Entscheidung obliege in jedem Fall aber der Staatsanwaltschaft. &bdquo;Im vorliegenden Fall ist nach intensiver Prüfung unsererseits keine Veröffentlichung angeregt worden“, betont die Polizeipressesprecherin. Die Staatsanwaltschaft ist Herrin des Verfahrens Die Ermittler haben die Fahndung also in diesem Fall gar nicht selbst angeregt, die Staatsanwaltschaft aber schon und der Richter hat die Veröffentlichung in seiner richterlichen Freiheit beschlossen. Das Amtsgericht Bielefeld verwies auf Nachfrage übrigens auf die Staatsanwaltschaft Bielefeld, die sei weiterhin Herrin des Verfahrens. Der Fall sei ja noch nicht geklärt. Die Staatsanwaltschaft wiederum konnte auf Nachfrage noch keine Auskunft darüber geben, warum die Ermittlungsbehörden rund zweieinhalb Jahre nach der Tat so plötzlich öffentlich nach dem mutmaßlichen Duftdieb fahnden wollen. Die Begründung: Die Akte sei &bdquo;momentan versandt“. Der Aufenthaltsort der Akte immerhin ist klar: Die liegt wieder bei der Polizei Minden-Lübbecke. Der Fall ist ja noch nicht geklärt. Fotos des Unbekannten sind weiterhin im Fahndungsportal der Polizei NRW einzusehen: https://polizei.nrw/fahndung/157939 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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