Grabschmuck in Bad Oeynhausen gestohlen: Angehörige senden Nachricht an Blumendieb

Bad Oeynhausen. Lars Bruns kämpft mit den Tränen. Vor wenigen Tagen hat der 50-Jährige seine Mutter zu Grabe getragen. Die nächsten Angehörigen haben sieben langstieligen Baccara-Rosen und kleine Sträuße aus gelben Rosen auf das Urnengrab gelegt. &bdquo;Als Zeichen unserer Liebe“, sagt Bruns. Die Trauerfeier auf dem Friedhof in Volmerdingsen fand im engsten Familienkreis statt. Als Witwer Gerhard Bruns einen Tag später Vasen besorgte, waren die Blumen weg. Offenbar hat ein Unbekannter die Baccara-Rosen und die kleinen Blumensträuße gestohlen. Der Diebstahl von Grabschmuck ist auch in Bad Oeynhausen keine Seltenheit, weiß Pia Fischer, Leiterin der Friedhofsverwaltung. &bdquo;Es kommt immer wieder vor, dass Grabschmuck oder Blumen von Grabstätten entwendet werden.“ Vom Friedhof Volmerdingsen seien solche Taten in letzter Zeit allerdings nicht gemeldet worden. Solche Vorfälle werden zudem nur selten aufgeklärt und der Grabschmuck verschwindet meist auf nimmer Wiedersehen. Lars und Gerhard Bruns haben sich zum Jahreswechsel ausgiebig auf dem Friedhof nach den langstieligen Rosen und den Blumensträußen umgesehen. Ohne Erfolg. Und sie haben natürlich zunächst den Friedhofsgärtner nach den verschwundenen Blumen gefragt. Schließlich hat der Gärtner als letzter Hand ans Grab angelegt und die Urne nach der Trauerfeier mit Erde bedeckt. Die Blumen hat er beiseite geräumt, um sie anschließend wieder auf das Grab zu legen. &bdquo;Die Rosen waren nach den Erdarbeiten definitiv noch da“, sagt Lars Bruns. &bdquo;Lieber Dieb, klau mir bitte nicht alle Blumen!“ Vater, Tochter und Sohn vermuten, dass ein Gelegenheitsdieb jemand anderen mit den Baccara-Rosen beschenkt haben könnte. Deshalb haben sie dem Blumendieb eine Nachricht geschrieben - und auf dem Grab hinterlassen. Gerhard Bruns hat den Zettel in Klarsichtfolie gesteckt und mit Metall-Heringen im Boden verankert. Gleich neben einem kleinen Blumenstrauß und einem herzförmigen Gesteck aus gelben Rosen, die seine Frau Marlit so mochte. Das ist der restliche Grabschmuck, der den Angehörigen geblieben ist, weil der Dieb diese Blumen da gelassen hat. Die Botschaft der Angehörigen an den Unbekannten lautet: &bdquo;Lieber Blumendieb, klau mir bitte nicht alle Blumen!“ Lesen Sie auch: So ändert sich die Begräbniskultur: Die Friedhöfe in Bad Oeynhausen werden bunter Weil das aber womöglich bloß ein frommer Wunsch ist, hat Familie Bruns außerdem Zettel mit der Überschrift &bdquo;Baccara-Rosen zu Silvester“ gedruckt und in Supermärkten und Einzelhandelsgeschäften im Norden von Bad Oeynhausen an den Schwarzen Brettern aufgehängt. &bdquo;Ich habe jedes Mal gefragt und durfte die Zettel aufhängen“, sagt Gerhard Bruns. Dieser öffentliche Brief ist jedoch nicht an den Dieb, sondern an die mutmaßliche Empfängerin der Blumen gerichtet: &bdquo;Hast Du an Silvester sieben Baccara-Rosen bekommen?“, fragen die Angehörigen: &bdquo;Vielleicht sogar einen Antrag?“ Die Antwort ist mit schwarzem Filzstift fett geschrieben: &bdquo;Diese Rosen sind geklaut!!!“ Die Blumen seien &bdquo;von einem frischen Grab“ und &bdquo;für einen geliebten Menschen als letzten Gruß gedacht“ gewesen. Auf eine Kontaktadresse auf dem Zettel haben die Angehörigen bewusst verzichtet. Mit dem öffentlichen Brief wollen sie der Beschenkten kräftig ins Gewissen reden. Friedhofsverwaltung will keine Videoüberwachung Die Zettel sind allerdings auf merkwürdige Weise von den Schwarzen Brettern verschwunden. &bdquo;Nach ein bis zwei Tagen waren die weg“, sagt Vater Gerhard Bruns empört. Er hat regelmäßig geschaut, ob jemand wohl auf den Brief reagiert hat - und hat die verschwundenen Exemplare ersetzt. Der Witwer vermutet: Offenbar hat jemand nicht gefallen, was da zu lesen war. Die Angehörigen erwägen, Anzeige wegen Diebstahls zu erstatten und die Polizei mit dem Fall zu bemühen. Lesen Sie auch: Grabschmuck geklaut: Dreister Diebstahl auf Lübbecker Stadtfriedhof Die Friedhofsverwaltung kämpft in letzter Zeit mit zunehmendem Vandalismus auf den Friedhöfen von Bad Oeynhausen. So haben Unbekannte auf dem Friedhof Schwarzer Weg 40 Gießkannen gestohlen und auf dem Friedhof Mooskamp wurden Graffiti gesprüht. Trotzdem spricht sich der Kirchenkreis Vlotho gegen eine Videoüberwachung der Friedhöfe aus. &bdquo;Angesichts der Größe der Friedhöfe wäre es nur möglich, an einzelnen neuralgischen Punkten Kameras anzubringen, die keinen umfassenden Schutz bieten könnten.“ Außerdem entspräche Videoüberwachung nicht dem Ethos des Friedhofsverbands. &bdquo;Wir glauben an eine Willkommenskultur. Die Friedhöfe in unserer Trägerschaft sollen offen und einladend bleiben“, so Pia Fischer. Trick für Angehörige: Heimliche Markierung der Blumen In Sachen Blumendiebstahl konnte die Friedhofsverwaltung kürzlich trotzdem einen seltenen Erfolg vermelden: Kevin Potter, Pressesprecher des Kirchenkreises, verweist auf einen Fall, in dem Grabschmuck wiedergefunden wurde. Die Blumen waren heimlich markiert, sodass die Angehörigen einen Eigentumsnachweis hatten. Sie entdeckten sie auf einem anderen Grab. Mit Blick auf den aktuellen Fall rät Pia Fischer von der Friedhofsverwaltung allen trauernden Angehörigen, Gleiches zu tun: aufwendige Gestecke oder besondere Blumen unauffällig zu markieren, um sie im Fall der Fälle identifizieren und zurückfordern zu können. Friedhofsbesucher können Hinweise direkt bei der Friedhofsverwaltung unter Tel. 05731 180571 melden. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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