Ärger über kiloweise stinkende Windeln auf Gütersloher Friedhof: „So was noch nie erlebt“

Gütersloh. Die Sache stinkt eindeutig zum Himmel: Auf dem Isselhorster Friedhof in Gütersloh gibt es seit einigen Tagen ein ungewöhnlich extremes Problem mit illegaler Müllentsorgung. Unbekannte haben an verschiedenen Stellen auf dem 3,5 Hektar großen Gelände kiloweise Windeln und Hygieneeinlagen für ältere Menschen weggeworfen. &bdquo;Dass Leute hier ihren privaten Abfall unerlaubt entsorgen, kommt vor“, klagt Friedhofsgärtnerin Jessica Huber: &bdquo;Aber so etwas haben wir noch nie erlebt.“ Die 48-Jährige und Mitarbeiter Uwe Tödheide haben allein in dieser Woche 13 prall gefüllte Säcke mit der Schubkarre eingesammelt. Jetzt hat die evangelische Gemeinde genug. Als Reaktion und Schutzmaßnahme findet auf dem Gelände ab sofort eine Videoüberwachung statt. Mit Wildtierkameras geht es auf dem Friedhof an Haller Straße und Haverkamp nun auf Jagd gegen die illegalen Müll-Entsorger. &bdquo;Sieben Stück haben wir punktuell an verschiedenen Orten installiert“, erklärt die Friedhofsgärtner-Meisterin. Sie hofft auf die abschreckende Wirkung oder darauf, dass die Täter in die Foto-Falle tappen. Motorblock und Tiefkühlkombination auf Gütersloher Friedhof entsorgt Illegale Müllentsorgung ist auf dem Gelände mit derzeit knapp 2.500 belegten Grabstätten keine Seltenheit. &bdquo;Vor Jahren hat tatsächlich mal jemand einen Motorblock und eine Tiefkühlkombination entsorgt“, erinnert sich Jessica Huber. Ein anderes Mal sei ein klein gesägtes Ikea-Regal in Einzelteilen über die Wege verteilt worden. Auch andere Ärgernisse gehören zum Alltag. &bdquo;Eine Zeit lang hatten wir Ärger mit Diebstählen von Blumen und Grabschmuck, ganze Schalen sind verschwunden. Das ebbt jetzt ab“, berichtet die Gärtnerin und wird sarkastisch: &bdquo;Dafür bekommen wir neuerdings Pampers-Geschenke in Hülle und Fülle.“ Bereits im Januar hätten sie zum ersten Mal einen Sack mit vollen Windeln aus einem Korb gefischt. &bdquo;Damals hatten wir uns keinen Kopf darum gemacht, denn es schien eine einmalige Sache gewesen zu sein“, schildert Uwe Tödheide: &bdquo;Wir dachten, jemand hat die Müllabfuhr verpasst.“ Lesen Sie auch: Grabraub auf einem Friedhof in Gütersloh – Familie verärgert über dreisten Diebstahl Gütersloher Gärtnerin findet fast täglich Windelmüll Doch aktuell tritt das Problem mit den Häufchen in Tüten auf dem Friedhof Isselhorst wieder gehäuft auf. Seit Freitag, 20. Juni, sind fast täglich mehrere der prall gefüllten blauen Plastikbeutel mit dem übel riechenden Inhalt aufgetaucht. &bdquo;Der negative Höhepunkt war am Montagmorgen. Da haben wir allein acht Säcke vorgefunden“, schildert Friedhofsgärtnerin. &bdquo;Ich habe sie schon gerochen, bevor ich sie gesehen habe. Kein Wunder, am Sonntag waren es ja auch 37 Grad.“ Betroffen sei hauptsächlich der zur Haller Straße hin gelegene Ostteil des Friedhofs. Insgesamt 13 Entsorgungs-Standorte mit Eimern befinden sich auf der Anlage. Die Drahtkörbe sind an Erdspieße am Boden angekettet, nachdem vor anderthalb Jahren einige der Behälter geklaut worden sind. &bdquo;Die kosten immerhin auch 140 Euro pro Stück“, wirft Jessica Huber ein. Sie und ihr Mitarbeiter sind sich sicher: Bei dem Verantwortlichen für die illegale Müllentsorgung müsse es sich um eine Person mit Ortskenntnissen handeln, die mit ihrer übel riechenden Ladung den halben Friedhof überquere. Lesen Sie auch: Mülltonnen in Gütersloh bleiben an der Straße stehen: Das steckt dahinter Einige Müllsäcke waren schon voller Maden Neben Windeln und Hygieneeinlagen ist auch Hausmüll mit den Beuteln entsorgt worden. Auf der Suche nach Indizien und Hinweisen im Abfall gewühlt haben Uwe Tödheide und Jessica Huber indes nicht. &bdquo;Denn einige der Säcke waren schon voller Maden.“ Sie hoffen jedoch auf Zeugen, die sich an das Gemeindebüro unter Tel. 05241 6195 wenden könnten. Auch Pfarrer Alexander Kellner hat die Nase voll. &bdquo;Das ist eine ziemlich ekelige Geschichte.“ Der 51-Jährige aus Friedrichsdorf ist zuständig für den Isselhorster Friedhof. Während eines Treffens mit dem Friedhofsausschuss vor wenigen Tagen habe er bei einem Rundgang selber einen der ominösen Windelbeutel vorgefunden. &bdquo;Dass Menschen ihre privaten Gartenabfälle hier entsorgen, kommt schon mal vor. Auch das ist illegal.“ Die Windelentsorgung im großen Stil sei jedoch ein starkes Stück, sagt der Pfarrer, und auch unter wirtschaftlichen Aspekten ein echtes Ärgernis. &bdquo;Wir bezahlen jährlich Tausende Euro für die Müllentsorgung. Das ist einer der größten Posten auf dem Friedhof.“ Video-Überwachung ist beschlossen Die illegale Großladung muss nun über den Restmüll entsorgt werden. Der Friedhofs-Ausschuss in Isselhorst hat nun die Überwachung beschlossen, um dem Übeltäter auf die Spur zu kommen. Am Freitag, 27. Juni, gegen 8.30 Uhr haben Jessica Huber und Uwe Tödheide laminierte Zettel an den Eingängen des Areals und der Kapelle ausgehängt, die die Besucher auf den Einsatz der Wildkameras an verschiedenen Stellen hinweisen. &bdquo;Es ist extrem schade, dass so etwas sein muss“, findet Jessica Huber. Gerade an einem Ort, den viele Menschen mühevoll pflegen und attraktiv gestalten würden. Beispiel: Im vergangenen Jahr hat es beim Biodiversitäts-Check (Bick) der Landeskirche eine Fördersumme von 9.000 Euro gegeben, mit deren Hilfe nachhaltige Naturschutz-Projekte wie der Bau einer Totholz-Arche umgesetzt wurden. &bdquo;Das sind tolle Aktionen“, findet die Friedhofsgärtnerin, &bdquo;aber auf der anderen Seite wird solch ein Engagement dann mit Füßen getreten.“

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