Wärmeversorgung in Bad Oeynhausen: Stadt setzt auf Strom und Fernwärme

Bad Oeynhausen. Die Kurstadt will ohne Öl und Gas auskommen. Den Fahrplan dazu hat das Ingenieurbüro Gertec aus Essen im Auftrag der Stadtverwaltung erstellt und durchgerechnet, ob, wie und wann das gelingen kann. Schon jetzt ist klar: Es kann gelingen, aber Fernwärme ist bloß ein Teil der Lösung. Die weit überwiegende Mehrzahl der Menschen in Bad Oeynhausen wird in diesem Szenario künftig mit Strom heizen und Auto fahren. Wasserstoff dagegen wird auf absehbare Zeit keine Zukunft haben, weil die Herstellung viel zu teuer ist. Mit dieser Prognose erschütterte Gutachter Andreas Hübner die Hoffnung, die einige Mitglieder des Umweltausschusses in die Produktion von grünem Wasserstoff gesteckt hatten. Dirk Kottmeyer (CDU) wollte wissen, ob das Gasnetz in der Kurstadt nicht auch bald Wasserstoff zu den Haushalten und Gasheizungen transportieren könne. &bdquo;Wir werden grünen Wasserstoff brauchen“, erklärte Hübner: für Stahl, Zement, bestimmte Chemie und Schwerlastverkehr: &bdquo;Zum Verheizen ist der aber viel zu wertvoll. Das werden wir nicht mehr erleben.“ Sollten Ausschussmitglieder Heizungen mit dem Aufkleber H2-ready besitzen, könnten sie den getrost &bdquo;abknibbeln und in ihr Poesiealbum kleben“. Die Energiewende sei elektrisch. Das Gutachterbüro hat die Klimaziele auf einer Zeitachse verankert und den Weg zu einer Zukunft ohne Öl und Gas ausgerechnet. Der Wärmeplan ist Teil des Klimakonzepts der Kurstadt und soll bis zum Jahresende im Technischen Rathaus vorliegen. Hübner zeigte den Ausschussmitgliedern auf zahlreichen Folien vorab einige Ergebnisse und gab den Politiker Hausaufgaben für die nächste Sitzung auf. Den Textteil sollen sie dann bis zur nächsten Sitzung lesen. Regelmäßige Anpassungen nötig Sein Gutachten, stellte Hübner klar, sei bloß ein möglicher Weg, der alle fünf Jahre an der Wirklichkeit gemessen und angepasst werden muss. Teil davon werden auch eine Umsetzungsstrategie sein, die im Frühjahr 2025 dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt wird. Dann wird Bad Oeynhausen zur Tiefengeothermie, zur Wärmegewinnung aus Abwasser und aus der Werre Farbe bekennen müssen. Der Ausblick des Gutachters auf das Jahr 2040 in Bad Oeynhausen verheißt Folgendes: 58 Prozent aller Haushalte heizen mit einer Wärmepumpe. Derzeit sind es zwei Prozent. Den restlichen Wärmebedarf decken Fernwärmenetze, vor allem rund um den Kurpark und in Volmerdingsen. Womöglich wird in der Nähe des Klärwerks auch mit Wärme aus dem Abwasser geheizt. 2,5 Kilometer Fernwärmenetz - jedes Jahr &bdquo;Sie brauchen richtig viel Photovoltaik in der Stadt“, sagte Hübner. Die Sanierungsrate der Gebäude müsse verdoppelt werden und jedes Jahr 2,5 Kilometer Fernwärmeleitung verlegt werden. Und ja, es müsse auch Strom eingespart werden, um ihn anders zu verwenden. Man benötige ungefähr vielmal so viel Strom wie bisher. Hübner rechnet zudem mit einer erheblichen Verteuerung von Erdgas, weil ab 2030 die Emissionszertifikate für das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) verknappt werden, und er stellte auch klar, dass diese Verknappung der CO2-Zertifikate nicht durch die nächste Bundesregierung gestoppt werden könne. &bdquo;Das betrifft den weltweiten Handel mit Zertifikaten.“ Irgendwann, so Hübner, gebe es gar keine Zertifikate mehr. Derzeit verursache jede freigesetzte Tonne CO2 nach Auskunft des Umweltbundesamtes Schäden in Höhe von 237 Euro. Hübner: &bdquo;Ich verweise nur aufs Ahrtal: Binnen zwei Tagen wurden Millionenschäden verursacht.“ Der Verzicht auf das Klimagas bedeute zunächst erhebliche Investitionen. &bdquo;Es bedeutet aber auch regionale Wertschöpfung“, sagte Hübner. &bdquo;Handwerker bekommen Aufträge, die Stadt Gewerbesteuern und so weiter.“ In einer Kosten-Nutzen-Analyse will der Gutachter diese Kosten gegeneinander rechnen und fragte: &bdquo;Lohnt sich das?“ Seine Antwort: Ja.

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