Peter Urban in Bad Oeynhausen: Unglaubliche Geschichten eines Musikverrückten

Bad Oeynhausen. Wer kennt Peter Urban nicht als die typische Stimme des &bdquo; ESC“, dem &bdquo;Grand Prix de la Chanson“, pardon seit 2001 heißt die Veranstaltung ja in Deutschland nun &bdquo;Eurovision Song Contest“ - kurz eben &bdquo;ESC“. Immerhin 26 Jahre, von 1997 bis zu seinem Abschied 2023, moderierte Urbanfür Deutschland die Show. Dabei nahm er in seiner ihm eigenen Art oftmals kein Blatt vor den Mund, wenn es um die musikalische Qualitäten der hüpfenden und zuweilen leichtbekleideten Künstler ging. Und das tat er auch nicht am Samstag bei seinem Besuch im Bad Oeynhausener Begegnungszentrum Druckerei. Dabei darf man Peter Urban keinesfalls auf die einmal jährliche Präsenz beim ESC beschränken. Zumindest den norddeutschen musikliebenden Radiohörern ist er auch als Moderator gleich mehrerer Sendungen und mittlerweile auch als Podcaster ein fester Begriff. Und wenn er dann mit seiner markanten Stimme Geschichten erzählt, merkt man schnell: Hier ist jemand, der weiß wovon er spricht. Dabei erfreut er sich einer treuen Fangemeinde. &bdquo;Schon in meiner Kindheit habe ich im Schlafanzug den ESC und die Sendungen mit Peter Urban im Radio verfolgt“, berichtet Gaby Unger aus Bielefeld, die mit vier Freundinnen schon um kurz nach 18 Uhr vor der Druckerei stand, um sich für die Lesung einen Platz in der ersten Reihe zu sichern. &bdquo;Die Leute in den komischen Kostümen braucht kein Mensch“ Über 5.000 Konzerte hat Peter Urban besucht, über 4.000 Radiosendungen moderiert, er kennt so ziemliche alle Größen des Musikgeschäftes und, nebenbei bemerkt, ist er noch ein ganz passabler Pianist mit seiner Formation &bdquo;Bad News Reunion“. Und das ist sein Markenzeichen, die Qualität seiner Moderation, weder oberflächlich noch verletzend. Auch wenn er in den letzten Jahren als Moderator den höchst undankbaren Job hatte, den Leuten zu erklären, warum Deutschland schon wieder auf dem letzten Platz landete. &bdquo;Manchmal hätte ich in meiner Moderation zu gerne gesagt: Ihr schickt die falschen Künstler mit den falschen Songs“, gesteht Peter Urban. &bdquo;Die Leute in den komischen Kostümen und mit Feuerwerk braucht kein Mensch beim ESC.“ Dass dieses Wissen von Peter Urban in einem Buch mündete, kann man dann nur als logische Konsequenz sehen. In der Druckerei las er am Samstagabend aus seinem Buch &bdquo;On Air“ mit den vielen Geschichten aus der Popmusikwelt von damals bis heute. Kurzweilig, so wie man ihn aus seinen Moderationen kennt, beschrieb er seine Erlebnisse seit den 60er Jahren, die er direkt an der Quelle der doch so flamboyanten Rock & Pop Szene miterlebt hat. Peter Urban ist ein wandelndes Rocklexikon. Fesselnd nahm er die Zuhörer auf eine Reise durch die Musikwelt, wobei der &bdquo;Eurovision Song Contest“ nicht mal in den Vordergrund trat. Sein Leben als Moderator und Experte und seine Begegnungen mit Musikern in über 50 Jahren, von Keith Richard über Yoko Ono zu David Bowie, Elton John, John Mitchel, Harry Belafonte und Eric Clapton sind einfach eine spannende Lektüre. Besuch vom Bombenspürhund in der Moderationskabine Seine Geschichten haben aber auch autobigrafischen Charakter, schildern sie doch seinen Werdegang und seine erste Begegnung noch als Messdiener mit seinem Lieblingssender, dem NDR. Der Organist hatte während eines Radiogottesdienstes sein Transistorradio laufen lassen und sorgte mit der Rückkopplung für die entsprechende Aufregung beim Aufnahmeleiter. Aber auch seine erste ESC-Moderation am 3. Mai 1997 in Dublin hatte es in sich. Während der Moderation erschienen irische Polizeibeamte mitsamt einem Bombenspürhund und durchsuchten seine Moderationskabine. Zur Zeit der IRA war das in Irland nichts Außergewöhnliches. Fast ungläubig lauschten die Zuhörer den Schilderungen über die wahren Titanen der Popgeschichte. Wie Peter Urban den Beatles direkt vor den berühmten Abbey Road Studios begegnete, wie der noch unbekannte Jimi Hendrix den schon berühmten Eric Clapton bei einem Auftritt in Hamburg fast aus der Fassung brachte oder wie der junge Elton John Peter Urban gestand, er wäre viel lieber Gitarrist geworden, dann brauchte er nicht diese albernen Brillen und Kostüme tragen. Peter Urban schaffte es, eine Wohnzimmeratmosphäre zwischen sich und den Zuhörern aufzubauen. Offensichtlich gelang ihm das auch mit seinen berühmten Interviewpartnern. So gestand ihm &bdquo;The Boss“ Bruce Springsteen vor seinem Auftritt in Hamburg, dass er vor jedem Konzert unter fürchterlichem Lampenfieber leide und in der Stadt inkognito auf der Suche nach den alten Wirkungsstätten der Beatles war. Manchmal waren die Geschichten aus der Popwelt so abstrus, dass selbst Peter Urban sich ein Lachen nicht verkneifen konnte. Zum Beispiel die von Diana Ross, der er ein Aufnahmemikro an das durchsichtige Chiffonkleid heften musste. Dann löste sich Peter Urban von seinem Script und plauderte wirklich aus dem Nähkästchen - und hinterließ in der fast ausverkauften Druckerei ein begeistertes Publikum.

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