Geplantes Gewerbegebiet Bad Oeynhausen-Löhne findet politisch keine Zustimmung

Bad Oeynhausen. Der Neubau des Kurstadt-Krankenhauses wird als Anbau der Auguste-Viktoria-Klinik geplant. Nur einen Steinwurf davon entfernt, nördlich von McDonalds, gibt es eine freie Ackerfläche, auf der Bad Oeynhausen gerne medizinisches Gewerbe ansiedeln und Bauplätze ausweisen möchte. Das wäre eine Chance, den Medizinstandort zu stärken. Das etwa drei Hektar große Grundstück liegt direkt an der Stadtgrenze zu Löhne und ist über die vielleicht längste Autobahnauffahrt der Welt, die Kanalstraße, verkehrlich bestens zu erreichen. Allerdings ist das Grundstück an der Straße Am Kokturkanal als Grünfläche ausgewiesen. Stadtplanerin Birgit von Lochow schlägt deshalb die 66. Änderung des Flächennutzungsplans vor, damit der Acker bebaut werden kann. Die Bezirksregierung habe keine raumordnungsrechtlichen Bedenken. Die Stadtplanerin machte sich im Ausschuss für Stadtentwicklung für die Nutzungsänderung stark: Sie sah Synergieeffekte und warb darum, &bdquo;das Potenzial der Flächen als Gewerbe- und Wohnstandort im Sinne einer Nachverdichtung“ auszuschöpfen. Bei den Ausschussmitgliedern löste das Vorhaben dagegen teils heftigen Widerspruch aus. Stadt will Restfläche am Mittelbach als Grünland lassen Die Fläche befindet sich nämlich nicht nur direkt am Siel, sondern auch am Unterlauf des Mittelbaches, neben dem Landschaftsschutzgebiet an der Werre, in dem Großrodungen für die naturnahe Umgestaltung der Werre ein verheerendes Bild hinterlassen haben. Anfang Oktober wurden 15.000 Gehölze und rund 7.000 teils stattliche Bäume gefällt, um der Werre mehr Raum zu geben und das Landschaftsschutzgebiet in eine Auenlandschaft zu verwandeln. Ratsherr Christian Fitte (Grüne) stellt das Vorhaben grundsätzlich infrage. &bdquo;An der Mindener Straße haben wir so viel Platz“, erklärte Fitte, er sehe &bdquo;überhaupt keine Notwendigkeit, das Landschaftsschutzgebiet zu überplanen“. &bdquo;Das ist völlig überflüssig.“ Die Stadtverwaltung will allerdings von den 2,95 Hektar nur einen Teil, nämlich 2,1 Hektar in ein Mischgebiet für Gewerbe und Wohnen umwandeln. Eine &bdquo;Restfläche“ mit 0,85 Hektar entlang des Mittelbachs soll Grünfläche bleiben. Damit bliebe der Unterlauf des Mittelbaches unangetastet. Doch das überzeugte die Ausschussmitglieder nicht. Rainer Müller-Held (BBO) erinnerte an den Auftritt eines &bdquo;sehr arroganten Architekten“ vor vielen Jahren, der an der gleichen Stelle ein Autohaus bauen wollte. &bdquo;Das können wir uns jetzt in Minden angucken.“ Müller-Held machte klar, dass er die Fläche anders als die Bezirksregierung und die Stadtverwaltung nicht als entwicklungsfähig sieht. &bdquo;Da stehen mehrere Dinge, die sollten da nicht stehen.“ Mit Blick auf die mögliche Ansiedlung neuer Firmen und Unternehmen im Westen von Bad Oeynhausen fragt Müller-Held mit Blick über die Stadtgrenze zu Löhne: &bdquo;Noch mehr Hallen? Die haben wir auf der anderen Seite schon genug!“ Grüne wollen keine Flächenversiegelung Andreas Edler (Grüne) verwies auf &bdquo;Leerstände an der Mindener Straße“ und sagte mit Blick auf die absehbare Flächenversiegelung: &bdquo;Ich will gar kein Verfahren.“ Ingrid Schley (Grüne) kritisierte, dass die Fläche bloß über &bdquo;eine Fahrradstraße“ zu erschließen sei. &bdquo;Das kann nicht zielführend sein.“ Die Bad Oeynhausener Planungen zum Radschnellweg enden bislang auf der McDonalds-Kreuzung. Die Stadt Löhne will bislang die vierspurige ehemalige Bundesstraße anders als Bad Oeynhausen nicht zurückbauen, sondern den Radschnellweg über die Ringstraße und die Nordbahnstraße mitten durch Wohngebiete führen. Dafür muss die Ringstraße allerdings zur Einbahnstraße werden. Dirk Büssing (CDU) dagegen verwies auf Synergien aus der Nähe zum geplanten Krankenhaus. Die Fläche sei durchaus nutzbar, um die medizinische Versorgung zu verbessern. &bdquo;Doch ist das jetzt dringend?“ Der Technische Beigeordnete Thomas Lüer stellte zunächst klar, dass die Fläche anders als behauptet kein Landschaftsschutzgebiet sei. Und er bestätigte: Vor ein paar Jahre habe es bereits ein konkretes Bauvorhaben gegeben, das jedoch nicht durchgeführt worden sei. &bdquo;Ich bin ja jetzt schon ein paar Jahre bei ihnen“, sagte Lüer und hob an, den Ausschussmitgliedern die Leviten zu lesen, sagte dann aber bloß: &bdquo;Gewerbegebietsflächen haben wir nicht entwickelt.“ Der Appell des Beigeordneten verhallte im Ausschuss. Die letzte Wortmeldung kam dazu von Reinhard Scheer (SPD): &bdquo;Ich sehe da derzeit eine Naturfläche. Vielleicht gibt es später Bedarf, den ich jetzt nicht sehe. Den Plänen werden wir aber nicht zustimmen.“ Eine Ausschussmehrheit von 13 zu sieben Stimmen sprach sich gegen die Umwandlung der Ackerfläche in ein Mischgebiet aus. Damit ist das Thema allerdings noch nicht vom Tisch. Die Entscheidung über die Änderung fällt der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am 18. Dezember.

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