Nach Hagemeyer-Schließung: Was wird aus der Bad Oeynhausener Innenstadt?

Bad Oeynhausen. Doch, ein ganz kleines Fünkchen Hoffnung schwingt bei dem ein oder anderen Einzelhändler noch mit, wenn er über die Zukunft von Bad Oeynhausen spricht. Fakt aber ist, dass mit der anstehenden Schließung des Modehauses Hagemeyer, im Sommer 2025 der Ankermieter der Innenstadt aufgibt. &bdquo;Hagemeyer war immer das Zugpferd für die Fußgängerzone“, weiß auch Stefanie Gresförder, Inhaberin des Teehauses. Sie schaut, genau wie ihre Kollegen rundherum, bangen Blickes ins nächste Jahr. Denn dann droht den letzten verbliebenen Geschäftsleuten in der unteren Klosterstraße und Teilen der Paul-Baehr-Straße die nächste Großbaustelle. Und schon jetzt überwiegen die Leerstände. Keine kurzen Wege, keine einheitlichen Öffnungszeiten, Vandalismus und Schandflecken, weil auch viele Eigentümer kein Geld investierten - das sind nur einige Punkte, die verschiedene Einzelhändlerinnen aufzählen. &bdquo;Da nützt auch ein neues Pflaster nichts und auch keine Weihnachtsbeleuchtung, die erst schön aussieht, wenn’s dunkel ist und die Geschäfte geschlossen haben“, sagt eine Mitarbeiterin eines Geschäftes, die namentlich nicht erwähnt werden möchte. &bdquo;Bad Oeynhausen hat es einfach verpennt“, lautet ihr Urteil. Wenige Meter weiter wird klar: Zu den Leerständen der Innenstadt gesellen sich im kommenden Jahr weitere hinzu. Auch die Parfümerie wird den Standort an der Klosterstraße im kommenden Jahr aufgeben. Der Mietvertrag liefe aus und werde von Eigentümerseite nicht verlängert, berichtet eine Mitarbeiterin. Und auch Mäc-Geiz schließt in wenigen Tagen seine Filiale - ebenfalls in der Klosterstraße. Wunsch der Einzelhändler: kostenloses Parken &bdquo;Schlecht, ganz schlecht“, sei die anstehende Schließung von Hagemeyer, bilanziert Stefanie Gresförder. Dann werde es richtig schwierig in der Innenstadt. &bdquo;Die haben schon aufgrund der Größe und ihres Sortimentes gelockt, sonst gibt es hier ja nicht wirklich einen Branchenmix“, bilanziert Gresförder. &bdquo;Wie will die Stadt diese Schließung auffangen?“, fragte sie. Ein Dorn im Auge ist der Geschäftsfrau, die vor 14 Jahren das inzwischen 44 Jahre bestehende Teehaus übernommen hat, die anstehende Baustelle vor ihrer Haustür. Mit einer Ratsmehrheit von Schwarz-Grün beschloss die Politik jüngst, Fördermittel abzurufen und die untere Klosterstraße und den Rest der Paul-Baehr-Straße neu zu pflastern. &bdquo;Hoffentlich kommen die Stammkunden und unterstützen uns weiterhin“, sagt sie. Die Kunden müssten zu den letzten Verbliebenen stehen. Lesen Sie auch: Neues Pflaster für Fußgängerzone kommt 2025 Nicht nur Stefanie Gresförder, auch Anette Gohlke von der Buchhandlung Scherer und Jörg Wiesenthal vom gleichnamigen Deko-Geschäft fühlen sich von Politik und Stadt allein gelassen. &bdquo;Überregionale Werbung des Stadtmarketings für die Bad Oeynhausener Innenstadt hätte es geben müssen“, sagt Stefanie Gresförder. &bdquo;Noch ist es nicht zu spät. Man muss doch gemeinsam die Leute locken, dass sie doch noch nach Oeynhausen kommen.“ &bdquo;Mehr Marketing, mehr Werbung für die Innenstadt durch das Staatsbad - das machen andere Städte doch auch. Salzuflen funktioniert doch auch noch. Nur hier klappt das nicht.“ Aber auch die Parkgebühren sind Thema bei den Einzelhändlern. &bdquo;Im Kern der Innenstadt kostenloses Parken, das wäre hilfreich“, sagt Jörg Wiesenthal. &bdquo;Aber da sprechen wir seit Jahren drüber und nichts passiert.“ Stefanie Gresförder zumindest hofft auf ein Entgegenkommen während der Bauphase: &bdquo;Vielleicht kann es wenigstens dann drei Stunden kostenfreies Parken geben.“ Der Branchenmix wird ab 2025 noch mehr fehlen Den guten Branchenmix vermisst Anette Gohlke, die aus ihrem Schaufenster der Buchhandlung direkt auf ein weiteres Problem schaut: auf den bröckelnden Königshof. Der - mit einem Bauzaun abgesperrt - wahrlich kein schöner Anblick ist, der erst am Morgen wieder einen dicken Brocken Putz abgeworfen hat. Wenn dann 2025 noch das Pflaster erneuert wird, bleibt in der eh schon schmalen Paul-Baehr-Straße kaum Platz für Kunden: &bdquo;Hauptsache, wir bleiben überhaupt erreichbar“, betont Gohlke. Und weil sie ein positiv denkender Mensch ist, nimmt sie die anstehenden Schwierigkeiten mit Humor: &bdquo;Corona war ein gutes Training für die Einzelhändler, wir haben gesehen, was alles möglich ist, siehe Online-Shop und Instagram.“ Lesen Sie auch: Eigentümer unternimmt nichts gegen Gefahr: Stadt Bad Oeynhausen zäunt Königshof ein Dass die Politik der Heilsbringer für die Innenstadt sein könnte, daran hat Jörg Wiesenthal vom Haus der Geschenke nicht geglaubt. &bdquo;Ich habe nie auf die Politik gesetzt oder auf sie gewartet“, winkt er ab. Die hätten noch nie irgendwem geholfen. &bdquo;Die Politiker wissen doch gar nicht, was hier in der Stadt los ist. Aber wir Geschäftsleute, wir wissen das.“ Oft müsse er sich von Kunden (&bdquo;Ich lebe von den Reha-Patienten und ihren Wochenendbesuchern, nicht von den Oeynhausenern“) Kritik am Stadtbild anhören. &bdquo;Die Klientel vor den Kiosken und in den Eingängen der leeren Geschäfte ist ein Problem. Die Patienten aus den Kliniken erzählen immer wieder, dass sie die Straßenseite wechseln, weil sie sich unwohl fühlen. Was ist das denn für eine Außendarstellung? Das ist doch kein Aushängeschild für eine Kurstadt“, urteilt Wiesenthal, der auf 50 Geschäftsjahre zurückblicken kann. &bdquo;Ich bin Kampfsau und nur deshalb noch am Markt, weil ich sieben Tage die Woche fürs Geschäft lebe. Wir sind die Letzten der Mohikaner.“ Die letzte Generation Einzelhandel in der Kurstadt. Mehr als 60 Prozent Leerstand hat Wiesenthal in der Innenstadt ausgemacht. &bdquo;Wenn Hagemeyer schließt und noch einige weitere, wird’s noch mehr.“ Oftmals kämen die Gäste nur zu besonderen Events in die Stadt und seien dann negativ beeindruckt. &bdquo;Wenn ich dann frage, wann sie das letzte Mal zum Einkaufen hier waren, kommt oft nichts.“ Das Kundenverhalten und den Werre-Park macht Wiesenthal als größte Probleme aus. &bdquo;Jeder kann sein Geld nur einmal ausgeben.“ Hinzu kommen, dass die Stadt nicht agiere, sondern nur reagiere. &bdquo;Und dann noch die politische Entscheidung mit der neuen Pflasterung. Was ein Mist. Das ist logisch überhaupt nicht nachvollziehbar.“ Jörg Wiesenthal sieht in der Innenstadt &bdquo;die letzten Zuckungen“. &bdquo;Was wollen sie denn auch jetzt noch machen?“

Meistgelesen