Krise der Bad Oeynhausener Innenstadt: Modehaus Hagemeyer schließt Kurstadt-Filiale

Bad Oeynhausen. Das Modehaus Hagemeyer schließt den Standort Bad Oeyhausen. Ab dem 1. Juli 2025 bleiben die Türen an der Klosterstraße geschlossen, dann stehen weitere 2.000 Quadratmeter Ladenfläche in der Innenstadt leer. Es sei eine Entscheidung, die sie sich nicht leicht gemacht hätten, betonen die beiden Inhaber Daniela Drabert und Stephan Ahrens im Gespräch mit der NW. &bdquo;145 Jahre Hagemeyer, wir sind die fünfte Generation und die erste, die eine Filiale schließt“, fasst Ahrens zusammen. Doch die fehlende Kaufkraft, die Situation der Innenstadt, das schlechte Stadtmarketing, die Parkplatzsituation und nicht zuletzt die Baustellen führten nun dazu, dass Hagemeyer den Mietvertrag für die Klosterstraße nicht verlängert. Den zehn Mitarbeiterinnen haben Ahrens und Drabert am Donnerstagmorgen das Angebot gemacht, am Hauptsitz in Minden weiterzuarbeiten. Für die Innenstadt der Kurstadt ist die anstehende Schließung des größten Geschäftes vermutlich nicht zu verwinden. Dass sie es sind, die der Innenstadt den Todesstoß verpassen, dagegen wehrt sich Daniela Drabert vehement. &bdquo;Der Todesstoß ist schon viel eher passiert“, sagt sie. &bdquo;Das sind nicht wir.“ Im Gegenteil. Hagemeyer habe in den vergangenen Jahren versucht, die Defizite der Bad Oeynhausener Innenstadt mit einer Sortimentserweiterung aufzufangen. &bdquo;Aber wir können auch nicht alles“, sagt sie. Sport, Kinder, Schuhe, Taschen - man habe vieles versucht, die Situation zu drehen. &bdquo;Wir allein können die Innenstadt nicht retten, wir brauchen starke Partner“, betont Drabert. Einkaufen sei nicht bedarfsorientiert, sondern eine Freizeitbeschäftigung, für die der Kunde ein entsprechendes Umfeld brauche. Wenn sie aufzählt, wer ein solches zusätzliches Zugpferd sein könnte, dann fallen Namen, die derzeit im Werre-Park beheimatet sind. Drabert: &bdquo;Die Kleinen sind hübsch - reißen es aber nicht raus.“ &bdquo;Die Wertigkeit der Bad Oeynhausener Innenstadt ist weg“ Im Hause Hagemeyer ist das Thema Standort Bad Oeynhausen schon lange präsent. Mit der Eröffnung des Werre-Parks sei es schwieriger geworden, sagt Daniela Drabert rückblickend. Weshalb das Modehaus 2007 die einst eigene Immobilie in der Klosterstraße verkaufte und seitdem dort Mieter ist. &bdquo;Nächsten Sommer läuft der Mietvertrag aus“, ergänzt Stephan Ahrens. Man habe in den vergangenen Jahren immer gut verhandelt, der Eigentümer sei immer entgegenkommend gewesen. Doch die Zeiten seien schwieriger geworden. &bdquo;Viele Wegbegleiter haben mittlerweile geschlossen, andere zwar neu aufgemacht, aber die Wertigkeit, die die Bad Oeynhausener Innenstadt einst hatte, ist verschwunden“, bilanziert Drabert. In den vergangenen zwei Jahren sei die Situation ungleich schwieriger geworden. &bdquo;Die verkaufsoffenen Sonntage in Bad Oeynhausen waren immer ein Garant für ein volles Haus und für Umsatz“, erklärt die Geschäftsführerin. 2024 aber seien diese Sonntage ernüchternd gewesen. Weniger Kunden und gerade einmal die Hälfte des Umsatzes aus dem Vorjahr. &bdquo;Die Probleme wurden 2023 und auch 2024 in den Zahlen sichtbar.“ Vor einer Verlängerung des Mietvertrages habe deshalb die Neubewertung der Situation gestanden. &bdquo;Viele äußere Faktoren, wie gestiegene Kosten, können wir nicht beeinflussen“, ergänzt Ahrens. Da müsse abgewogen werden: &bdquo;Wir haben schließlich die Verantwortung für 250 Mitarbeiter.“ Lesen Sie auch: Neues Pflaster für Fußgängerzone kommt 2025 Daniela Drabert: &bdquo;Bequemes Parken ist nicht möglich“ Daniela Drabert: &bdquo;Die Innenstadt ist mit dem Auto seit den Baustellen kaum oder nur schwer zu erreichen. Bequemes Parken ist ebenfalls nicht möglich. Das aber ist heutzutage für Kunden die Voraussetzung.“ Mit der Übernahme des Hohenzollernhofes sei der kleine Parkplatz zwischen Hagemeyer und Bahnhofstraße für die Öffentlichkeit geschlossen worden, viele Kundinnen scheuten aber den Weg vom Parkhaus durch die Unterführung. Und auch das Stadtmarketing funktioniere in Bad Oeynhausen nicht: &bdquo;Wir Einzelhändler haben uns gefreut, als die Nordumgehung fertig war und die Stadt endlich staufrei zu erreichen war“, blickt Drabert zurück. &bdquo;Aber das Stadtmarketing hat es versäumt, das zu verkünden. Es wurde überhaupt nicht vermarktet, dass die Innenstadt nun ohne Probleme angefahren werden kann.“ Und auch ein Baustellenmarketing - wie in Minden - gebe es nicht. &bdquo;Wenn dann noch 2025 die untere Klosterstraße neu gepflastert wird, ist das das Ende.“ Das sei das letzte Zünglein gewesen, aber &bdquo;die Entscheidung wäre eh so ausgefallen“, sagt Daniela Drabert ehrlich. Trotzdem spart sie nicht mit Kritik an der Entscheidung der Politik. &bdquo;Alle Einzelhändler der Stadt leiden unter dem Frequenzverlust durch die Bahnbaustellen. Wir alle hätten gerne einmal aufgeatmet, uns erholt. Aber das wird verhindert, weil es gleich die nächste Baustelle direkt vor der Tür gibt.“ Das Jahr 2024 sei herausfordernd gewesen, eine Aussicht auf Besserung in 2025 gebe es nicht. &bdquo;Und wir glauben auch nicht daran, dass die Kunden nach den Baustellen in 2026 zurückkommen. Einmal weg, immer weg“, sagt Stephan Ahrens. Der Kunde suche sich nun einmal den einfachsten Weg. Und der führe derzeit nicht in die Kurstadt. Deshalb ziehen die beiden Geschäftsführer die Reißleine. &bdquo;Wir möchten den Mitarbeitern, den Kunden und uns ein Sterben auf Raten ersparen“, fasst es Daniela Drabert zusammen. &bdquo;Wir haben auch über eine Verkleinerung von drei auf eine Etage nachgedacht - aber das wäre ebenfalls nichts anderes.“ Und so informierten die Geschäftsführer vor der Öffentlichkeit die Mitarbeiter und machten allen das Angebot für Minden. &bdquo;Wir hoffen sehr, dass alle mitkommen, damit die Oeynhausener Kunden im Haupthaus ihre gewohnten Ansprechpartner und ebenfalls den Weg nach Minden finden“, betont Stephan Ahrens. Lesen Sie auch: Das ist für das City Center Neo geplant Stellungnahme des Bürgermeisters zur Hagemeyer-Schließung Bürgermeister Lars Bökenkröger traf die Nachricht der Schließung des größten Einzelhändlers in der Bad Oeynhausener Innenstadt nicht ganz überraschend. Schon in den vergangenen Monaten hatte die Mindener Geschäftsführung in Gesprächen immer wieder durchblicken lassen, welche Schwierigkeiten es am Standort in der Kurstadt gibt. &bdquo;Das ist natürlich eine ganz schlechte Nachricht, wenn ein solches Traditionshaus geht“, betonte Bökenkröger im Gespräch mit der NW. &bdquo;Es ist ein Unternehmen, das über Jahrzehnte die Innenstadt geprägt hat.“ Die vielfältigen Gründe seien - bis auf die Kritik am Stadtmarketing - nachvollziehbar. Letzteres sorge für viele Veranstaltungen in der Stadt. &bdquo;Wir als Stadtverwaltung und ich als Bürgermeister haben an die Politik appelliert, die Händler der Innenstadt nicht noch mehr zu belasten“, betont Bökenkröger. Leider habe die Politik gänzlich anders entschieden und die Pflasterung der unteren Klosterstraße in 2025 beschlossen. &bdquo;Es gibt Baustellen, wie die Bahnbrücken, auf die haben wir keinen Einfluss - hier aber hätten wir ihn gehabt.“ Zumal auch die Einzelhändler der unteren Klosterstraße in vielen Gesprächen ihr Leid geklagt hätten. &bdquo;Baustellen und Erreichbarkeit ist für die Innenstadt ein großes Thema. Und dazu gehören auch Parkplätze in der Innenstadt. Wenn aber einige Teile der Politik die Autos komplett aus der Stadt verbannen wollen, dann wird das der Innenstadt und den Einzelhändlern weiter schaden“, ist der CDU-Mann überzeugt. Es werde auch so schon genug Rückschläge für die Innenstadt geben - allein aufgrund der negativen wirtschaftlichen Entwicklungen. Bökenkröger: &bdquo;Ich hoffe nur, dass nach der Hagemeyer-Schließung nicht noch weitere Läden folgen werden.“

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