Diese Einzelhändlerinnen trotzen der Baustelle in der Bad Oeynhausener Innenstadt

Bad Oeynhausen. Die rot-weißen Warnbaken sind vorerst aus der Fußgängerzone verschwunden, die Löcher asphaltiert und die Vorarbeiten zur Neupflasterung abgeschlossen. Wie durch Zauberhand ist die Laufkundschaft danach zurück in der Klosterstraße zum Eis- und Tortenessen gekommen. Trotzdem haben die ersten Arbeiten zur neuen Straßenpflasterung in der Geschäftsbilanz von Anne Ellermann Spuren hinterlassen. &bdquo;Ich habe 35 bis 40 Prozent Umsatzeinbußen“, sagt die Konditormeisterin und Betreiberin des Cafés Finselbach. Seit ein paar Tagen steigen die Umsätze wieder. Die Bauarbeiter kehren aber zurück. Das Café Finselbach wird trotzdem geöffnet sein. &bdquo;Ich bleibe“, sagt Ellermann im Gespräch mit der NW. Im &bdquo;Teehaus“ schräg gegenüber sieht Inhaberin Stefanie Gresförder das genauso. Die Einzelhändlerinnen bieten der Baustelle die Stirn. Genauso wie Raluca-Aurelia Antochi, die das Café &bdquo;Samaria“ erst vor wenigen Monaten neu geöffnet hat. Während der Bauarbeiten werden die Ladengeschäfte in der Innenstadt erreichbar sein. Und das, obwohl der Einzelhandel in der City schrumpft. Die Ladenzeile im unteren Teil der Klosterstraße wird dünner. Nach dem Weggang des Modehauses Hagemeyer macht sich Leere breit. Und in dieser Leere blühen offenbar wildeste Spekulationen und Gerüchte. In letzter Zeit, erzählen die drei Frauen, haben sich immer wieder Kunden erkundigt, wann die Einzelhändlerinnen denn wohl auch dichtmachen würden. Im Teehaus wackelten die Wände wegen der Bauarbeiten Die Frauen bieten also nicht nur den Bauarbeiten die Stirn. Sie wehren sich auch gegen die Gerüchte, die derzeit in der City die Runde machen. Der Unsinn ist schwer zu widerlegen. Gresförder hat 2020 das Teehaus in die Klosterstraße verlegt und Ellermann hat im gleichen Jahr das Café Finselbach übernommen. Die Coronakrise haben sie überstanden. Die Bauarbeiten in der oberen Klosterstraße ebenso. Da werden sie die Baustelle vor der eigenen Ladentür doch auch überstehen? Stefanie Gresförder beklagt ebenfalls Umsatzeinbußen von zeitweise bis zu 40 Prozent. Weil die Stadtwerke in den vergangenen Wochen die Leitungen in der Klosterstraße erneuert haben und dazu den Asphalt aufstemmten, wackelten im Teehaus sogar die Wände: &bdquo;Ich habe die Tassen in den Regalen festgehalten“, sagt Gresförder. Die Sommermonate sind zwar nicht die umsatzstärksten Monate für einen Teeladen. Da kommen nur wenige Kunden. Die Baustelle schnürt aber auch diesen dünnen Zustrom zu. Gresförder wird deutlich: &bdquo;Wir sind schon froh, wenn die Baustelle durch ist.“ Weil aber auch das Schließungsgerücht in den vergangenen Tagen immer wieder ihren Laden erreichte, hat sie ein Schild in die Eingangstür gehängt. Darauf steht fett geschrieben: &bdquo;Wir schließen nicht!“ Konditormeisterin Anne Ellermann hat das in noch größeren Buchstaben aufgeschrieben. Sie hat einen Aufsteller für die Klosterstraße bestellt und seit Mittwoch vor der Ladentür platziert: &bdquo;Wir bleiben! Das Café Finselbach schließt nicht.“ Immer wieder hätten Kunden gefragt, wann sie denn wohl schließen würde, erzählt die Finselbach-Chefin. Als dann auch noch der Küchenchef des Herz- und Diabeteszentrums und sogar eine Konditoren-Kollegin aus Bad Essen danach fragte, sei sie ins Grübeln gekommen. &bdquo;Das Dementi wird irgendwann sehr anstrengend, auch mental“, sagt die Konditormeisterin. Außerdem trägt sie als Chefin Verantwortung für 14 Angestellte. Lesen Sie auch: Die Innenstadt von Bad Oeynhausen bleibt auch diesen Sommer eine Großbaustelle Stadt erhebt keine Gebühr für Außengastronomie In den Sommermonaten ist die Laufkundschaft der wichtigste Umsatzbringer fürs Cafégeschäft. Die Kunden kaufen dann vor allem selbstgemachtes Eis direkt aus dem Eiswagen vor dem Laden. Doch schon mit der ersten weiß-roten Baustellen-Warnbake finden die Kunden offenbar den Weg nicht mehr in die Klosterstraße, hat Ellermann beobachtet. Raluca-Aurelia Antochi hat ihr Café &bdquo;Samaria“ erst im März 2025 geöffnet. Sie wusste, dass die neue Pflasterung kommt. &bdquo;Ich mag das Risiko“, sagt sie. Das erste Jahr sei immer schwer in der Gastronomie. Die Baustelle habe ihr aber Baustellen-Kieker gebracht, die die Aussicht auf das Baustellenloch bei einer Tasse Kaffee genossen. Die Stadtverwaltung weiß um die Nöte der Einzelhändler. Einen finanziellen Ausgleich könne die Stadt leider nicht geben, erklärt Stadtsprecherin Kerstin Vornheder. Allerdings seien während der Baustellenphase &bdquo;keine Sondernutzungsgebühren“ für die Außengastronomie erhoben worden. Außerdem sei die Baustelle nach den ersten Arbeiten provisorisch mit Asphalt geschlossen worden. Während der Innenstadtfete seien Teppiche ausgelegt worden, um Dreck aus den Ladengeschäften herauszuhalten. Außerdem werde die Stadt neben den Blumenkugeln noch &bdquo;weitere Maßnahmen zur Optimierung des Erscheinungsbildes“ angehen. Vertreter der Einzelhänder würden über den Fortgang der Baustelle laufend informiert. Noch im Juli, so Vornheder, würden die Pflasterarbeitern beginnen. Anne Ellermann erwartet die Arbeiter im August vorm Café Finselbach. Die Baustelle wird ihr Eisgeschäft womöglich verhageln. Trotzdem hält sie durch. 2020 hat sie das Geschäft übernommen. Ihr Mietvertrag läuft noch fünf Jahre. Und den will sie erfüllen. &bdquo;Jetzt ist Halbzeit“, sagt die Konditormeisterin. Während der Coronakrise, als ganz Deutschland auf der Jagd nach Klopapier war, hat sie Torten gestaltet, die wie Papierrollen aussahen. Ein leckerer Gag in trübseliger Zeit. Etwas Vergleichbares ist ihr für die Straßenpflasterarbeiten noch nicht eingefallen. Aber vielleicht haben ihre Kunden ja eine zündende Idee? 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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