Exhibitionist in der Bad Oeynhausener Bali-Therme: Ungewöhnliches Beweisfoto vor Gericht

Bad Oeynhausen. Die Sauna ist eigentlich ein Ort der Entspannung. Ein 27-jähriger Mann aus Bremen hat im vergangenen Juli mit seinem Bruder den ganzen Tag damit verbracht, in der Bali-Therme zu schwitzen, auszuruhen und zu baden. Nach seinem letzten Saunagang gegen 21.15 Uhr wollte er sich besonders gründlich waschen, um dann den Heimweg anzutreten. So schildert es sein Anwalt vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen. Zwei Frauen in den Gruppenduschen der gemischten Sauna wurden unfreiwillig Zeugen dieses Waschvorgangs - und erstatteten Anzeige wegen Exhibitionismus. Der 27-jährige Hausmeister aus Bremen muss sich deshalb vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen verantworten. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld wirft dem Mann vor, er habe vor den beiden Frauen an seinem erigierten Penis manipuliert. Sein Verteidiger Mustafa Ertunç widerspricht und stellt dem Gericht einen gebrochenen Familienvater vor, der seit dem Vorfall in medizinischer Betreuung und von dem Strafverfahren &bdquo;emotional stark beeinträchtigt“ sei. Der Angeklagte habe sich bloß &bdquo;untenrum einshampooniert“, schildert der Anwalt die Szene in der Dusche. Dass die beiden Frauen der Anblick des Geschlechtsteils &bdquo;sichtlich schockiert“ hat, sei deren Sache. Bei den Frauen handele es sich zudem um ein lesbisches Paar. &bdquo;Mein Mandant ist nicht für ihre subjektiven Empfindungen verantwortlich.“ Womöglich sei die Sache aber rasch aufzuklären, so der Verteidiger. Der Angeklagte sei nämlich &bdquo;gut bestückt“. Man könne dem Gericht zum Beweis Fotos zur Verfügung stellen. Angeklagter fotografiert seinen Penis im Gericht Nach einem Moment der Überraschung nimmt der Richter das ungewöhnliche Angebot an, schickt den Angeklagten dafür aber aus dem Saal auf die Gerichtstoilette. Schließlich soll seine Intimsphäre gewahrt bleiben. Der Angeklagte geht also mit seinem Handy aufs Klo und legt das Foto zwei Minuten später Richter und Staatsanwalt vor. Dann haben die beiden Frauen das Wort. Auch sie waren an dem Juli-Tag nach dem Mittagessen in der Bali-Therme. Dem Mann sind sie jedoch nicht begegnet. Erst am Abend, schildern beide übereinstimmend, sei es zu der äußerst unangenehmen Begegnung gekommen. Eine der Frauen ist Polizeibeamtin. Die 38-Jährige hat schon viel in ihrem Beruf erlebt, erzählt sie. An diesem Abend habe sie aber nackt unter der Dusche gestanden, ihre Ehefrau bloß eine Brause weiter. Der Angeklagte habe sich selbst befriedigt und sie dabei angestarrt: &bdquo;Das war wirklich eklig.“ Ihre 36-jährige Ehefrau schildert das ähnlich. Sie sei erschrocken, angeekelt, habe sich erniedrigt und hilflos gefühlt. Beide Frauen meldeten den Vorfall bei der Saunameisterin. Die 38-Jährige machte den Beschuldigten ausfindig. Er saß im Bademantel auf einer Liege und wartete auf seinen Bruder. Der Verteidiger will mit Blick auf die Beweisfotos von der Gerichtstoilette wissen, ob die beiden Frauen nicht doch bloß einen ungewöhnlich großen Penis gesehen haben, was die Frauen verneinen. &bdquo;Was ist die Definition von Größe?“, fragt die 36-Jährige zurück: &bdquo;Ich würde sagen: guter Durchschnitt, wenn man den statistischen Angaben Glauben schenken mag.“ Sie sei selbst jahrelang als Saunameisterin tätig gewesen und habe keine Scheu vor nackter Haut: &bdquo;Aber so etwas ist mir noch nie passiert.“ Der Staatsanwalt kennt die Saunaduschen Der Bruder des Angeklagten hat die entscheidenden Sekunden in der Dusche zwar nicht miterlebt, bestätigt aber dessen Waschvorgänge und erklärt ungefragt: &bdquo;Er war wirklich zu null Prozent erregt.“ Der Richter bittet ihn um eine Skizze und der Zeuge zeichnet einen eckigen Duschraum, in dem sich sein Bruder und die Frauen in maximaler Entfernung begegnet sein sollen. Sein Bruder, betont er, sei zudem kurzsichtig. Das interessiert den Staatsanwalt jedoch nicht. Er kennt allerdings die Duschen im Saunabereich der Bali-Therme und sagt: &bdquo;Das ist ein Rondell. Da gibt’s keine Ecke.“ Der Angeklagte sei &bdquo;schlecht beraten“ und hätte &bdquo;besser kleine Brötchen gebacken“. Besonders verwerflich findet der Staatsanwalt, dass der Angeklagte Strafanzeigen gegen beide Frauen gestellt habe. Er fordert deshalb eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu 40 Euro (1.600 Euro) und sagt: &bdquo;Wer sich so verhält wie Sie, hat in der Sauna nichts verloren.“ Der Verteidiger weist die Kritik an seiner Verteidigungsstrategie zurück. Dass die Duschen rund und nicht eckig seien, sei nicht entscheidend. Letztlich stehe Aussage gegen Aussage. Jeder der Berufsbeteiligten im Saal &bdquo;hat einen Penis“ und könne deshalb beurteilen, dass das Geschlechtsteil seines Mandanten überdurchschnittlich sei. &bdquo;Der fällt auch auf.“ Zudem habe der 27-Jährige Shampoo auf dem Kopf gehabt: &bdquo;Wer holt sich dann noch einen runter?“ Das sei lebensfremd. Sein Mandant sei jahrelang Saunagänger und nun an ein lesbisches Paar geraten, was sich von ihm belästigt fühlte. Der Prozess fände nur deshalb statt, weil eine mit einer Frau verheiratete Polizeibeamtin beteiligt sei: &bdquo;Das ist eine Anomalie in der Anomalie.“ Einen konkreten Antrag stellt der Verteidiger nicht. Der Richter verurteilt den 27-jährigen Bremer schließlich wegen Exhibitionismus in der Saunadusche zu einer Geldstrafe von 15 Tagessätzen zu 40 Euro (600 Euro). Er habe &bdquo;keine Zweifel“ an der Schilderung der Zeugen und in Richtung Verteidiger stellte der Richter klar: &bdquo;Das ist auch keine Anomalie, sondern eine stimmige Aussage.“ Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Verteidiger kündigte bereits Widerspruch an.

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