Können diese Verfahren die Abwassergebühren für Bad Oeynhausener senken?

Bad Oeynhausen. Wärme wollen die Stadtwerke aus geklärtem Abwasser gewinnen. Ob und wie das funktionieren könnte, erklärt den Mitgliedern des Verwaltungsrates der Bad Oeynhausener Chemieingenieur Karl-Erich Köppke. Der renommierte Fachmann hat eine &bdquo;Machbarkeitsstudie für Verfahren zur Wärme- und Stromerzeugung auf der Kläranlage“ erarbeitet. Und er sieht durchaus brachliegendes Potenzial in der Kläranlage, das man nutzen könne, um Strom und Fernwärme zu erzeugen. Dabei treibt die Stadtwerke nicht so sehr die Ökobilanz ihrer Geschäftstätigkeit um, sondern die Frage: &bdquo;Wie können wir Geld verdienen“, die Stadtwerke-Chef Andreas Schwarze sich mit Blick auf die &bdquo;große und gute Kläranlage“ im Ausschuss stellt. So wird die Einsparung des Klimagases Kohlendioxid durch die energetische Optimierung der Kläranlage nicht thematisiert; Schwarze geht es um Rendite, von der die Bürger in Gestalt sinkender Abwassergebühren profitieren sollen. Im Lemgoer Klärwerk ist man deutlich weiter Am Lemgoer Klärwerk nutzen die Stadtwerke Lemgo seit 2019 eine Abwasser-Wärmepumpe, um aus der Kombination aus Wärmepumpe, geklärtem Abwasser und dem Blockheizkraftwerk (BHKW) zwei Drittel der in der historischen Lemgoer Innenstadt benötigten Fernwärme mithilfe von erneuerbaren Energien wirtschaftlich zu erzeugen. Nach dem Duschen, Baden, Kochen oder Wäschewaschen landet das Schmutzwasser der Lemgoer Haushalte im örtlichen Klärwerk. Nach der Reinigung besitzt dieses Wasser noch immer eine durchschnittliche Temperatur von zirka 13 Grad Celsius. Diese Wärme nutzen die Stadtwerke Lemgo, um das Kältemittel der neuen Großwärmepumpe zu erwärmen. Anschließend erzeugt ein Kompressor, mit dem Strom aus dem angeschlossenen Blockheizkraftwerk, den richtigen Druck, damit die Wärmepumpe ihre Arbeit aufnehmen kann. Die Lemgoer Abwasser-Wärmepumpe wird dann das bereits genutzte Fernwärmewasser, das mit 60 Grad Celsius die Wärmepumpe erreicht, so erhitzen, dass es wieder als Fernwärme genutzt werden kann. 90 Grad Celsius sind dafür im Lemgoer Fernwärmenetz notwendig. 82 Grad Celsius werden mithilfe der Wärmepumpe erreicht, die restlichen 8 Grad Celsius steuert die Wärmerückgewinnung aus dem Betrieb des Blockheizkraftwerkes bei. Inklusive einer 250 Meter langen Fernwärmeleitung haben die Stadtwerke Lemgo 3,9 Millionen Euro in ihren Großwärmetauscher investiert. Mehr zum Thema: Wie Bad Oeynhausen mit Wärme aus der Tiefe und dem Abwasser heizen könnte In Bad Oeynhausen hält Karl-Erich Köppke es für möglich, mittels einer zweistufigen Wärmepumpe, der Nutzung der vorhandenen zwei Blockheizkraftwerke und dem Neubau eines dritten das geklärte Abwasser auf 82 Grad Celsius zu erhitzen. &bdquo;Das können wir dann am Zaun an die NEO verkaufen“, sagt Andreas Schwarze, der das bei einem Preis von 10 bis 11 Cent pro Kilowattstunde für ein einträgliches Geschäft hält. Den derzeitigen Verkaufspreis beziffert Schwarze auf rund 15 Cent je Kilowattstunde. Auch ohne neues Blockheizkraftwerk sei nur die Wärmepumpe in der Lage, eine Wärmeleistung von 2.680 Kilowatt zu erzeugen. Mit dem Blockheizkraftwerk ließe sich diese Leistung auf 4.006 Kilowatt steigern, erklärt Köppke im Gespräch mit der NW. Es rechnet sich erst, seit es die NEO gibt Volker Brand (Grüne) fragt sich und den Stadtwerke-Chef, warum man das nicht längst schon mache. &bdquo;Wir hatten keinen Abnehmer, der über ein entsprechendes Leitungsnetz verfügt hätte“, lautet Schwarzes Antwort, der die Wärmeenergie an die &bdquo;Neuen Energien Bad Oeynhausen“ (NEO) veräußern will. Die NEO gingen zum Jahresbeginn 2022 an den Start. Das Unternehmen formierte sich aus der Nahwärme Oeynhausen Löhne (NWOL), aus der die Stadt Löhne ausscherte. Deren Anteile übernahmen die Stadtwerke Bad Oeynhausen. Die Stadtwerke halten 51 Prozent der Anteile, 49 Prozent gehören der Gelsenwasser AG. Schwarze berichtet dem Ausschuss, dass es entlang der Mindener Straße bereits Interessenten für die Fernwärme aus der Kläranlage gebe. Lesen Sie auch: So steht’s um die Fernwärme in Bad Oeynhausen Lukrativ machen die vorhandenen Blockheizkraftwerke die Wärmegewinnung aus geklärtem Abwasser, denn eine Herausforderung für einen wirtschaftlichen Betrieb von Großwärmepumpen stellt die Stromversorgung dar. Wird der Strom zum Antrieb des Verdichters und weiterer Aggregate, wie für einen normalen Letztverbraucher aus dem Netz bezogen, so fallen sämtliche Umlagen an. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist trotz hoher Effizienz in solchen Fällen selten möglich. Auch in Lemgo war die Einbindung des vorhandenen Blockheizkraftwerkes ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Umsetzung des Vorhabens. Die Faultürme sollen voller werden Köppke hat im Auftrag der Stadtwerke auch über die effizientere Nutzung der Faultürme nachgedacht. Die seien nämlich nicht ausgelastet und könnten deutlich mehr Gas produzieren, mit dem wiederum die Blockheizkraftwerke befeuert werden könnten, wenn man in den Faultürmen sogenannte Co-Substrate für die es eine Positivliste gebe, zusätzlich vergäre. Als Co-Vergärung wird die Behandlung zusätzlicher organischer Stoffe in der Klärschlammfaulung bezeichnet. Neben der Faulung des bei der Abwasserreinigung anfallenden Klärschlamms, der auch der Gewinnung von Biogas dient, können beispielsweise Abfälle aus der Lebensmittelverarbeitung mit behandelt werden, um die Biogasausbeute zu steigern. Durch die Verwendung der zusätzlichen Biogasmengen wird in einem Blockheizkraftwerk die Wärme- und Stromerzeugung erhöht. Der Großwärmetauscher, die brennwerttechnisch ertüchtigten Blockheizkraftwerke und die Optimierung der Faulturmausnutzung sind für den Ingenieur kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch, drei Verfahren die man koppeln könne, um das Potenzial der Kläranlage deutlich besser auszunutzen. Allein die Installation der Großwärmepumpe könne eine Wärmemenge von 21,5 Gigawattstunden bei 8.000 Stunden (ein technisches Jahresäquivalent, bei dem die Wartungszeiträume abgezogen werden) erzeugen, erklärt Köppke dem Ausschuss. Lesen Sie auch: Einzigartiges Projekt: Bad Oeynhausen testet Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Klärwerk In Kombination mit der Wärmepumpe seien es schon 32 Gigawattstunden. Koppelt man diese Anlage noch mit der Co-Vergärung, reduziere sich die Wärmemenge bei 8.000 Stunden auf 31,8 Gigawattstunden, liefere aber deutlich mehr Gas für die Wärmepumpen, sodass der externe Gasbezug sich merklich reduziere. Köppke betont, dass man wissen müsse, wie hoch der Wärmebedarf Bad Oeynhausens sei, um das wirtschaftlichste Modell dann umzusetzen. Grundsätzlich könne man die drei Prozesse nach und nach aufbauen. Wenig hält Köppke von der Installation einer Photovoltaik-Anlage zur Stromversorgung der Wärmepumpen. Die Anlage könne auf der innerhalb der Kläranlage zur Verfügung stehenden Fläche von 2.647 Quadratmetren nur rund 6,7 Prozent der benötigten Energie beisteuern.

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