Bad Oeynhausens älteste Brücke ist kerngesund - andere reif für den Abriss

Bad Oeynhausen. Nach dem Brückenzusammenbruch in Dresden, der für die Verantwortlichen in der sächsischen Landeshauptstadt offenbar völlig unerwartet eintrat, tritt in ganz Deutschland die Frage in den Vordergrund: Wie sicher sind unsere Brücken? Zumindest Hinweise darauf kann das Brückenkataster der Stadt geben. Brücken müssen regelmäßig zum &bdquo;TÜV“. Sie werden jedes Jahr einer Sichtprüfung unterzogen, alle drei Jahre einer Zwischenuntersuchung und alle sechs Jahre einer Hauptprüfung. Akute Sorgenfälle gebe es derzeit unter den inzwischen gut 90 Brücken der Stadt nicht, versicherte der Pressesprecher der Stadt, Volker Müller-Ulrich. &bdquo;Letztendlich versuchen wir, auch durch stetige Kontrollen, größtmögliche Sicherheit für unsere Brücken herzustellen“, erläuterte Müller-Ulrich mit Blick auf den Einsturz der Carolabrücke in Dresden. &bdquo;Wir haben die Brücken im Blick“, so Müller-Ulrich. &bdquo;Aber das ist wie beim Auto: Selbst wenn ich gerade frisch damit durch den TÜV bin, ist das keine Garantie dafür, dass nicht am nächsten Tag etwas kaputtgeht.“ Um das Risiko größerer Schäden zu vermindern, sei die Stadt auch bemüht, ihren Brückenbestand zu verjüngen. Mehr zum Thema: Marode Brücken - in OWL gibt es dringenden Sanierungsbedarf Karte: So sicher sind (ehemals) kritische Brücken in Bad Oeynhausen Trotz Note &bdquo;Ungenügend“ wurde der Neubau verschoben Der Brückenzustandsbericht der Stadt Bad Oeynhausen von 2018 ordnete zwei Drittel der 89 damals dort erfassten Bauwerke in die Kategorie &bdquo;in gutem bis sehr gutem Zustand“ ein. Zu den Brücken in kritischem Zustand gehörten vor sechs Jahren noch die Schützenbrücke, deren Holzbelag inzwischen saniert wurde, die Sielwehrbrücke, die zwar noch steht, für die aber ein Neubau errichtet wurde und der seit einem Jahr freigegeben ist, und die Brücke über die Nordbahn an der Oberbecksener Straße, deren Nachfolgerin 2018 bereits im Bau war. Die Brücke, die damals mit der Note 4 die schlechteste Beurteilung bekam, die die Brückenprüfer überhaupt zu vergeben haben - in Schulnoten ausgedrückt wäre das ein &bdquo;Ungenügend“ -, war die Brücke über den Hambkebach in der Bismarckstraße. Die wurde daraufhin für den Schwerlastverkehr gesperrt, der Neubau wurde geplant. Dabei ist es bis heute geblieben. Mit Rücksicht auf die beiden Eisenbahnbrücken, die an der Steinstraße und aktuell über der Herforder Straße neu gebaut wurden und werden, hat die Stadt den Neubau der Brücke in der Bismarckstraße zurückgestellt, um das Verkehrschaos in der Innenstadt nicht noch größer zu machen. Inzwischen ersetzt wurde dagegen die hölzerne Fußgängerbrücke über die Südbahn zwischen Lessingstraße und Kurpark. Auch die Werrebrücke für Radler und Fußgänger in Höhe der Allensteiner Straße wurde 2021 durch einen Neubau ersetzt. Steinbogenbrücke soll abgerissen werden Als &bdquo;das letzte Sorgenkind unter unseren Brücken“ bezeichnete Jens Grove, Brückenbaufachmann der Stadtverwaltung, Bad Oeynhausens zweitältestes Brückenbauwerk. Die 1874/75 gebaute Steinbogenbrücke über die Südbahn am Borweg bekam bei der jüngsten Brückenprüfung auch ein &bdquo;Ungenügend“. Die Steine bröckelten, die gesamte Substanz sei in Auflösung, so Groves Diagnose. Deshalb sperrte die Stadt die Borweg-Brücke schon 2022 für den motorisierten Verkehr. Doch selbst, wenn sie nur noch von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden darf, müsste sie saniert werden. Da das aber mindestens 400.000 Euro kosten würde, soll die Brücke abgerissen werden, so beschloss es der Ausschuss für Stadtentwicklung im Dezember 2023. Noch steht sie aber. Zu den Brücken, die bei der Prüfung ebenfalls glatt durchfielen, gehört auch die Flutmuldenbrücke, die als Teil der Eidinghausener Straße in die Zuständigkeit von Straßen NRW fällt. 2012 wurde die Brücke (Baujahr 1955) als marode, ja sogar als einsturzgefährdet eingestuft. Straßen NRW ließ 90 Stahlstützen zur Stabilisierung unter die Brücke stellen, beschränkte die Durchfahrt für Schwerfahrzeuge und plante einen Neubau. Der wurde sechs Mal verschoben. Nun aber ist die neue Brücke fast fertig, sie soll am 24. September freigegeben werden. Mehr Infos: Die Flutmuldenbrücke wird im Herbst freigegeben 26 Brücken auf 9,5 Kilometer Autobahn Für Autobahnen ist seit 2021 eine eigene GmbH des Bundes zuständig. In der Bauphase der Nordumgehung von 2008 bis 2018 aber war noch der Landesbetrieb Straßen NRW für den Autobahn-Lückenschluss zwischen A30 und A2 verantwortlich. 26 Brücken wurden für den neuen, 9,5 Kilometer langen Autobahnabschnitt gebaut. Die beiden größten sind die Werrebrücke in Löhne mit 300 Metern Länge und die etwa halb so lange Werrebrücke in Bad Oeynhausen. Beides sind Schrägseilbrücken, also völlig andere technische Konstruktionen als die in Dresden eingestürzte Spannbetonbrücke. Die aber seien mit hohen Sicherheitsreserven versehen, so hatte Straßen NRW im September 2018 gegenüber der NW versichert, nachdem in Genua eine Schrägseilbrücke eingestürzt war. Die beiden Werrebrücken der Nordumgehung seien von vornherein so geplant, dass ein Seil reiche, um sie tragen. So könnte - wenn nötig - das zweite Seil ausgetauscht werden, ohne dass die Brücke für den Verkehr gesperrt werden müsste, so erklärte es der Landesbetrieb vor sechs Jahren. Neubaupläne für sechs Autobahnbrücken Die im doppelten Sinne größten Sorgenkinder unter den Brücken der Kurstadt aber dürften die Brücken der A2 über die Weser und die Weserflutmulde sein. Für die aber ist, wie erwähnt, seit Januar 2021 die neu gegründete Autobahn GmbH des Bundes zuständig. Sechs Einzelbauwerke – vier Brücken über die Weserflutmulde und zwei über den Fluss selbst - sollen abgerissen und neu gebaut werden. Während die beiden Steinbrücken aus den 1930er Jahren im jüngsten Zustandsbericht noch die glatte Note 2 erhalten haben, bekamen die modernen Stahlbetonbrücken nur eine 2,9. Die Neubauten sollen laut Planungen der Regionalniederlassung der Autobahngesellschaft in Hamm nach Informationen der NW in den 2030er Jahren erfolgen. &bdquo;Die Planungen sind aber noch ganz am Anfang“, erklärte Renée Trippler, Pressesprecherin der Autobahngesellschaft, dazu auf Anfrage der NW. Übrigens: Bad Oeynhausens älteste Brücke ist die 1767 gemauerte Steinbrücke über den Kokturkanal. Sie gilt als kerngesund.

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