Wenn die Kirchen in Bad Oeynhausen verkauft werden, bleibt mancherorts kein Raum für Beerdigungen

Bad Oeynhausen. Wenn die Kirchengemeinde Eidinghausen-Dehme sich von ihren Liegenschaften im Ortsteil Dehme trennt, gibt es ein Problem. Dort wird, wie sonst im Stadtgebiet nur noch in Bergkirchen, die Kirche gleichzeitig auch als Friedhofskapelle genutzt. Doch was passiert bei einem Verkauf mit den Trauerfeiern? Von wo aus werden künftig die Menschen beerdigt werden können? &bdquo;Wir als Friedhofsverband haben ein großes Interesse daran, dass die Kirche weiterhin als Kapelle genutzt werden kann“, betont Bernhard Silaschi im Gespräch mit der NW. Der Pfarrer im Ruhestand ist Vorsitzender des Friedhofverbandes und derzeit auf der Suche &bdquo;nach einer sinnvollen Lösung“. Weil die Ausgaben seit zwei Jahren die Einnahmen übersteigen, plant die Großgemeinde Eidinghausen-Dehme wie berichtet einschneidende Veränderungen. Die Dehmer Kirche, das Dehmer Gemeindehaus, die Küsterstelle und eine Pfarrstelle sollen aufgegeben, zwei Wohnhäuser verkauft werden. Nur so sei, da ist sich das Presbyterium sicher, die Zukunft der Gemeinde gesichert. Es sind weitreichende Pläne, mit denen bis 2027 die Finanzen saniert und das sechsstellige Minus ausgeglichen werden sollen. Die Dehmer Kirche allerdings, die direkt an den Friedhof grenzt, hat seit Anbeginn ihres Bestehens auch die Funktion als Friedhofskapelle. &bdquo;Das ist der Gemeinde auch durchaus klar“, betont Silaschi. &bdquo;Die Gemeinde ist aber finanziell so auf Kante genäht, dass sie handeln muss und überlegt, das Gemeindezentrum in Dehme aufzugeben. Sie setzt auf das Prinzip Menschen vor Steine“, fasst Silaschi zusammen. Versorgung der Kirche vom Gemeindehaus aus Kirche und Gemeindehaus bilden in Dehme eine Einheit. &bdquo;Die Versorgungsleitungen für die Kirche kommen alle aus dem Gemeindehaus“, erklärt Bernhard Silaschi. &bdquo;Wir müssen prüfen, wie diese Versorgung unabhängig gemacht werden kann, wie leicht oder schwer das ist.“ Denn die Aufgabe des Trauerortes ist für den pensionierten Pfarrer keine Option: &bdquo;Wenn die Kirche nicht mehr Kapelle sein kann, mindert das den Friedhof.“ Und genau das möchte Silaschi nicht. Der Friedhof soll bleiben. Es soll von Seiten des Verbandes keinen Schritt zurück geben. Früher wurden die Dehmer in Rehme beerdigt, die Särge mittels Kahn über die Werre gerudert und manchmal ging auch einer in den Fluten verloren. &bdquo;Das wollen wir keinesfalls wieder aufleben lassen“, sagt Silaschi schmunzelnd. Für den Verbandsvorstandsvorsitzenden wäre es der &bdquo;Worst Case“, wenn die Trauerfeiern demnächst woanders stattfinden müssten. Zwölf Friedhöfe im Stadtgebiet von Bad Oeynhausen hat der Friedhofsverband bis zum 31. Dezember 2023 betreut. Inzwischen hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. &bdquo;Seit dem 1. Januar sind noch alle anderen Friedhöfe aus dem Kirchenkreis Vlotho hinzugekommen, so dass wir nun 25 Friedhöfe betreuen“, erklärt Bernhard Silaschi. Und sie alle haben entweder Kirchen oder Kapellen zugehörig. Dem Friedhofsverband ist daran gelegen, den Standort Dehme zu erhalten. &bdquo;Unsere erste Priorität liegt auf dem Erhalt als Kapelle.“ Dafür müssten die Kosten geprüft werden, die eine solche Übernahme mit sich bringen würde. &bdquo;Wäre es machbar, die Kirche zum Beispiel für einen symbolischen Preis von einem Euro zu übernehmen?“, überlegt der Vorstand. Noch aber seien die Gespräche nicht an diesem Punkt angekommen. Sollte es einen Nachpächter oder Nacheigentümer für das Dehmer Ensemble geben, müsste vertraglich sichergestellt werden, dass die weitere Kirchennutzung für Trauerfeiern möglich sei. &bdquo;Auch derzeit nutzen wir als Verband die Kirche für Trauerfeiern ja nicht umsonst“, sagt Silaschi. Weshalb der Friedhofsverband den Hinterbliebenen die Kirchennutzung in Rechnung stellt. Rund 30 Trauerfeiern jährlich &bdquo;Im Schnitt haben wir in Dehme jährlich 30 Trauerfeiern.“ Das sei im Vergleich zu großen Friedhöfen wie Mooskamp oder Schwarzer Weg verhältnismäßig wenig. Der Grund dafür liege auch an den gefallenen Friedhofsgrenzen. &bdquo;Früher war festgelegt, auf welchem Friedhof die Bürger bestattet werden“, erinnert Silaschi. Wer in Dehme wohnte, fand seine letzte Ruhestätte auch auf dem dortigen Friedhof. Wer in Werste wohnte auf dem Werster. &bdquo;Diese Bindung ist seit einigen Jahren aufgehoben, wodurch die Friedhöfe untereinander in Konkurrenz treten.“ Die Verstorbenen informierten sich oft schon zu Lebzeiten. Silaschi: &bdquo;Sie schauen sich auf den Friedhöfen um, wo es ihnen besser gefällt.“ Auch wenn die Dehmer Kirche im Mittel nur jede zweite Woche für Trauerfeiern genutzt wird: &bdquo;Mein absolutes Bestreben ist es, die Kirche als Kapelle zu erhalten“, betont Silaschi. Aber das müsse sich für den Verband auch rechnen. &bdquo;Wir haben einige Kapellen im Eigentum und wir müssen auf alle achten, alle schick halten.“ Außerdem müssten 24 Friedhofsgärtner bezahlt werden. Die Kosten für Dehme flössen in die gesamte Gebührenkalkulation ein: &bdquo;Und die Gebühren müssen tragbar sein.“ Derzeit lägen die Friedhofsgebühren in Bad Oeynhausen auf einem niedrigen Level &bdquo;und dort wollen wir sie auch weiterhin halten“. &bdquo;Sterben ist leider teuer, deshalb wollen wir die Gebühren nicht zu hoch ansetzen.“ Die Friedhofunterhaltungsgebühr liege in der Kurstadt aktuell pro Grab bei 13 Euro. Geld, mit dem zum Beispiel dafür gesorgt wird, die Friedhöfe in einem guten Pflegezustand zu halten. Den haben Bürger in der Vergangenheit immer mal wieder bemängelt: &bdquo;In Werste und auf der Lohe haben wir Biodiversitätsprojekte, um die biologische Vielfalt zu stärken, da gibt es Streuobstwiesen, Totholzmauern oder der Rasen wird nicht gemäht - das empfinden viele als ungepflegt“, weiß Bernhard Silaschi, der nach eigenen Angaben selbst habe lernen müssen, wie wichtig solche Projekte sind und dass nicht immer jeder Grashalm gezupft werden müsse. Friedhöfe seien mehr denn je Orte der Ruhe, der Besinnung und für die innere Einkehr. Dort gehe es nicht nur um Grabstätten, sondern um Ruhezonen für die Menschen. &bdquo;Ich war schon als Kind mit meinen Eltern und Großeltern auf dem Friedhof und bin auch als Noch-Seiender heute noch gerne dort“, sagt Bernhard Silaschi. In seinen Augen sei gerade der Dehmer Friedhof von einer hohen Qualität, der unbedingt erhalten werden müsse. &bdquo;Auch die Kirche ist ausgesprochen schön mit einer Wohlfühlatmosphäre“, urteilt der Verbandsvorsitzende. &bdquo;Und das kann man wahrlich nicht von allen Kirchen und Kapellen behaupten.“ Dabei sei die Atmosphäre ein wichtiger Baustein bei Trauerfeiern: &bdquo;Die Situation ist traurig genug, da muss das Ambiente alles nicht noch trauriger machen, sondern der Raum soll Trost ausstrahlen.“ Auch das wäre ein Grund, warum der Friedhofsverband und die Gemeinde ein gemeinsames Bestreben hätten, Dehme zu erhalten.

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