Neue Stadtführung in Bad Oeynhausen: Starke Frauen in der Kurstadt

Bad Oeynhausen. Eine Professorin hat es Cornelia Lack angetan. Klothilde Gollwitzer-Meier ist eine Frau, an deren Beispiel sich wunderbar das Rollen-Klischee vergangener Zeiten vorstellen lasse, ist Lack überzeugt. Die Wissenschaftlerin ist aber nur eine von ganz vielen starken Bad Oeynhausener Frauen. Zehn von ihnen widmet Cornelia Lack nun in Zusammenarbeit mit dem Staatsbad eine besondere Stadtführung. &bdquo;Starke Frauen“ startet am kommenden Sonntag, 28. April, um 15 Uhr am Trinkpavillon im Kurpark. &bdquo;Hier beginnt die älteste Geschichte“, sagt Cornelia Lack. Allerdings nur symbolisch. Denn am Monopteros genannten Pavillon hat keine Kurstadt-Frau gewirkt. Aber Cornelia Lack brauchte einen Ort, an dem sie von der Gräfin von Wietersheim erzählen kann. Die, deren Grabstein in den Bergkirchener Serpentinen zu besuchen ist und die sich 1869 mit ihrer Tochter in Bad Oeynhausen niederließ. Melanie von Schlotheim, Tochter von Jerôme Bonaparte (dem Bruder von Napoleon), lernte im Exil ihren späteren Ehemann kennen, mit dem sie dann nach Wietersheim zurückkehrte. Carl Ludwig von Schlotheim wurde Landrat und bemühte sich, die hohe Arbeitslosigkeit zu senken. &bdquo;Die Saline Neusalzwerk war der einzige Ort, viele Leute in Lohn und Brot zu bekommen, weshalb er für ein großes Straßenbauprojekt sorgte“, weiß Lack. Er ließ die Straße über den Berg bauen, die noch heute von Hartum über das Wiehengebirge, Bergkirchen, Volmerdingsen und Eidinghausen bis in die Stadt führt. Ein Streifzug quer durch die Stadt Einmal quer durch die Stadt zieht sich der 80- bis 90-minütige Spaziergang, den Stadtführerin Lack in den vergangenen drei Monaten ausgearbeitet und vorbereitet hat. Sie hat Texte geschrieben, auswendig gelernt, Probe gesprochen und ist den Weg abgelaufen. Zeiten wurden addiert, bis letztlich unterm Strich ein fertiger informativer Rundgang stand. Über einige der Frauen findet sich Material im Buch &bdquo;Oft im Schatten, selten im Licht“, weitere Infos hat sich Cornelia Lack im Stadtarchiv beschafft oder auch aus der Zeitung. &bdquo;Meine Reise endet mit Toni Fritz, der ersten Bürgermeisterin Bad Oeynhausens.“ Sie habe einst hautnah den Strukturwandel im Gesundheitswesen erlebt und habe darauf reagieren müssen. Weil es sich bei Toni Fritz aber im Vortrag um die einzige noch lebende Frauenpersönlichkeit handelt, hält Lack die Ausführungen knapp. Hildegard Neuhäußer, eine Krankenschwester und Ehefrau des Bürgermeisters, war Mitglied im Rat der Stadt Bad Oeynhausen, Leiterin der evangelischen Frauenhilfe und aktiv im Widerstand gegen die Nazis. Sie erlebte selbst, wie es war, von den britischen Besatzern evakuiert zu werden, und brachte dadurch viel Verständnis für die Notlagen anderer auf. &bdquo;Sie hat damals für die Evakuierten gesorgt, Kleidung beschafft, gründete 1947 den Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes mit und bekam im hohen Alter das Bundesverdienstkreuz“, weiß Lack. Neuhäußer starb 1981 mit 91 Jahren in Bad Oeynhausen. Es geht aber auch um die erste Pfarrerin der Auferstehungskirche, die im Glockenturm lebte, oder um Lisa Hausmann-Löns, die in der Dr.-Braun-Straße lebte und viele Artikel im Namen ihres alkoholkranken Mannes Hermann schrieb. Sie war Vorsitzende der internationalen Friedensliga in Genf und wählte als Rollstuhlfahrerin Bad Oeynhausen als Wohnort, weil es als &bdquo;Stadt ohne Stufen“ bekannt war. Die Mutter des Herzzentrums Ganz besonders fasziniert ist Cornelia Lack, die seit 46 Jahren in Bad Oeynhausen lebt, aber von Professorin Klothilde Gollwitzer-Meier. &bdquo;Die war einfach phänomenal“, sagt die 66-Jährige schwärmend. 20 Jahre lang hat Gollwitzer-Meier geforscht, hat wesentliche wissenschaftliche Arbeiten abgeliefert, die wegweisend in der Herzchirurgie waren - und durfte in Deutschland trotzdem mehr als 20 Jahre lang nicht Professorin werden. &bdquo;Obwohl sie habilitiert hatte.“ Klothilde Gollwitzer-Meier gründete ein balneologisches Institut und sorgte nach dem Zweiten Weltkrieg für eine Klinik mit Forschungsabteilung: &bdquo;Daraus entstand einst das Herzzentrum. Wer weiß, ob wir sonst eins bekommen hätten.“ Und wer weiß, ob Cornelia Lack ohne dien Gollwitzer-Meier-Klinik auf die Idee einer besonderen Frauen-Führung gekommen wäre. Seit zweieinhalb Jahren arbeitet Cornelia Lack als Stadtführerin beim Staatsbad und begibt sich bei den klassischen Stadtführungen mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern auf eine Zeitreise durch die Stadtgeschichte. Jedes Mal wird auch die Gollwitzer-Meier-Klinik gestreift, von der die wenigsten wüssten, dass eine Frau Namensgeberin sei. &bdquo;Ich habe oft gedacht, man müsste mal die Geschichte dieser Frau erzählen“, berichtet Lack. Und hat das nun umgesetzt. Zugute kommt der gelernten Bankkauffrau bei ihren Ausführungen auch die Ausbildung als Märchenerzählerin im Märchenmuseum. &bdquo;Da habe ich gelernt, Texte zu lesen und sie auf das Wesentliche einzukürzen, um daraus ein Mind-Map zu erstellen.“ Das Lack in der Tasche dabei hat und das gespickt ist mit Jahreszahlen. &bdquo;Die sollen die Leute meistens gar nicht wissen. Sie wollen vielmehr das Drumherum hören. Die Geschichten, die sich hinter Orten verbergen.“ Cornelia Lack selbst faszinieren vor allem Frauen, die sich ganz uneitel in den Dienst der Gesellschaft stellen und gestellt haben. &bdquo;Sie alle haben weit über den Alltagsanforderungen gearbeitet.“ Jeden letzten Sonntag im Monat &bdquo;Starke Frauen“ heißt die neue Führung, die am Sonntag, 28. April, um 15 Uhr im Kurpark startet und danach bis Oktober an jedem letzten Sonntag im Monat wiederholt wird. Die Anmeldung erfolgt über die Tourist-Information oder über den neuen Online-Shop des Staatsbades. Auch wenn die Führung Frauen zum Thema hat - es dürfen auch Männer teilnehmen. &bdquo;Ich hoffe aber trotzdem auf ganz viele Bad Oeynhausener Frauen“, sagt Cornelia Lack schmunzelnd. &bdquo;Viele wissen nämlich gar nicht, was sich hier alles verbirgt und welche tollen Frauen diese Stadt zu bieten hat.“

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