Geldautomatensprenger vom Bad Oeynhausener Werre-Park in Bayern gefasst

Bad Oeynhausen. Hessische und bayerische Polizisten haben offenbar bereits Ende November die Automatensprenger aus dem Bad Oeynhausener Werre-Park erwischt - ohne das zu wissen. Erst durch die Arbeit der Spurensicherung ist das klar geworden. Ein Abgleich von DNA-Spuren aus den Fluchtfahrzeugen hat zwei Treffer in einer Datenbank der Ermittler ergeben. Das geht aus einer Mitteilung der Polizei Bielefeld hervor. Die Tatverdächtigen sitzen in Untersuchungshaft. Exakt einen Monat nach der Sprengung in Bad Oeynhausen haben sie offenbar einen weiteren Geldautomaten im südosthessischen Hasselroth in die Luft gejagt. Dort machten sie anders als in der Kurstadt Beute und flohen mit einem bisher unbekannten Geldbetrag am frühen Samstagmorgen, 25. November, in einem hochmotorisierten Audi ins benachbarte Bayern. In einer Hütte in Schöllkrippen im Landkreis Aschaffenburg wurden drei Männer nach aufwendiger Fahndung in ihrem Unterschlupf gefasst. Ermittler stellten außerdem in einer Scheune einen Teil der Beute sowie ihr Fluchtfahrzeug sicher. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern unter anderem versuchten Mord vor. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um drei Niederländer im Alter von 19 bis 24 Jahren. Neue Masche: Scheune als Unterschlupf Zwei der drei Tatverdächtigen im Alter von 21 und 24 Jahren sprengten wohl bereits den Geldautomaten vorm Saturn-Elektromarkt im Werre-Park. Geld erbeuteten die Täter in Bad Oeynhausen am frühen Mittwochmorgen, 25. Oktober, allerdings nicht. Der Automat der Sparkasse war besonders gesichert. Eine Farbpatrone machte die Geldscheine unbrauchbar. Die Täter hinterließen aber nach jüngsten Angaben der Ermittler einen Schaden von rund 80.000 Euro in Bad Oeynhausen. Nach der Sprengung im Werre-Park rasten die Täter in einem Audi von dannen. Wie sich später erst herausstellte, war das ein Audi S5 - und nicht wie zunächst berichtet ein A5. Die Täter flohen über die A30 in Richtung Hannover. Mittwochnachmittag entdeckten Ermittler dann das Fluchtfahrzeug in einer Scheune in Vlotho. Die Tatverdächtigen waren bereits über alle Berge, als Spezialeinsatzkräfte die Scheune durchsuchten. Wie nun bekannt wird, stellten Ermittler aber brauchbare DNA-Spuren der Tatverdächtigen sicher. Offenbar hatten die Geldautomatensprenger die Scheune in Vlotho gezielt ausgespäht. Womöglich wechselten sie dort auch ihr Fluchtfahrzeug. Das Vorgehen der Geldautomatensprenger war in beiden Fällen ähnlich. Ob der dritte Mann auch in Bad Oeynhausen beteiligt war, ist unklar. Das Landeskriminalamt (LKA) NRW nimmt die Geldautomatensprengungen in Bad Oeynhausen und Hasselroth zum Anlass, um Eigentümer von Scheunen und einsamen Hütten für das Thema zu sensibilisieren. Offenbar haben Beamte auf einem Flugblatt Hinweise zum Umgang mit Verdächtigen zusammengestellt, das gezielt an Landwirte und Jäger verteilt werden soll. Polizei will gezielt Landwirte sensibilisieren Demnach kundschaften Handlanger der Banden in Autos oder auf Motorrädern, womöglich mit niederländischen Kennzeichen, leerstehende Scheunen und einsame Schutzhütten aus. Aus Sicht des LKA ändern die Geldautomatensprenger offensichtlich ihre Taktik. Bislang flüchteten sie in hochmotorisierten Autos über die Autobahn. Meist Richtung Niederlande. Das Risiko, auf diesen halsbrecherischen Fahrten entdeckt und gefasst zu werden, ist jedoch enorm. Von der Unfallgefahr ganz zu schweigen. Besonders gefährlich ist die Angewohnheit der Bandenmitglieder, sich ihren Sprit in Kanistern abzufüllen und im Fluchtfahrzeug zu verstauen. Bei den heimischen Landwirten sind diese Flugblätter allerdings noch nicht angekommen. Nach Auskunft von Rita Rehring, Pressesprecherin beim Bezirksverband OWL des westfälisch-lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV), hat es bislang keine Kontaktaufnahme seitens der Polizei gegeben. Auch der stellvertretende WLV-Bezirksvorsitzende Rainer Meyer, Landwirt aus Bad Oeynhausen, hat davon auch noch nichts gehört. &bdquo;Ich verstehe aber das Anliegen“, sagt Meyer: &bdquo;Solche Scheunen, die gibt’s.“ Allerdings befänden sich diese Scheunen seines Wissens eher nicht in der Kurstadt. Aktuell wäre das Entdeckungsrisiko für Automatensprenger in solchen landwirtschaftlich genutzten Unterständen im Frühling und Sommer auch deutlich größer als im Herbst oder Winter, wenn die Scheunen monatelang nicht genutzt werden. Sparkasse hat alle Geldautomaten gesichert Den Geldautomatensprengern von Bad Oeynhausen und Hasselroth drohen langjährige Haftstrafen. Verletzt wurde bei den Taten glücklicherweise niemand. Die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft wirft den Verdächtigen laut &bdquo;Hessischem Rundfunk“ vor, eine unkontrollierte Sprengstoffexplosion herbeigeführt zu haben und versuchten Mord vor. Kurz nach der Sprengung in Hasselroth stellte sich den Männern offenbar ein Zeuge in den Weg, um sie an der Flucht zu hindern. Die Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica hat inzwischen alle Geldautomaten an den 17 Standorten besonders gesichert. Allein im vergangenen Jahr hat die Sparkasse dafür nach Angaben von Vorstand Markus Krawietz rund 100.000 Euro in die Ausstattung aller Geldautomaten mit Einfärbetechnik investiert. Außerdem sind alle Standorte mit einer Vernebelungsanlage ausgerüstet, die bei einem Sprengungsversuch ausgelöst wird.

Meistgelesen