Bad Oeynhausener baut in seinem Gartenhaus einen Escape-Room

Bad Oeynhausen. Hinten rechts in der Ecke lümmelt ein Cowboy auf der Holzbank, die Stiefel auf dem Tisch. Die Hutkrempe hängt tief im Gesicht. Sieht so aus, als würde &bdquo;Silly Willy“ schlafen. Doch das ist bloß gespielt. Der Mann hat die Lage voll im Griff und für eine Handvoll Dollar greift er - nein, nicht zum Colt und auch nicht zur Whiskeyflasche - sondern ins Spiel ein, wenn’s denn dem Spielspaß dient. Hinter der Fassade des lässigen Cowboys steckt der Volmerdingsener Familienvater Sven Schnepel. Der 50-Jährige hat im Garten hinterm Haus aus einer Blockhütte einen Escape-Room im Western Stil gemacht. Das Besondere: Der Erfinder ist als Statist selbst Teil des Spiels. Das Motto: &bdquo;Die Flucht aus dem Saloon Svenska“. Dienstagvormittag haben die ersten Rätsel-Kunden den neuen Escape-Room ausprobiert. &bdquo;Das Feedback war sehr, sehr gut“, sagt Schnepel. Eine Gruppe von fünf Volmsern hat sich vormittags um 10 Uhr in den Saloon gesetzt und Rätsel gelöst, um wieder heraus zu kommen. 56 Minuten haben sie gebraucht. Sven Schnepel hat inzwischen einige Erfahrungen mit Escape-Room-Spielen gesammelt. Er war viel in der Region unterwegs und hat sich auch mit den Machern des ersten Bad Oeynhausener Escape-Rooms FunXperience an der Königstraße getroffen. Und dann hat er seinen eigenen, einen Hobby-Escape-Room gebaut. &bdquo;Wie gut, dass wir nicht in Ägypten waren“ Die Inspiration dazu gab’s in einem längst vergangenen Schweden-Urlaub der Familie, erzählt er. Da waren seine Kinder noch klein, inzwischen sind sie erwachsen. &bdquo;Wie gut, dass wir nicht in Ägypten waren“, sagt Schnepel rückblickend: &bdquo;Sonst hätte ich wohl die Pyramiden in den Garten gebaut.“ Die Familie war allerdings nicht irgendwo in Schweden, sondern im &bdquo;High Chaparrell“ Westernpark in Småland. &bdquo;Das ist“, erzählt Schnepel, &bdquo;im Grunde genommen eine Westernstadt.“ Durch die Stadt fährt eine Dampflokomotive wie im Spaghetti-Western &bdquo;Spiel mir das Lied vom Tod“, es gibt Goldrausch-Stimmung und wilde Prügeleien im Saloon. Das alles gibt es in Volmerdingsen zwar nicht, aber die Atmosphäre hat Schnepel ganz gut getroffen. Anderthalb Jahre hat der Umbau des Blockhauses im Garten in Anspruch genommen. Im Sommer 2022 hat Schnepel damit angefangen. Gekostet hat das vor allem Zeit, erzählt er. Für vergleichsweise kleines Geld gab’s im Internet die &bdquo;Svensson Dollar“ oder das Poker-Kartenspiel mit seinem Konterfei. Außerdem hatte er Hilfe von Freunden: Einer hat zum Beispiel die Wände tapeziert und eine Freundin hat die riesigen weißen Rindvieh-Schädel aus Papier gebastelt. Die Karl-May-Schmuckausgabe über der Bar stammt aus Familienbesitz. &bdquo;Die habe ich als kleiner Junge verschlungen.“ Auf einem Regal steht außerdem ein Köcher mit Pfeilen. Das ist ein Relikt vergangener Indianer-Spiele. Und ein Hinweis auf eine mögliche Fortsetzung des Wild-West-Abenteuers? Schnepel überlegt: &bdquo;Vielleicht baue ich im Garten noch ein Tipi für einen Indianer Escape.“ Die Holzarbeiten in der Blockhütte jedenfalls hat Schnepel selbst erledigt und genau das macht den Western-Charme dieses Fluchtraumspiels aus: Mit Tischler-Tricks hat er das Material auf alt getrimmt. Einige Balken hat er abgeschliffen und dann abgeflämmt und schwarz getoastet. Außerdem hat er Stahlwolle in Essig getränkt und damit Wände und Fußboden gestrichen. &bdquo;Das stinkt erst mal bestialisch“, sagt Schnepel. Der Geruch ist mittlerweile verflogen, das Ziel aber ist erreicht: Der Saloon sieht wirklich aus wie gebraucht. Teile der Einrichtung sind das wirklich. Ein wuchtiger Tisch kommt von Ebay, der andere war mal ein Gartenzaun. Und die Pferdesättel auf den Barhockern hat Schnepel vom Flohmarkt. Hinweise für eine Handvoll Dollar Von außen sieht man der Blockhütte nicht an, was drinnen geschieht. Und das soll auch so bleiben, so hat es sich die Familie gewünscht, die Sven Schnepels Hobby unterstützt, aber natürlich weiter in dem Haus nebenan wohnt. Auf den ersten Blick steht da auch bloß ein rustikales Gartenhaus mit Gartenstühlen und Veranda - direkt neben einem schwedisch angehauchten Wohnhaus, an dem ein Kanu an der Wand hängt. Erst wenn der Blick auf die hölzernen Wagenräder in der Einfahrt fällt, landet man gedanklich schon mal im 19. Jahrhundert. Wenn der Hausherr dann in seiner Cowboy-Montur die Hüttentür öffnet, betritt man eine etwa 35 Quadratmeter große Bar im mittleren Westen ungefähr im Jahr 1873. Eine Gruppe Outlaws, so lautet die Vorgeschichte, hat sich diesen Saloon unter den Nagel gerissen. Blöderweise fällt dann auch schon die Tür ins Schloss und die Besucher müssen sich einen Ausweg finden. Natürlich ist die Tür nie abgeschlossen. Wer mitspielt, kann jederzeit den Raum verlassen. Im Spiel aber sind die Gäste gefangen und müssen nach versteckten Hinweisen und Geheimfächern suchen, die der ehemalige Barkeeper des Saloons versteckt hat, als er noch von der Flucht geträumt hat. Jeden Hinweis, jedes Geheimfach hat Sven Schnepel selbst erdacht und daraus mit &bdquo;so wenig Technik wie möglich, aber so viel Technik wie nötig“ binnen drei bis vier Monaten ein Labyrinth aus Rätseln geschaffen, das den spielenden Besuchern nach ungefähr einer Stunde den Ausweg freigibt. &bdquo;Ein bisschen kann ich das als Silly Willy auch steuern“, sagt Schnepel. Die Cowboy-Figur gibt sinnvolle, aber auch unsinnige Hinweise. Die Gäste haben es letztlich selbst in der Hand, wie gut ein solcher Tipp ist. Silly Willy ist nämlich bestechlich. Für eine Handvoll Svensson-Dollar.

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