Bad Oeynhausener Radschnellweg wird kontrovers diskutiert: Darüber scheiden sich die Geister

Bad Oeynhausen. Sie wird grüner und schöner - die &bdquo;Mindener“, die ab der Herforder Straße Richtung Löhne allerdings Kanalstraße heißt. Attraktiver soll sie nach dem Umbau vor allem für Radfahrer werden. Denn entlang der früheren Stadtautobahn wird der Radschnellweg 3 geführt. Autofahrer werden es künftig schwerer haben, denn aus den weitgehend vier Spuren werden zwei. Sie werden Verkehrsraum verlieren und auch Parkraum, denn Stellplätze wird es entlang der Straße nicht mehr geben. Und genau das spaltet die Geister. Der Riss durch die Verkehrsteilnehmer war am Donnerstagabend auch unter den etwa 100 Gästen in der Wandelhalle spür- und hörbar. Die Stadtverwaltung hatte Anwohner, Geschäftsleute der Mindener Straße sowie interessierte Bürger eingeladen, um über den aktuellen Stand der mittlerweile fast zehn Jahre alten Planungen zum Radschnellweg zu informieren. Bauzeit von mehr als zwei Jahren Ende des Jahres sollen die Planungen soweit fortgeschritten sein, dass die Stadt mit den Ausschreibungen beginnen könne. &bdquo;Der Baustart könnte dann in der ersten Hälfte des Jahres 2025 erfolgen“, sagte Bürgermeister Lars Bökenkröger. Die Bauphase, für die mehr als zwei Jahre kalkuliert sind, werde die ohnehin schon leidgeprüften Bad Oeynhausener Verkehrsteilnehmer auf eine weitere Geduldsprobe stellen, so Bökenkröger. Den Stand der Planungen skizzierte Jens Grove, der bei der Stadt für die Planung von Verkehrsanlagen zuständig ist. Das 2,1 Kilometer lange Stück auf Bad Oeynhausener Stadtgebiet ist Teil des Radschnellwegs, der zunächst von Herford bis Minden reichen soll. Das Stück beginnt an der Mc-Donalds-Kreuzung auf der nördlichen Seite. &bdquo;Wir wissen noch nicht, wo genau der Radschnellweg auf Löhner Gebiet verlaufen soll“, so Grove. Bis zur Kreuzung Herforder Straße wird der Radschnellweg mit zwei Richtungsspuren auf der nördlichen Seite geführt. Die Kreuzung Brunnenstraße wird zu einem Kreisverkehr ohne Ampelanlage umgebaut. Ein Bürger wollte wissen, ob denn die für den Krankenhausanbau notwendigen neuen Zufahrten zur Auguste-Viktoria-Klinik bereits berücksichtigt sind. Das verneinte Bökenkröger mit dem Hinweis darauf, dass die Krankenhaus-Entscheidung erst im Herbst gefallen sei. Er sei sicher aber sich, dass die Anbindung der AVK problemlos möglich sei. Zusätzliche Ampel an der Heinrichstraße Der nächste Knotenpunkt des Radschnellwegs wird die Kreuzung Herforder Straße sein. &bdquo;Ab hier wird der Radweg auf beiden Seiten mit einer Fahrtrichtung weitergeführt“, sagt Grove. Die Frage aus dem Publikum, warum der Radweg nicht von Anfang an auf beiden Straßenseiten verlaufen soll, beantwortet der Verkehrsexperte so: &bdquo;Auf dem ersten Stück gibt es kaum Zielpunkte, hier können die Radfahrer Tempo machen, soviel ihre Muskeln bzw. ihr E-Motor hergeben.“ Die Planer rechnen auf dem Radschnellweg mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. Radschnellwege sind in der Bedeutung Landesstraßen gleich gestellt. Sie müssen innerorts durchgängig beleuchtet sein und im Winter geräumt werden - und zwar so schnell wie die Straße. An der Herforder Straße nun teilt sich der Radweg. Der Verkehr mitsamt der Radwegquerung wird durch eine Ampelanlage geregelt. Das wiederum sahen einige Zuhörer im Publikum als zusätzliche Belastung für die Kreuzung an. Zu Stoßzeiten staue sich der Verkehr doch jetzt schon weit zurück, war aus den Zuschauerreihen mehrfach zu hören. Straße soll für den Durchgangsverkehr unattraktiv werden.“ Jens Grove machte noch einmal deutlich, dass es politischer Wille sei, den Autoverkehr auf der ehemaligen Stadtautobahn um weitere 15 Prozent zu reduzieren. &bdquo;Die Straße soll für den Durchgangsverkehr unattraktiv werden.“ Aktuell sind auf der Kanal-/Mindenerstraße bis zur Kreuzung Eidinghausener Straße rund 18.000 Fahrzeuge täglich unterwegs. Im weiteren Verlauf bis zum Werrepark sind es immer noch 12.000 Fahrzeuge. Vor der Eröffnung der Nordumgehung wurden in Spitzenzeiten 46.000 Fahrzeuge gezählt. Zu einer Kreuzung wird der Bereich an der Heinrichstraße ungebaut. Denn die wird künftig aus beiden Fahrtrichtungen erreichbar sein. Hintergrund sind hier die Pläne auf dem ehemaligen Fuhrken-Gelände einen Supermarkt anzusiedeln. Der Verkehr wird hier dann durch eine neue, zusätzliche Ampelanlage geregelt. An dieser Stelle ist auch eine Radwegquerung vorgesehen. Die Anforderungen an die Ampelschaltungen sind übrigens nicht gerade klein: &bdquo;Jede Fahrtrichtung soll nicht länger als 69 Sekunden auf Grün warten“, nennt Jens Grove die Vorgabe. Die nächste Ampel wartet dann wenige Meter weiter, an der Kreuzung mit der Eidinghausener Straße und der Steinstraße. &bdquo;Wegen der immer noch hohen Verkehrsbelastung bleiben hier alle Abbiegespuren bestehen“, so Grove. Eine zusätzliche Fußgängerquerung und Aufweitung der Straße wird es dann noch am Werrepark geben - und zwar etwa in Höhe des Blitzers. Die Anlieger und Geschäftsleute an beiden Seiten der Mindener Straße machten ihrem Unmut über den Umbau in der Informationsveranstaltung Luft. Jörg Zander, dessen Frau, Inhaberin von Stahls Imbiss ist, fragte, ob es denn gar keine Parkplätze mehr geben wird. &bdquo;Auch keine seitlichen Parkstreifen?“, setzte der passionierte Radfahrer nach. &bdquo;Nein“, machte Grove deutlich. Parkplätze gäbe es dort künftig nicht mehr auf öffentlichem Grund, für die müsse der Handel künftig selbst sorgen. &bdquo;Was die meisten ohnehin bereits tun“, fügte er hinzu. Geschäftsfrau Susanne Garburg sagte daraufhin gar den &bdquo;Tod des Einzelhandels an der MIndener Straße“ voraus und Jörg Niepötter stellte sogar das Gesamtprojekt infrage. &bdquo;Der Radweg an der Werre reicht doch völlig aus.“ Unter die erbosten Stimmen mischten sich aber positive. &bdquo;Die Aufwertung der Mindener Straße wird gigantisch sein“, sagt Manfred Hanisch. Und Rüdiger Beinroth freut sich über die wachsende Bedeutung des Radverkehrs in der Kurstadt. &bdquo;Man muss nicht überall mit dem Auto hinfahren. Ich werde bald 80 und mache fast alle Wege mit dem Fahrrad. Auch zum Einkaufen. Sie glauben, gar nicht wie viel in zwei Radtaschen passt.“

Meistgelesen