Bad Oeynhausener Landwirte sind „nicht der Steinbruch für den Kostenabbau“

Bad Oeynhausen. Die Schlange hinter ihnen war lang. Linienbusse, Pkw und Sattelschlepper mussten sich gezwungenermaßen einreihen und Zeit mitbringen. Rund 25 Landwirte machten sich am Freitagvormittag von Bad Oeynhausen aus mit ihren Traktoren auf nach Minden und Porta. Die Ziele: die Kreis-Parteizentralen der Ampelregierung. Dort sollten Resolutionen übergeben werden. &bdquo;Wir haben einen langen Atem“, betonte Rainer Meyer, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes. Sein Hof im Dehmer Lohbusch war Treffpunkt für die Landwirte aus Bad Oeynhausen, Hille und Porta Westfalica, von dort aus ging es mit Polizeibegleitung in Kolonne in die Kreisstadt. Es sind an diesem Freitagmorgen überwiegend Junglandwirte, die sich mit ihren Traktoren dem Protest anschließen. Einer von ihnen ist Jan Leppek aus Hille. Der 20-Jährige ist bereits die dritte Generation an Landwirten in seiner Familie. &bdquo;Ich bin der Betriebsnachfolger“, sagt Leppek. &bdquo;Noch.“ Denn ihm stelle sich derzeit die Frage, ob er sich bei den Bedingungen nicht lieber etwas anderes suche. &bdquo;Die Steuern, die die Regierung uns aufpacken will, sind hart für kleine Betriebe wie unseren“, sagt er. Sauen und Mastschweine sowie Ackerbau gehören zum Hof des 20-Jährigen, auf dem auch noch die Großeltern, die Eltern und seine zwei Brüder werkeln. &bdquo;Unser Ziel ist es eigentlich, den Hof so weiterzuführen - aber bei den vielen Auflagen und vielen Umbauten müssen wir schauen, ob sich das alles noch rentiert“, bilanziert er. &bdquo;Es reicht einfach“ Vorne weg sind beim Protest auch Sven Walter und Hardy Lawin aus Bad Oeynhausen. Die beiden jungen Landwirte haben nicht nur ihre Gummistiefel geopfert, um so das Bauernopfern vorne am Traktor zu verdeutlichen, sondern Jacken und Pullover auch mit Aufklebern versehen. &bdquo;Es reicht einfach“, sagen die beiden, die mit einem älteren New Holland Modell in rot angereist sind. Rund 25 Landwirte sind mit ihren Traktoren in den Dehmer Lohbusch gereist. &bdquo;Das hätten auch 200 werden können - aber wir wollten absichtlich nicht mehr Ortsverbände aktivieren“, erklärt Rainer Meyer, der seit Montag mit seinen Berufskollegen auf der Straße unterwegs ist. &bdquo;Wir hegen keine Umsturzfantasien“, betont der Kreisvorsitzende, &bdquo;aber wir wollen in der Sache weiterkommen.“ Montag werde man sehen, ob die Ampelregierung den Ernst der Lage erkannt habe, erklärt Meyer. &bdquo;Es muss substanziell weitergehen.“ Die Verunsicherung der Bauernfamilien sei groß. Die Politik, die Macht der Lebensmittel-Handelsketten und der NGO (Nichtregierungsorganisation) sei erdrückend. Und es gehe noch um weit mehr. Meyer: &bdquo;Um den Umgang mit der Landwirtschaft hier im Land.“ Die Bauernfamilien hätten das Vertrauen verloren. Verordnungen und Erlasse wie beispielsweise im Düngerecht müssten auf den Prüfstand. Die Sinnhaftigkeit von Dokumentationspflichten müsse überprüft werden. Alles was bei objektiver Betrachtung wertlos sei, gehöre gestrichen. Und das nicht nur in der Landwirtschaft. Meyer: &bdquo;Der Staat muss seinen Bürgern Eigenverantwortung zutrauen.“ &bdquo;Auch bei uns gibt es schwarze Schafe“ Vor Ort war auch der Kreisgeschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Holger Topp aus Rahden. Er betonte, man wolle zivilisiert protestieren, alle Sternfahrten seien angemeldet. &bdquo;Aber auch bei uns gibt es verschiedene schwarze Schafe, wie im Rest der Gesellschaft“, so Topp, der damit auf die morgendliche unangemeldete Blockade von Portaner Landwirten anspielte. Die hatten am Morgen die Auffahrt von der B482 auf die A2 mit ihren Schleppern dichtgemacht. Ohne Genehmigung - weshalb die Polizei auch Anzeigen schrieb. Die Demonstranten, die sich dagegen von Dehme aus auf den Weg machten, taten das geordnet und im Konvoi mit Polizeigeleit. Allerdings wählten sie nicht den kürzesten, sondern den Weg mit der meisten Aufmerksamkeit: Vom Hof Meyer ging es nicht durch die Felder, sondern über den Alten Postweg zurück zur Dehmer Straße. &bdquo;Unsere heutige Reisegeschwindigkeit ist etwas schneller als Montag“, kündigt Stefan Schmidt, stellvertretender Kreislandwirt, an. &bdquo;Also acht bis zehn km/h.“ Gleich vier Polizeibullis begleiteten die Bauern bei ihren Protesten - das war auch den Stopps an den Parteizentralen der Grünen, der SPD und der FDP in Minden und Porta geschuldet. Dafür wurde der Sicherheitsaufwand erhöht. &bdquo;Die Begleitung dient auch dazu, dass sich keiner von uns auf die Autobahn verirrt“, ergänzt Schmidt und schmunzelt. Gespräche am Montag in Berlin Für Rainer Meyer geht es zwar auch um Agrardiesel und Steuerbefreiungen, aber nicht nur. &bdquo;Das ist nur der letzte Tropfen“, erklärte er. &bdquo;Seit Jahren gängelt uns die Politik mit Auflagen und Bürokratie“, monierte er. &bdquo;Heute sind hier alles junge Landwirte, die brauchen Möglichkeiten, sich zu entwickeln. Sie brauchen Bedingungen, die keinen überfordern und dafür sorgen, dass die Landwirte davon leben können.“ Sie seien schließlich nicht nur Lieferanten von Lebensmitteln, sondern auch Lieferanten von Holz, Gas oder sorgten für Biodiversität. &bdquo;Die Ampel hat nicht verstanden, dass wir nicht der Steinbruch für anzubauende Kosten sind.“ Die Landwirte, so kündigt Meyer an, seien zäh. &bdquo;Wenn die Ampel sich nicht bewege, werde es weitergehen. Auf jeden Fall kommenden Montag in Berlin. Denn dort sollen auf Bundesebene Gespräche der Ampelfraktionschefs mit den Bauernverbänden stattfinden.

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