Eis in der Flutmulden-Baustelle in Bad Oeynhausen: Anwohner rechnen mit Verzögerungen

Bad Oeynhausen. Die Brückenbaustelle in der Flutmulde hat Zwangspause. Hochwasser und Dauerfrost haben die Baustelle voll erwischt. Die Arbeiten ruhen vorerst, dabei hat die Baufirma ihre Betriebsferien am vergangenen Montag beendet. Noch ist unklar, ob Wasser und Eis Schäden hinterlassen. Noch können die Fundamente der neuen Brücke &bdquo;wegen des immer noch hohen Wasserstands“ nicht in Augenschein genommen werden, wie Florian Wild, Pressesprecher der Bielefelder Niederlassung von Straßen NRW erklärt. Die Baufirma hat offenbar rechtzeitig vor dem Hochwasser ihre Baumaschinen aus der Flutmulde herausgeschafft. Sie stehen auf Höhe der Eidinghausener Straße. Die Brückenbaustelle ist komplett ins Hochwasser eingetaucht. Einige Arbeitsgeräte wie Betonkübel oder Restemulden sind im Wasser verschwunden. Die Bauzäune rings um die Baustelle herum sind teilweise weggespült worden oder in ihnen hat sich Treibgut verfangen. Westlich von der Brücke ragt außerdem eine merkwürdige Metall-Vorrichtung mit beidseitigem Geländer aus dem Wasser. Um was es sich dabei handelt, kann Straßen NRW auf Nachfrage zunächst nicht erklären. Ein Anwohner jedoch kann das Rätsel lösen. Doch dazu später mehr. Stadtverwaltung warnt vorm Betreten der Eisflächen Durch den Dauerfrost in den vergangenen Nächten hat sich eine dünne Eisschicht auf dem Hochwasser in der Flutmulde gebildet. Das Wasser unterm Eis ist allerdings teilweise verschwunden, weshalb die Eisschicht praktisch in der Luft hängt. Wer dieses Naturschauspiel vom Ufer aus beobachtet, kann das Eis förmlich hören: Es knackt und knistert unentwegt. &bdquo;Das Eis arbeitet Tag und Nacht“, sagt ein Anwohner, der die Baustelle rund um die Uhr im Blick hat. Die Stadtverwaltung warnt unterdessen vorm Betreten der Eisflächen, so Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich. Trotz Dauerfrosts sei die Eisschicht noch viel zu dünn, um darauf Schlittschuh zu laufen. Außerdem schlummern womöglich weitere Gefahren unter der Oberfläche, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen seien. Auch die beiden Furten für Fußgänger und Radfahrer westlich und östlich von der Brückenbaustelle stehen komplett unter Wasser und sind von Eis bedeckt. Die ausgeschilderten Umleitungswege sind nicht benutzbar. Zahlreiche Radler weichen deshalb auf den schmalen Fußweg auf der Brücke aus, obwohl dort das Radfahren nicht erlaubt ist. Elke Bastert vom gleichnamigen Weinkontor ist Anliegerin der Flutmulde und der Brückenbaustelle. Sie ist aber auch in der Nähe der Flutmulde aufgewachsen und kennt das Spiel der Jahreszeiten in der Hochwasser-Senke. Dass die Mulde bei Hochwasser geflutet wird und das Wasser dann zu Eis gefriert, sei nicht ungewöhnlich. &bdquo;Wir hatten alle schon mal Grundwasser im Keller“, sagt Bastert mit einer Gelassenheit, die sich aus jahrzehntelanger Erfahrung speist. Auch an Schlittschuhläufer in der Mulde kann sie sich erinnern. Beim Hochwasser in den vergangenen Tagen hat die Weinhändlerin immer wieder auf den Durchfluss unter der Brücke geachtet und festgestellt: Fürs Wasser ist überraschend wenig Platz. Weniger zumindest als noch bei der alten Brücke. Die rätselhafte Metall-Vorrichtung Ihr Nachbar hat die Baustelle noch besser im Blick als Elke Bastert. Auch er sieht keine unlösbaren Probleme auf der Baustelle. Klar, der eine oder andere Bauzaun sei weggespült worden, erzählt er am Telefon: &bdquo;Eine Schuttmulde ist bis vor die Brückenpfeiler getrieben.“ Außerdem seien mehrere Schilder umgekippt. Dieser Nachbar ist es auch, der das Rätsel um die merkwürdige Metall-Vorrichtung westlich von der Brücke lösen kann: &bdquo;Das ist eine Reifen-Waschanlage.“ Die Lastwagen wurden dort noch vor wenigen Wochen gesäubert, bevor sie auf die Straße fuhren. Der Nachbar glaubt nicht, dass das Wasser in der Mulde so schnell verschwindet, wie es gekommen ist. &bdquo;Das kann nicht ablaufen“, sagt er. Der Fluss habe Sedimente angespült, die östlich von der Brücke den Abfluss der Flutmulde zurück in die Werre in Richtung Weser behinderten. Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich bestätigt zwar, dass die Werre sich selbst quasi Sedimente in den Weg gelegt hat, bezieht sich aber auf den Zufluss zur Flutmulde, nicht auf den Abfluss. Die Stadtverwaltung plane seit längerem, den Boden an dieser Stelle östlich von der Brücke, in der Nähe der Drahtseilsperre für Treibgut, abtragen zu lassen. Wann die Bauarbeiten fortgesetzt werden, ist unklar Dass in der Flutmulde nach einem solchen Hochwasser weiter Wasser steht, sei nicht ungewöhnlich, so der Stadtpressesprecher. Die Mulde sei keine Abfluss-Rinne mit Gefälle, sondern habe unterschiedliche Vertiefungen, in denen das Grundwasser hochgedrück werde. Die Baustellen-Anlieger gehen davon aus, dass sich die Bauarbeiten auf der Brückenbaustelle durch Wasser und Eis verlängern werden. Straßen-NRW-Sprecher Florian Wild dagegen will sich noch nicht auf solche Verzögerungen festlegen lassen. Zur Fortsetzung der Arbeiten auf der Brückenbaustelle, sagt er, könne derzeit &bdquo;noch keine belastbare Aussage“ getroffen werden.

Meistgelesen