Wenn Fremde zu Freunden werden: Heiligabend im Café „Einfach so“ in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. An Heiligabend lädt das Café &bdquo;Einfach so“ in den Königshof-Kolonnaden wieder zu einem Abend in geselliger Runde ein. &bdquo;Das war so schön, das machen wir wieder“, lautet die einhellige Meinung der vier erwachsenen Töchter von Judith Klamer und ihrem Mann Michael. Sichtbar wohl und gut aufgehoben gefühlt haben sich im vergangenen Jahr nicht nur die fünf Gastgeber, sondern offenbar auch die gut 20 Gäste. &bdquo;Für dieses Jahr hatten wir schnell wieder viele Anmeldungen“, freut sich Judith Klamer, &bdquo;für ein, zwei Kurzentschlossene, die den Heiligabend nicht allein verbringen möchten, finden wir aber sich noch ein Plätzchen.“ Seit Sommer 2022 betreiben Judith Klamer und Lea Lücking ehrenamtlich das Cafè &bdquo;Einfach so“ an der Paul-Baehr-Straße 1. Der Name des Cafés ist Programm. &bdquo;Jeder kann einfach so kommen und jeder gibt so viel, wie er kann, und so viel, wie es ihm wert ist“, erläutert Judith Klamer das Prinzip. Um das Café auf Spendenbasis betreiben zu können, haben die beiden den Verein &bdquo;Einfach so“ gegründet. &bdquo;Wir wollen auf diese Weise Begegnungen von Menschen aus allen Schichten möglich machen“, so Judith Klamer. Begegnungen auch mit regionalen Künstlern. &bdquo;Wir hatten hier schon kleine Ausstellungen, Konzerte und Lesungen“, sagt sie. Der Verein hat mittlerweile etwa 20 Mitglieder. &bdquo;Nicht alle sind in gleichem Maße aktiv, ein fester Stamm ist regelmäßig an den beiden Öffnungstagen freitags und samstags im Café“, sagt Judith Klamer. Andere unterstützen das ehrenamtliche Engagement mit Spenden. Berührende Erfahrung für die Töchter Auf diesen Heiligabend freut sich Judith Klamer besonders, denn im vergangenen Jahr konnten sie und Lea Lücking selbst nicht Gastgeberinnen sein. Denn Judith Klamer, die hauptberuflich Kinderkrankenschwester im Klinikum Herford ist, hatte dort Spätdienst, und Lea Lücking, die als Pädagogin arbeitet, war kurzfristig erkrankt. &bdquo;Die gesellige Runde abzusagen war keine Option“, erinnert sich Judith Klamer. &bdquo;Meine Töchter Tabea, Leonie, Malin und Amelie haben sofort gesagt, &bdquo;wir springen ein““, berichtet Klamer. Auch ihr Mann sei sofort Feuer und Flamme gewesen. In der Vorbereitung hatte das Team von &bdquo;Einfach so“ kleine Geschenktüten gepackt und Texte beliebter Weihnachtslieder ausgedruckt. Zu essen gab’s den Klassiker: Kartoffelsalat und Würstchen. &bdquo;Ganz spontan hat uns Mohammed Khodeir vom Restaurant Mahalo im Bahnhof noch Speisen vorbeigebracht, weil er unsere Idee so toll fand“, erinnert sich Judith Klamer. Ihre Töchter habe im vergangenen Jahr vor allem beeindruckt, wie schnell die Menschen zueinander gefunden hätten. Sie seien nicht schüchtern gewesen, sondern hätten sich ganz schnell an den Tischen zusammengesetzt. Viel Raum habe das Singen der Weihnachtslieder eingenommen. &bdquo;Mein Mann hat die Gäste am Klavier begleitet und die wollten gar nicht mehr aufhören“, gibt Judith Klamer die Erzählungen ihrer Töchter wieder. &bdquo;Wir hatten auch Spiele vorbereitet - falls der Abend irgendwie ins Stocken gerät - aber die haben meine Töchter gar nicht gebraucht.“ Der Heiligabend sei für beide Seiten - Gastgeber und Gäste - sehr bereichernd und emotional gewesen. So wurden Fremde zu Freunden. Und so ist die Familie Klamer gespannt auf den zweiten Heiligabend im Café &bdquo;Einfach so“. &bdquo;Mit Gudrun und Jürgen wird am Sonntag auch ein Paar aus dem Café-Team dabei sein. Die beiden verzichten auf ihren Heiligabend zu Hause, weil sie unbedingt mitmachen wollten“, sagt Judith Klamer. Jesus’ Gastfreundschaft und Nächstenliebe als Vorbild Ein Vorbild in anderen Städten für ein solches Café und einen solchen Verein hat es übrigens nicht gegeben. &bdquo;Ich hatte schon länger den Wunsch, mit einem Café einen Raum für Begegnungen zu schaffen. Meine Motivation dafür ist Jesus, seine Gastfreundschaft und seine Nächstenliebe“, nennt Judith Klamer, die sich gemeinsam mit ihrer Familie im Christlichen Zentrum Bielefeld engagiert, ihre Beweggründe. Ihre Mitstreiterin Lea Lücking hat sie über ihre langjährige Freundin kennengelernt, denn die ist die Schwiegermutter von Lea Lücking. &bdquo;Lea und ich, wir hatten beide den gleichen Traum. Und letztlich hat mich ein Buch dazu ermutigt, diesen Traum zu leben.“ Drei Jahre haben die beiden an diesem Traum gearbeitet, haben sich mit Förderprogrammen und vielen anderen Dingen beschäftigt. &bdquo;Schließlich konnten wir von dem Projekt Kurstadtladen profitieren und das Ladenlokal in den Kolonnaden günstig mieten“, berichtet Judith Klamer. Ende dieses Jahres läuft die Förderung nun allerdings aus. &bdquo;Wir konnten den Eigentümer Manuel Noel Ersay von unserem Konzept überzeugen. Ab Januar können wir das Ladenlokal weiter mieten zu einem Preis, den wir dank der Spenden tragen können“, blickt Judith Klamer in die Zukunft. Ihren eigenen Heiligabend - im engsten Kreis - holt die Familie Klamer übrigens am ersten Weihnachtstag nach. &bdquo;Wir frühstücken morgens gemütlich und dann ist Bescherung“, sagt Judith Klamer.

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