Alleinerziehend: Warum eine Bad Oeynhausener Mutter trotzdem Gehaltserhöhungen ablehnt

Bad Oeynhausen. Gehaltserhöhung? Nein, danke! Drei Worte, von denen sicher viele Arbeitgeber träumen. Katharina Brandt hat ihren Chef bereits mehrfach gebeten, ihren Lohn nicht zu erhöhen. Denn: &bdquo;Mit meinem jährlichen Einkommen liege ich inklusive des Unterhalts für meinen Sohn knapp unter 37.000 Euro“, sagt die alleinerziehende Mutter eines zweieinhalbjährigen Sohnes. Steigt ihr Gehalt, müsste sie für die Betreuung ihres Sohnes nach der aktuellen Elternbeitragssatzung für Tageseinrichtungen statt 73 Euro gleich 221 Euro zahlen. Ihr Sohn wird 45 Stunden pro Woche in der Kita betreut, sie selbst arbeitet 35 Wochenstunden. &bdquo;Bekäme ich beispielsweise 150 Euro brutto mehr im Monat, hätte ich am Ende weniger im Portemonnaie als jetzt“, sagt die 31-Jährige. &bdquo;Eine Lohnerhöhung kann ich mir also nicht erlauben.“ Seit vier Jahren bezieht die gelernte Finanzwirtin, die in der freien Wirtschaft arbeitet, das gleiche Bruttogehalt. An ihrem Arbeitgeber liegt der Stillstand nicht. Der würde ihr mehr bezahlen, denn wie allen anderen bereiten auch Katharina Brandt die allgemeinen Preissteigerungen Kopfzerbrechen. Doch in ihrem Fall würde mehr dann letztlich noch weniger bedeuten. Vom Vater ihres Sohnes bezieht sie den nach der Düsseldorfer Tabelle berechneten Mindestunterhalt. &bdquo;Der wird jährlich um 10 Euro angepasst“, so Katharina Brandt. Allein dadurch kratzt sie bald an der Gesamteinkommensgrenze von 37.000 Euro. Katharina Brandt empfindet die Staffelung als ungerecht An der noch bis zum 31. Juli 2024 geltenden Beitragssatzung übt Katharina Brandt in zwei Punkten Kritik. &bdquo;Ich finde es ungerecht, dass bei der Berechnung des Betrags nur das Bruttoeinkommen herangezogen wird, dass Steuerklassen nicht berücksichtigt werden“, sagt die ausgebildete Steuerexpertin. Gerechter fände sie ein System, in dem Steuerabzüge und Sozialabgaben berücksichtigt würden. &bdquo;Das Nettoeinkommen ist schließlich das Geld, das ich im Monat zur Verfügung habe“, macht Katharina Brandt deutlich. Zweiter Punkt ihrer Kritik ist der große Sprung von der zweiten in die dritte Beitragsklasse. Ab einem Einkommen von 37.000 Euro bis zu einem Einkommen von 49.000 Euro steigt der monatliche Beitrag für ein bis drei Jahre altes Kind von 73 auf 221 Euro. &bdquo;In den höheren Beitragsklassen ist der Anstieg längst nicht so groß“, moniert die alleinerziehende Mutter. So müssen beispielsweise bei einem Bruttoeinkommen bis zu 61.000 Euro für eine Betreuungszeit von 45 Wochenstunden 305 Euro gezahlt werden und bei einem Einkommen bis zu 75.000 Euro 348 Euro. Die Beiträge sind in den vergangenen Jahren regelmäßig angepasst worden. &bdquo;Zwar nur um zwei, drei Euro, aber immerhin“, sagt die alleinerziehende Mutter. So hat Katharina Brandt, als sie direkt nach dem Mutterschutz wieder anfing zu arbeiten, für die Betreuung ihres Kindes 68 Euro bezahlt. Aktuell zahlt sie 73 Euro. Zum neuen Kindergartenjahr ab August 2024 soll es nun eine neue Staffelung der Elternbeiträge geben. So hat es der Jugendhilfeausschuss in der vergangenen Woche einstimmig verabschiedet. Der Stadtrat soll die neue Satzung am Mittwoch, 13. Dezember, beschließen. Vorangegangen waren Anträge der Grünen und der FDP. Eine Arbeitsgruppe bei der Stadt hat die neuen Staffelungen der Beiträge für Betreuungszeiten ausgetüftelt. Viele werden künftig entlastet, die alleinerziehende Mutter aber nicht Die neue Satzung soll laut Stadtverwaltung nicht für höhere Einnahmen der Stadt sorgen, für die überwiegende Zahl der Beitragspflichtigen nicht zu Mehrbelastungen führen und für die Eltern von Kindern unter drei Jahren die Betreuung zum Teil sogar günstiger machen. Für die Betreuung in Kindertageseinrichtungen hat die Stadt Bad Oeynhausen Kosten in Höhe von rund 11,5 Millionen Euro. An Einnahmen aus Elternbeiträgen ist rund eine Million Euro vorgesehen. Für rund 26 Prozent der Kinder in Kitas und für knapp 36 Prozent der Kinder in Tagespflegeeinrichtungen zahlen Eltern keine Beiträge. Seit August 2020 sind die letzten beiden Jahre in der Betreuung frei. Als Ausgleich für die Befreiung zahlt das Land 1,2 Millionen Euro. Wesentliche Eckpunkte der neuen Gebührensatzung für Kindertageseinrichtungen sind neue Einkommensgrenzen. So soll die Betreuung in den Kitas der Stadt bis 35.000 Euro Jahreseinkommen der Eltern künftig frei sei. Bislang lag diese Grenze bei 25.000 Euro. In den höheren Verdienstgruppen gibt es eine feinere Staffelung, die erfolgt dann in 5.000er Schritten. In der alten Satzung gelten Schritte von 12.000 bis 15.000 Euro, ab einem Jahreseinkommen von 105.000 Euro ist der Höchstsatz erreicht. Demnach müssen Eltern mit einem solchen Bruttoeinkommen für die Betreuung eines Kindes zwischen 342 Euro (für 25 Wochenstunden) und 527 Euro (für 45 Wochenstunden) zahlen. Nun darf die Gehaltserhöhung doch kommen Die neue Gebührenordnung sieht in dieser Einkommensstufe Elternbeiträge zwischen 249 und 501 Euro vor. Neu sind die weiteren Einkommensstufen von 110.000 Euro, 115.000 Euro, 120.000 Euro und darüber. In der höchsten Einkommensklasse müssen Eltern dann zwischen 309 und 662 Euro bezahlen. In der Einkommensstufe bis 40.000 Euro müssen Eltern im neuen Kindergartenjahr zwischen 53 und 106 Euro bezahlen, je nach Anzahl der gebuchten Betreuungszeit. In der alten Staffelung sind es in der Einkommensstufe bis 37.000 Euro je nach Betreuungszeit und Alter des Kindes zwischen 23 Euro und 73 Euro. Für die meisten Eltern unter dreijähriger Kinder soll es günstiger werden, hat die Arbeitsgruppe errechnet. Doch auf Katharina Brandt trifft das nicht zu. Sie wird ab dem kommenden Kindergartenjahr statt 73 Euro 106 Euro zahlen müssen. &bdquo;Das ist wenigstens nicht so ein krasser Sprung“, sagt Katharina Brandt. Bis zum nächst höheren Schritt hat sie einen Puffer von 3.000 Euro. So wird sie jetzt wenigstens das Angebot ihres Arbeitgebers annehmen können: Gehaltserhöhung? Ja, bitte!

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