Stammzellenspender: Lebensretter trifft Bad Oeynhausener Blutsbruder

Bad Oeynhausen. Eine Wartezeit von zwei Jahren: Wer als Stammzellenspender den Empfänger treffen möchte und umgekehrt, braucht Geduld. Geduld hatten Thomas Heilig und Thorsten Noetzel. Als die Kontaktsperre dann im letzten Oktober aufgehoben war, verabredeten die beiden sich spontan zur Kirmes in Soest an Allerheiligen. Dass die Chemie zwischen ihnen stimmt, war schnell klar. Am Wochenende gab es ein Wiedersehen in Bad Oeynhausen. Umgeworfen hätte ihn die Diagnose Leukämie damals - im Sommer 2017 – noch nicht, sagt Thomas Heilig. Zum einen, weil die Krankheit früh erkannt wurde. Und zum anderen, weil es sich um eine leichte Variante handelte. Das böse Erwachen folgte aber auf dem Fuß: Die Werte des damals 54-Jährigen verschlechterten sich trotz einer Chemotherapie immer weiter. Im Dezember 2020 stand fest: Thomas Heilig braucht einen Stammzellenspender um zu überleben. In diesem Wintermonat kam Thorsten Noetzel aus Wickede ins Spiel. Mit ihm war der genetische Zwilling gefunden worden. Der bei einer Spedition beschäftigte Kaufmann hatte sich bereits vor 25 Jahren als Stammzellenspender registrieren lassen. Und war bereit, zu helfen - ein Engagement, mit dem er seinem Blutsbruder aus Bad Oeynhausen vor zwei Jahren das Leben gerettet hat. 25 Jahre in der Spenderdatei Registrieren lassen hatte sich Thorsten Noetzel bereits 25 Jahre zuvor. &bdquo;Damals waren in unserer Nachbarstadt Werl Zwillinge an Leukämie erkrankt und ich wollte helfen.“ Angefragt wurde der Kaufmann aber erst, als feststand, dass zehn seiner HLA-Merkmale - Strukturen auf der Zelloberfläche, die dem Körper signalisieren, ob es sich um körpereigene oder fremde Zellen handelt – mit denen von Thomas Heilig übereinstimmen und er als kompatibler Spender in Frage kommt. Im August 2021 wurde Noetzel telefonisch gefragt, ob er immer noch bereit sei, zu spenden. &bdquo;Zwei Monate später bin ich in das DRK Zentrum nach Düsseldorf gefahren. Innerhalb von vier Stunden bekam ich 18 Spritzen mit einer Substanz, die dem Knochenmark hilft, sich zu entwickeln“, erinnert sich der Kaufmann an die Vorbereitungen. Das war die Zeit, in der auch bei Thomas Heilig das Telefon klingelte und ihm die gute Nachricht von einem passenden Spender übermittelt wurde. &bdquo;Mir fiel ein Stein vom Herzen. Das war wie ein Sechser im Lotto“, weiß der 59-Jährige noch ganz genau. Fünf Wochen musste er danach im Essener Klinikum verbringen. &bdquo;In der dritten Woche bekam ich dann die ersten Stammzellen transplantiert. Dabei habe sofort gemerkt, wie wieder Power in meinen Körper floss“, beschreibt er das Gefühl. Seitdem geht es bergauf. Auch wenn der Genesende fünf Jahre lang alle drei Monate zur Kontrolle muss, konnte er bereits wieder in seine berufliche Tätigkeit beim Bauhof in Bünde eingegliedert werden. Dort überprüft er jetzt E-Geräte. &bdquo;Auch das ist wie ein Sechser im Lotto“, sagt Thomas Heilig. Automatische Sperre von zwei Jahren Dann musste er warten, um endlich seinen Blutsbruder kennenzulernen. Die Sperre von zwei Jahren richtet die Deutsche Knochenmarkspenderdatei routinemäßig ein, um reagieren zu können, wenn medizinische Komplikationen auftreten sollten. Aber auch, um von vorne herein finanzielle Interessen auszuschließen. Zwei Jahre, in denen sich Thomas Heilig und Thorsten Noetzel immer wieder gefragt haben, wer wohl der andere ist und wie es ihm geht. &bdquo;Ich hatte mich alle paar Monate im Krankenhaus erkundigt, wie es dem Empfänger geht“, sagt der Spender. Und auch der Empfänger brannte darauf zu erfahren, wer das ist, der ihm das Leben gerettet hat. Dann war es soweit und die Daten wurden bekannt gegeben. &bdquo;Ende Oktober klingelte mein Telefon. Am anderen Ende war Thorsten Noetzel. Wir haben uns gleich verabredet und uns das erste Mal an Allerheiligen zur Kirmes in Soest getroffen“, beschreibt Thomas Heilig den Beginn ihrer Freundschaft. Am Wochenende war es wieder soweit: Das Ehepaar Noetzel besuchte das Ehepaar Heilig – beide Frauen heißen übrigens Sabine - in Bad Oeynhausen. Nach einem Besuch des Weihnachtsmarktes ging es ins Altenheim zu dem Vater von Thomas Heilig, der den Lebensretter seines Sohnes unbedingt kennenlernen wollte. Der nächste Besuch ist bereits geplant: Unter den Gästen der Feier zum 60. Geburtstag von Thomas Heilig wird auch das Ehepaar Noetzel sein. Eine Freundschaft fürs Leben eben.

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