Schnitzel, Pizza und Co. werden in Bad Oeynhausen bald teurer

Bad Oeynhausen. Als existenzgefährdend und ungerecht - so sehen Gastronomen auch in Bad Oeynhausen die Mehrwertsteuererhöhung zum 1. Januar 2024. Dann nämlich sollen Speisen und Getränke in Restaurants und Gaststätten wieder mit 19 Prozent besteuert werden. Denn die Ampelkoalition in Berlin will die in der Corona-Pandemie eingeführte Reduzierung des Steuersatzes nicht über 2023 hinaus verlängern. Werden die Restaurant-Preise für Schnitzel, Burger, Pizza und Co. ab Januar auch in der Kurstadt steigen? Die NW hat dazu Bad Oeynhausener Gastronomen befragt. Antonio Castanheira vom Ristorante Paradiso am Kaiser-Wilhelm-Platz in der Innenstadt wird seine Preise wohl um 15 Prozent anheben müssen. Und das nicht nur, um den Mehrwertsteuersatz aufzufangen, sondern auch die allgemeinen Preissteigerungen. &bdquo;Das wäre kostendeckend, am Ende bleibt vielleicht ein leichtes Plus“, sagt der Paradiso-Inhaber, der das italienische Restaurant seit 25 Jahren betreibt. Auf kleine Kniffe, die die Qualität beeinträchtigen, will Castanheira nicht setzen. &bdquo;An der Qualität und am Speisenangebot darf sich nichts ändern, sonst wäre ich nicht mehr ich selber“, fügt der Gastronom hinzu. &bdquo;So können wir nicht überleben“ &bdquo;Ich bin ehrlich, das ist kompletter Mist“, wird Birgit Braun deutlich. Sie betreibt seit 19 Jahren die urige Gaststätte &bdquo;Hexenhaus“ an der Herforder Straße gegenüber dem Bahnhof. Sie habe - nach vielen Jahren der Konstanz - vor sechs Wochen die Preise gerade angehoben. &bdquo;Das musste sein bei den gestiegenen Lebensmittelpreisen“, sagt Braun. Im Vorfeld ihrer Preiserhöhung hatte sie sich in anderen Bad Oeynhausener Gaststätten umgeschaut und die Preise mit ihren verglichen. &bdquo;Aber ich kann doch im Januar nicht schon wieder erhöhen“, sagt die Gastronomin. Die Gäste seien ohnehin schon deutlich zurückhaltender geworden, wenn es ums Essengehen geht. &bdquo;Das ist schon länger so, wird aber immer schlimmer“, sagt Birgit Braun. Auch die Verweildauer habe sich in den vergangenen Jahren massiv geändert. &bdquo;Heute kommen die Leute früh, essen schnell was und hauen wieder ab. Spätestens um 22 Uhr herrsche gähnende Leere. &bdquo;So können wir kaum überleben“, blickt Birgit Braun eher pessimistisch in die Zukunft. Das Geld werde in der Gastronomie immer noch mit den Getränken verdient. &bdquo;Früher rechnete man mit einem Drittel Umsatz aus der Küche und zwei Dritteln für Getränke. Da stimmte die Marge. Heute hat sich das Verhältnis umgekehrt“, rechnet Braun vor. Die Diskussion über die Höhe der Mehrwertsteuer in der Gastronomie sei nicht neu, führt Birgit Braun weiter aus. &bdquo;Die hat doch schon vor Corona am Pranger gestanden.“ Denn, so die Gastronomin, der Unterschied zwischen der Steuer, die für Speisen im Restaurant erhoben werden und der beispielsweise für Lieferdienste und Imbisse sei ungerecht. Für Speisen außer Haus werden auch künftig nur sieben Prozent Mehrwertsteuer fällig. &bdquo;Insgeheim haben wir gehofft, dass es weitergeht“ Enttäuscht, dass der günstigere Mehrwertsteuersatz nicht bestehen bleibt, ist auch Andreas Bünz, Restaurantleiter des &bdquo;Esszimmers“ im Weinhaus Möhle im Bad Oeynhausener Norden. &bdquo;Insgeheim haben wir natürlich alle gehofft, dass es weitergeht“, sagt Bünz. Die Rückkehr zur 19-prozentigen Mehrwertsteuer gefährde das Gaststättengewerbe, ist Bünz überzeugt. Um eine Preiserhöhung werde auch er in seinem Restaurant kaum herumkommen. &bdquo;Zu 100 Prozent werden wir die Mehrwertsteuererhöhung aber nicht auf die Preise aufschlagen können. Wir wollen ja auch nicht, dass unsere Gäste abspringen“, sagt Bünz. &bdquo;Wir müssen noch genau schauen, an welchen Stellschrauben wir drehen können, um die Erhöhung aufzufangen.“ Ein Vorteil sei die Kombination Restaurant und Hotel, denn die beschere dem &bdquo;Esszimmer“ auch in der Woche besetzte Tische. Unter Woche kämen viele Geschäftsreisende, die in Deutschland viel herumkommen und die seien aus anderen Städten noch ganz andere Preise gewohnt. &bdquo;Aber wir wollen ja auch attraktiv für unsere Gäste aus Bad Oeynhausen bleiben“, so Bünz. An der Qualität und der Portionsgröße soll sich jedenfalls nichts ändern. &bdquo;Wir können doch bei unserer Spezialität, der &bdquo;Esszimmerpfanne“, schlecht ein Medaillon weniger auf den Teller legen“, sagt Andreas Bünz. Die Ungerechtigkeit bleibt Auch ihn treibt die Ungerechtigkeit im Mehrwertsteueransatz um. &bdquo;Ich hätte mir ein gesundes Mittel gewünscht“, so Bünz. Zehn bis 12 Prozent Mehrwertsteuer für alle in der Gastronomie lautet sein Vorschlag. &bdquo;Der große Unterschied von sieben und 19 Prozent ist für mich nicht nachvollziehbar“, sagt Bünz. Denn auch Lieferdienste erbrächten eine Dienstleistung. &bdquo;Auch das belegte Brötchen oder der Mittagstisch in einer Bäckerei ist eine Dienstleistung“, nennt der Restaurantleiter ein weiteres Beispiel. Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gilt in Deutschland grundsätzlich für alle Lebensmittel (außer Luxuswaren), während Getränke oder Dienstleistungen mit 19 Prozent besteuert werden. Dienstleistungen fallen nicht unter den vergünstigten Mehrwertsteuersatz. Dazu gehören das Angebot von Restaurantmöbeln, Service oder Porzellangeschirr. Gastronomie ist also nicht gleich Gastronomie. Während Stehimbisse unter den vergünstigten Steuersatz fallen, müssen Restaurants, Bars und Cafés einen 19-prozentigen Mehrwertsteuersatz anwenden, weil sie neben Speisen und Getränken Aufenthaltsmöglichkeiten und Serviceleistungen anbieten. Geliefertes und selbst abgeholtes Essen wird mit sieben Prozent besteuert. Hat ein Imbiss nicht nur Stehtische, sondern auch Sitzgelegenheiten gilt auch hier der 19-prozentige Steuersatz. Der gilt auch für Getränke in Restaurants, von Lieferdiensten oder in Imbissen. Es sei denn, es handelt sich um einen Kaffee, der mit Kuhmilch gemischt ist - wie Cappuccino oder Latte Macchiato, der wird mit sieben Prozent versteuert, weil Kuhmilch als Grundnahrungsmittel gilt. Für alternative Milchprodukte wie Soja-, Hafer- oder Mandelmilch gilt die ermäßigte Steuer jedoch nicht. Hier müssen 19 Prozent berechnet werden.

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