Teile der Bad Oeynhausener Politik empört über Lübbecker Stellungnahme zur Krankenhausdebatte

Bad Oeynhausen. Auf helle Empörung ist die gemeinsame Stellungnahme aller Fraktionen im Lübbecker Stadtrat zur Krankenhausplanung in Teilen der Bad Oeynhausener Politik gestoßen. Als "maßlos und unverschämt" bezeichnet Kurt Nagel, Vorsitzender der Bad Oeynhausener CDU-Fraktion, die Äußerungen aus Lübbecke. Für Bürgermeister Lars Bökenkröger, ebenfalls CDU, ist die Lübbecker Einlassung "dreist und ungehörig". Volker Brand (Grüne) spricht von "Kakophonie". Nur Olaf Winkelmann (SPD) zeigt ein gewisses Verständnis für die Lübbecker Sicht. In der von allen Lübbecker Ratsfraktionen unterzeichneten Stellungnahme, die am Donnerstag veröffentlicht wurde, heißt es: &bdquo;Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht wäre es sinnvoll, in Bad Oeynhausen weder in die Sanierung der Auguste-Viktoria-Klinik zu investieren und die benötigten Betten und das Personal nach Minden zu verlagern und auch keine Anmietung für einen Anbau am HDZ vorzunehmen, da die Betten überwiegend für das HDZ benötigt werden.“ Deshalb solle das HDZ bauen ohne finanzielle Beteiligung der Mühlenkreiskliniken, so die Empfehlung aus dem Lübbecker Stadtrat. "Die Forderung, das Krankenhaus Bad Oeynhausen zu schleifen, ist schlicht unfassbar" "Diese Stellungnahme der Lübbecker Ratsfraktionen zulasten der Gesundheitsversorgung in Bad Oeynhausen hat in unseren Reihen absolute Fassungslosigkeit ausgelöst", erklärt der Bad Oeynhausener CDU-Fraktionsvorsitzende Kurt Nagel dazu. "Was unterschwellig schon lange kursiert, ist nun vom Lübbecker Rat in einer Deutlichkeit ausgesprochen worden, die für einen Zündstoff in der Krankenhausdebatte sorgt, der nicht mehr beherrschbar sein wird", fürchtet er. Die Aussagen in der Ratsstellungnahme, "ausschließlich zugunsten von Lübbecke", habe mit strukturverbessernden Maßnahmen in der Krankenhausversorgung absolut gar nichts mehr gemein. "Genau darum geht es allerdings bei der zukünftigen Ausrichtung der stationären Krankenhausversorgung des Kreises. Die Forderung, das Krankenhaus Bad Oeynhausen zu schleifen - es versorgt zusammen mit unseren Nachbarstädten rund 112.000 Menschen - ist schlicht unfassbar", so Nagel weiter. "Auch der vom Lübbecker Rat empfohlenen feindlichen Übernahme einer unserer Fachkliniken, der Auguste-Viktoria-Klinik, würden wir keinesfalls unbeteiligt zuschauen. Auch dieses Ansinnen ist schlicht absurd." Bad Oeynhausen sei nicht ein beliebiger Gesundheitsstandort im Kreis Minden-Lübbecke, sondern mit acht Rehakliniken und weiteren fünf Fachkliniken der Gesundheitsstandort des Kreises mit Hochleistungsmedizin und einer enormen Strahlkraft weit über die Kreisgrenzen hinaus, so argumentiert der CDU-Chef. "Und das vor allem durch das Herz- und Diabeteszentrum NRW als Universitätsklinikum mit internationaler Reputation." Nagel weiter: "Diesem Gesundheitsstandort in der zweitgrößten Stadt des Kreises nach Minden ein Krankenhaus abzusprechen, ist schlicht unverschämt und folgenschwer für das politische Klima im Kreisgebiet." Nagel versichert: "Wir werden uns für den Erhalt unserer Krankenhausversorgung mit den für Bad Oeynhausen erforderlichen Fachabteilungen und der AVK im Rahmen einer fachbasierten, modernen und zukunftsfähigen Neustrukturierung mit alternativlosem Nachdruck stark machen." Bökenkröger: "Lübbecke verlässt den Weg des Miteinanders der Kommunen" Ähnlich scharf reagiert auch Lars Bökenkröger. "Die Haltung des Lübbecker Rates ist unmöglich und gefährdet die gesamte zukünftige Gesundheitsversorgung im Kreis", sagt Bad Oeynhausens Bürgermeister. Die Zukunft der Mühlenkreiskliniken mit ihren Standorten gehe alle Bürgerinnen und Bürger im Mühlenkreis etwas an und die Probleme in der Krankenhauslandschaft seien zu groß, um in eine Auseinandersetzung zwischen den Standorten zu verfallen. "Aus meiner Sicht ist jetzt das Miteinander der Kommunen im Kreis gefragt und nicht das Gegeneinander. Diesen Weg verlässt die Stadt Lübbecke mit ihrem Votum", so Bökenkröger. "Vor dem Hintergrund verärgert es mich zutiefst, dass die Fraktionen im Lübbecker Rat sich gegen einen Neubau bei uns in Bad Oeynhausen aussprechen und auch eine Sanierung der Auguste-Viktoria-Klinik ablehnen. Die Empfehlung des Lübbecker Rates an die Bad Oeynhausenerinnen und Bad Oeynhausener, sich doch in Herford oder Minden behandeln zu lassen, ist dreist und ungehörig." Bökenkröger betont: "Wir haben im Rat eine Resolution zur Zukunft der Kliniken beschlossen. Die gilt für mich und alle Handelnden in Bad Oeynhausen." Brand: "Nur ein Zwischenschritt zur Stilllegung" Volker Brand, Fraktionsvorsitzender Grünen im Bad Oeynhausener Rat, sieht "da eine völlige Kakophonie". Es sei eine Zumutung, was da aus Lübbecke komme. "Wir entfernen uns meilenweit von einem Konsens. Sollen wir als Bad Oeynhausener nun sagen, was mit den Krankenhäusern in Lübbecke oder Rahden passieren soll?", fragt Brand. Gefordert seien besonnene Stimmen und eine sachgerechte Entscheidung im Kreistag. Allerdings sieht Brand die im Augurzky-Gutachten empfohlene Lösung einer Sanierung der Auguste und einem Neubau eines kleinen Krankenhauses am HDZ für "grundsätzlich nicht gut". "Ein 80-Betten-Krankenhaus wäre nur ein Zwischenschritt zur Stilllegung", fürchtet Brand. Der aber auch einräumt: "Wir können aber auch nicht alle drei Tage einen neuen Vorschlag in den Raum stellen." Olaf Winkelmann dagegen zeigt Verständnis: "Die Empfehlungen des Rates aus Lübbecke sind aus Lübbecker Brille nachvollziehbar", sagt der Vorsitzende der Bad Oeynhausener SPD-Fraktion. Er schränkt aber ein: "Die Wortwahl des CDU-Ratsherrn Klaus-Jürgen Bernotat in Lübbecke war allerdings sehr emotional." Am Ende entscheide der Kreistag aufgrund der Empfehlungen des Gutachtens und der Eckpunkte zur Gesamtversorgung der Gesundheit im Kreis Minden-Lübbecke, so Winkelmann weiter. "Daher gehe ich zuversichtlich davon aus, dass die AVK in Bad Oeynhausen gestärkt wird. Auch der Krankenhausstandort wird auf Jahre erhalten, jedoch mit deutlich weniger Betten, dafür aber sehr viel moderner." Der ganze Artikel zur Lübbecker Stellungnahme: Lübbecker Politik warnt vor übereilten Kreistagsbeschlüssen in der Krankenhaus-Frage

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