Schulentwicklung in Bad Oeynhausen: Eidinghausen braucht Schüler von außen

Bad Oeynhausen. Drei oder vier Züge? An dieser Frage schieden sich bei der Planung des Grundschulneubaus in Eidinghausen die Geister. Während die Grundsatzentscheidung für einen Neubau in Eidinghausen politisch unstrittig war, stritten die Parteien 2017 und 2018 bei der Planung leidenschaftlich und hitzig darüber, wie groß die Schule denn werden solle. SPD und BBO argumentierten vehement für eine Beschränkung auf drei Züge. Die Anzahl der Klassen pro Jahrgang hat natürlich unmittelbare Auswirkungen auf die Größe des Neubaus, der zum Schuljahresbeginn zumindest teilweise in Betrieb genommen wurde und 23 Millionen Euro kosten soll. Der am Mittwoch im Schulausschuss vorgelegte Schulentwicklungsplan gibt nun den Kämpfern für vier Züge auf den ersten Blick recht. Durchgängig bis hinein ins nächste Jahrzehnt geht der Plan von 16 Klassen an der Grundschule Eidinghausen auf. Allerdings, und das lässt wiederum die Verfechter der Dreizügigkeit aufmerken, nur dadurch, dass hier nicht nur die Schüler aus dem Umfeld der Grundschule eingeschult werden sollen. Schule nimmt mehr Schüler auf, als im Umfeld wohnen Elke Bruckner vom Beratungsunternehmen Gebit aus Münster legte dem Schulausschuss am Mittwoch den Plan vor, der die Entwicklung der Schülerzahlen an sechs Grundschulen mit neun Standorten und vier weiterführenden Schulen in der Trägerschaft der Stadt bis zum Schuljahr 2030/2031 prognostiziert. "Die Grundschule Eidinghausen hatte in den letzten Jahren recht schwankende Eingangsquoten zu verzeichnen", hält der 73 Seiten starke Entwicklungsplan fest. Seit dem Schuljahr 2022/2023 arbeite die Schule vierzügig. "Tendenziell nimmt sie jedoch mehr Schüler auf, als im Umfeld der Schule wohnen", so das Gutachten. Das belegen auch die Daten zur Bildung der Eingangsklassen für das nächste Schuljahr 2024/2025, die ebenfalls am Mittwoch im Ausschuss auf der Tagesordnung standen. Demnach wohnen im eigentlichen Einzugsbereich der Grundschule - verbindliche Schulbezirke gibt es nicht mehr - nur 57 Kinder im Erstklässler-Alter. Das würde gerade eben für die Bildung von drei Klassen reichen, mit 55 Kindern würden für gewöhnlich nur zwei Klassen gebildet. Hier spielt aber auch eine Rolle, dass die Grundschule Eidinghausen Schwerpunktschule für Inklusion ist und hier besonders viele Schüler mit Förderbedarf unterrichtet werden. "Altstadt-Grundschule wäre mit mehr als zwei Eingangsklassen überlastet" Das gilt auch für die Altstadt-Grundschule. Das Verhältnis von potenziellen Schülern im Umfeld und den Aufnahmezahlen aber ist hier genau umgekehrt. Hier wohnen 106 Erstklässler im Einzugsbereich. Die Zahl der Einschüler aber soll hier auf 50 begrenzt werden, so empfiehlt es der Plan. Und so war es auch in den vergangenen Jahren offenbar schon geübte Praxis. Zum einen wegen des begrenzten Platzes. "Die Grundschule Altstadt wäre mit mehr als zwei Eingangsklassen räumlich völlig überlastet", erklärte der Beigeordnete Stefan Tödtmann. Zum anderen spräche auch die schwierige Sozialstruktur laut Entwicklungsplan gegen eine Ausweitung der Schülerzahl. Zwischen 81 und 84 Prozent lag der Anteil der Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund in den vergangenen Jahren an der Altstadt-Schule, wie der Plan festhält. Im gerade abgelaufenen Schuljahr wurden allein 16 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine dort unterrichtet. Zudem liege der Anteil der Schüler mit sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf mit 5,3 Prozent doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Grundschulen. Folge: 56 Mädchen und Jungen aus dem Umfeld werden im nächsten Schuljahr nicht an der nächstgelegenen Grundschule in der Altstadt, sondern an einer anderen Grundschule eingeschult - zum Beispiel in Eidinghausen. "Wir haben bereits alle Eltern der Kinder in dem Einzugsbereich angeschrieben und darauf hingewiesen, dass im nächsten Jahr nicht alle Kinder aus dem Umfeld in der Altstadt-Grundschulen eingeschult werden können", erklärte Dirk Bredtmann, Bereichsleiter für Bildung und Kultur bei der Stadt. Die Altstadt-Grundschule soll laut Entwicklungsplan bis 2030 relativ konstante Gesamtschülerzahlen haben, die von jetzt 225 über den Tiefstand von 204 Schülern in 2028 bis 225 Schüler in 2031 reichen. In Eidinghausen sollen laut Plan im nächsten Jahr 100 Mädchen und Jungen eingeschult werden, 2031 sollen es 95 sein, was durchgängig in allen Jahren vier Eingangsklassen bedeutet. "Da führen wir Schüler zu", sagte Tödtmann. Unter anderem eben auch aus dem Altstadt-Bereich. Die Befürchtung, dass die Vierzügigkeit der Grundschule Eidinghausen die benachbarten Schulen, insbesondere den Standort Dehme, schwächen könnte, belegen die Zahlen des Entwicklungsplans indes nicht. Dehme, die mit dem Standort Volmerdingsen den Grundschulverbund zwischen Weser und Wiehen bildet, kann laut Plan von relativ stabilen Gesamtschülerzahlen ausgehen, die zwischen 302 und 317 liegen. Allerdings geht der Plan davon aus, dass die Gesamtzahl der Schüler im Verbund 2031 auf 288 fällt und dann nur noch 12 statt 13 oder 14 Klassen eingerichtet werden. Davon soll es acht Klassen am Hauptstandort Dehme geben und fünf in Volmerdingsen. Bis 2019 hatte Dehme nur sieben Klassen. "Bei mehr Klassen würde die Zahl der Lehrkräfte nicht ausreichen" Grundsätzliche Probleme sahen einige Ausschussmitglieder in der Klassengröße, die im Durchschnitt auf 26 Schüler festgelegt wird. "Ist es richtig, dass die Klassen im Kreis Minden-Lübbecke besonders groß ist?," wollte Melanie Blanke (SPD) wissen. Für den Kreis hatte Elke Bruckner keine Zahlen, wohl aber für das Land. "NRW hat mit durchschnittlich 23 Schülern die größten Grundschulklassen in Deutschland", sagte die Gutachterin. Stefan Tödtmann räumte ein: "Mehr und kleinere Klassen wären natürlich wünschenswert. Aber dann würde die Zahl der Lehrkräfte nicht ausreichen." Der Schulausschuss stimmte dem Schulentwicklungsplan ebenso wie der Festlegung der Eingangsklassen für das Schuljahr 2024/2025 schließlich ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen zu.

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