Bad Oeynhausener Banken rüsten sich mit Tinte und Nebel gegen Banküberfälle

Bad Oeynhausen. Geldautomaten erfreuen sich unter Bankräubern weiterhin großer Beliebtheit, um rasch an fremdes Bargeld zu kommen. Deutschlandweit sind im vergangenen Jahr nahezu jeden Tag zwei Automaten attackiert worden. Das geht aus dem neuen Lagebild des Bundeskriminalamts hervor, das vor wenigen Tagen veröffentlicht worden ist. 660 Angriffe auf Geldautomaten zählte das BKA 2022. Darunter fallen auch Angriffe mit Winkelschleifern, Brecheisen oder Hydraulikspreizern. Die allermeisten Bankräuber aber sprengten den Automaten einfach in die Luft. Und die Räuber werden immer brutaler. Sparkassen und Volksbanken in der Region setzen diesem Trend neue Sicherheitssysteme entgegen. Sie bekämpfen die Sprengstoffbanden inzwischen mit Tinte und Nebel. Auch die Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica und die Volksbank Herford-Mindener Land haben Geldautomaten und Filialen aufgerüstet. In den Geldkassetten stecken Farbpatronen, die das Bargeld bei einer Sprengung mit Tinte einfärben und damit unbrauchbar machen sollen. Die Sparkasse weist seit einigen Wochen sogar explizit auf das Färbesystem hin. Auf einem Aufkleber auf dem Geldautomat im Werre-Park steht auf Deutsch und Englisch: "Angriff lohnt nicht! Geschützt durch - protected by Ink Staining Solution". Darunter ist eine Grafik zu sehen, die das noch einmal illustriert. Sparkasse: Umrüstung kostet 30.000 Euro pro Automat Die Volksbank betreibt in der Region 60 Geldautomaten. Nach Auskunft von Pressesprecher Michael Kolm führt die Bank regelmäßig Risikobewertungen für die einzelnen Standorte in Abstimmung mit dem Landeskriminalamt und den Kreispolizeibehörden durch. "Auf dieser Grundlage sind wir bereits dabei, unsere Geldautomaten mit Färbesystemen auszurüsten", so Kolm. Was das kostet, will die Volksbank nicht veröffentlichen. Die Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica dagegen nimmt kein Blatt vor den Mund. Vorstand Markus Krawietz schätzt die Umrüstungskosten pro Geldautomat auf etwa 30.000 Euro. Die Sparkasse betreibt 25 Geldautomaten in der Region. Neben dem Färbesystem setzt die Sparkasse auch auf Vernebelungsanlagen, die den Tätern die Sicht erschweren sollen. Außerdem kündigt Krawietz an, dass alle Filialen bis zum Ende der Sommerferien künftig nachts verschlossen sein werden. Einzige Ausnahme davon ist der Sparkassen-Geldautomat im Werre-Park, der weiterhin 24 Stunden, sieben Tage in der Woche erreichbar bleibt. Dieser Geldautomat ist bereits mit dem neuen Sicherheitssystem ausgerüstet und auf ihm klebt auch der Hinweis: "Angriff lohnt nicht!" Letzte Sprengung im Werre-Park Genau dieser Automat war das letzte Ziel eines Banküberfalls mit Sprengstoff in Bad Oeynhausen Anfang Februar 2022. Die Täter drangen offenbar in den frühen Morgenstunden gegen 4 Uhr vom Parkplatz auf der Nordseite ins Gebäude ein, zerstörten die Eingangstür und sprengten den Geldautomaten neben der Buchhandlung Thalia in die Luft und konnten mit Geldkassetten fliehen. Wenige Stunden zuvor wurde in Porta Westfalica-Neesen ebenfalls ein Geldautomat der Sparkasse gesprengt. Anders als in Bad Oeynhausen befinden sich über der Filiale in Neesen allerdings mehrere Wohnungen. Verletzt wurde in beiden Fällen glücklicherweise niemand. Während Bad Oeynhausen 2022 nur einmal von Bankräubern heimgesucht wurde, war ganz NRW im vergangenen Jahr mit großem Abstand das beliebteste Bundesland unter Automatensprengern. 182 Automaten wurden 2022 in NRW in die Luft gesprengt. Ein neuer Rekord. So viele wie in keinem anderen Bundesland. Niedersachsen verzeichnete mit 68 Explosionen deutschlandweit die zweitmeisten Sprengungen. Das BKA stellt deshalb fest: "Den Brennpunkt stellt weiterhin NRW dar." Wiederaufbau des Geldautomaten kostet 30.000 Euro Die Aufrüstung der Geldautomaten zum Schutz vor Sprengtätern sieht Sparkassen-Vorstand Krawietz als "selbstverständliche Aufgabe einer Bank in öffentlicher Trägerschaft". Noch wichtiger ist ihm jedoch, dass die Sparkasse künftig vermeidet, Automaten dort zu betreiben, wo Wohnbebauung ist. Man könne nicht Leib und Leben der Bewohner aufs Spiel setzen. Der Schaden bei Sprengungen ist meist gewaltig und übersteigt den Wert der möglichen Beute oft um ein Vielfaches. Ob und wie viel Geld die Täter im Werre-Park im vergangenen Februar erbeuten konnten, will die Sparkasse nicht veröffentlichen. Das ist Teil der Ermittlungstaktik. Der Sachschaden allein dürfte aber viele Zehntausend Euro betragen. Der Wiederaufbau des Geldautomaten hat 30.000 Euro gekostet. Hinzu kommen zahlreiche weitere Schäden durch die Druckwelle an den umliegenden Ladengeschäften und am Gebäude des Werre-Parks, die womöglich durch unterschiedliche Versicherungen reguliert wurden. BKA: Täter zeigen gesteigerte Gewaltbereitschaft Wie die Täter vom Werre-Park flüchteten ist unklar. Die Taten der Sprengstoffbanden sind aber laut BKA "häufig gekennzeichnet durch ein rücksichtsloses Fluchtverhalten mit hochmotorisierten Fahrzeugen". Dadurch gehe eine erhebliche Gefahr für Unbeteiligte aus. Das BKA bemerkt außerdem, dass die Täter "eine gesteigerte Gewaltbereitschaft" zeigten. Ermittler stellten zunehmend Bedrohungen, Körperverletzungen sowie freiheitsberaubende Handlungen im Zusammenhang mit Sprengungen und Sprengversuchen fest. Seit der letzten Automaten-Sprengung im Werre-Park ist die Kurstadt von solchen Bankräubern verschont geblieben. Ist das schon ein Ergebnis der Gegenmaßnahmen? Das ist schwer zu beurteilen. Weder die Sparkasse, noch die Volksbank erklären öffentlich, wie viele ihrer Automaten bereits mit dem Färbesystem ausgestattet sind. Sparkasse-Vorstand Markus Krawietz kündigt allerdings an, dass bis zum Jahresende alle 25 Geldautomaten mit zusätzlichen Sicherheitssystemen ausgestattet sein werden. Wie sinnvoll sind die Aufkleber? Und was bringen die Aufkleber auf den Automaten? Sie kosten wenig Geld, setzen aber voraus, dass Bankräuber lesen können. Das Lagebild des BKA gibt auf diese Frage zwar keine Antwort, aber eine Ahnung. Die meisten Mitglieder der Sprengbanden sind wohl tatsächlich zweisprachig aufgewachsen. Die meisten Tatverdächtigen sind reisende junge Männer, die aus den Niederlanden stammen, aber einen marokkanischen Migrationshintergrund haben. Womöglich wären also Aufkleber auf Niederländisch und Arabisch zielführender. Allerdings ist auf den Aufklebern nicht nur Text, sondern auch eine Grafik, darauf verweist Sparkassen-Vorstand Markus Krawietz. Und Volksbank-Sprecher Michael Kolm sagt dazu: "Die Aufkleber ergeben aus unserer Sicht durchaus Sinn, da sie auf potenzielle Täter abschreckend wirken können."

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