Leiter der Polizeiwache Bad Oeynhausen geht nach 46 Dienstjahren in den Ruhestand

Bad Oeynhausen. Das beschauliche Kurstädtchen war einmal. Immer mehr wandelt sich Bad Oeynhausen gerade am Wochenende zur Ausgeh- und Partymeile. Das bringt Probleme mit sich. Auf die auch die Polizei reagieren musste. Wachleiter Andreas Jürgensmeyer sorgt seit Sommer für verstärkte Polizeipräsenz in der Innenstadt. Der Bad Oeynhausener ist überzeugt, dass das eine stetige Aufgabe der Polizei sein wird. Allerdings nicht mehr seine. Denn der 61-Jährige Polizeihauptkommissar aus Volmerdingsen hat am heutigen Freitag seinen letzten offiziellen Arbeitstag - einen Tag vor seinem 62. Geburtstag. Dann hat er bei der Polizei nahezu alle Stationen durch: "Nur auf dem Pferd hab' ich nie gesessen", sagt er lachend. Andreas Jürgensmeyer ist ein Polizei-Urgestein, war in den Hundertschaften, hat in Hannover und Düsseldorf gearbeitet, bei der Kriminalpolizei, war Leiter der Hundeführer, Fahndungsleiter, Dienstgruppenleiter, Geschäftsführer der Behörde, Sachbearbeiter Betrug, in der Prävention tätig, Wachleiter in Espelkamp und Porta und zuletzt vier Jahre für Bad Oeynhausen zuständig. "Ich wollte immer viel Polizei kennenlernen, Karriere war für mich nicht alles", bilanziert Jürgensmeyer. Doch letztlich musste auch Jürgensmeyer zurück "auf die Straße": "Wer bei der Polizei etwas werden will, muss die Uniform anziehen." Ansonsten bleibe die Beförderung aus. 46 Jahre ist der Volmerdingsener im Polizeidienst, zuletzt an seiner Traumstelle. In Bad Oeynhausen. "Wachleiter in Bad Oeynhausen - das ist schon die Rosine auf der Torte", sagt er. "Bad Oeynhausen ist die zweitgrößte Wache im Kreis, es ist eine spannende Stadt, schon etwas urban, mit Problemen, die man angehen kann." Beste Zeit war bei der Fahndung Die beste Zeit aber, die verortet Andreas Jürgensmeyer in seine Phase als Fahndungsleiter. "Ich habe die neue Dienststelle aufbauen dürfen - eine Chance, die es nur einmal im Leben gibt." Für den gesamten Kreis zuständig, spielten sich damals auch große Teile seiner Arbeit in der Kurstadt ab: Im Rotlicht-Milieu. "An der Wende zu den 2000er Jahren uferte das aus - auch in Bad Oeynhausen", sagt der 61-Jährige und erinnert an die Schießerei vor einem Bordell an der Mindener Straße. "Die Lage mussten wir in den Griff bekommen." Seitdem gebe es in der Kurstadt keinen Schwerpunkt an Delikten. "Wenn, dann tritt alles nur vereinzelt auf." Ebenso wie die Vorfälle, die es in den vergangenen Jahren in der Innenstadt und im Kurpark gab. Immer wieder kam es, auch in Coronazeiten, zu Pöbeleien, Schlägereien oder Übergriffen. "Da hier es gegensteuern." Was aus Sicht des Wachleiters gelungen sei. Noch immer gibt es an den Wochenenden verstärkte Polizeipräsenz in der Innenstadt. "Das wird auch langfristig so bleiben", verspricht Jürgensmeyer. Die Wochenend-Szene werde eine stetige Aufgabe sein. Bei all den anreisenden Gästen an den Wochenenden spielt neben der umfangreichen Gastronomie und den zahlreichen Kiosken die zentrale Lage des Bahnhofes eine Rolle: "Wer in Oeynhausen aussteigt, ist sofort mitten im Geschehen. Wo gibt es das sonst? Nicht in Herford, nicht in Minden", weiß Andreas Jürgensmeyer. Inzwischen gehören die gemeinsamen Streifen von Ordnungsamt und Polizei, die durch die erneute Ordnungspartnerschaft entstanden sind, zum Stadtbild dazu. "Das ist nicht selbstverständlich, das haben nicht alle Städte", lobt der Wachleiter die Kooperation mit der Stadt. Inzwischen sei es ruhiger geworden am ZOB, das Problem habe sich eher an die Herforder Straße verlagert. Dorthin, wo die sogenannte Trinkerszene sitzt. Ein Ort, an dem, solange nichts passiere, die Mittel der Polizei beschränkt seien. "Das ist eher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", sagt er. "Natürlich ist das für viele befremdlich, wenn sich morgens um 10 einer eine Kanne Bier aufreißt." Lieber einen Streifenwagen mehr Andreas Jürgensmeyer ist überzeugt, dass sich viele Probleme in der Stadt mit Präsenz und Gesprächen angehen lassen. So hätten sich die Jugendgruppen im Kurpark von den zehn Streifenwagen durchaus beeindruckt gezeigt. "Gerade an den Wochenenden ist es mir lieber, einen Streifenwagen mehr auf der Straße zu haben, als einen einsamen Kollegen in der Wache an der Blücherstraße." Damit spielt der Wachleiter darauf an, was seit einigen Jahren kritisiert wird: Die fehlende nächtliche Besetzung der Polizeiwache in Bad Oeynhausen. Was aber nicht heißt, dass in Bad Oeynhausen kein Polizist im Dienst ist. Die sind eben mit dem Streifenwagen unterwegs. "Es bringt nichts, einen Polizisten allein dafür abzustellen, dass ein Bürger nachts sein gestohlenes Fahrrad anzeigen will. Das geht auch am nächsten Morgen noch." Oder eben online. Wenn es ab Samstag offiziell in den Ruhestand geht, ist Andreas Jürgensmeyer niemand, der zuhause die Füße hochlegt. Er wird seinem "Independent Sound Orchestra" in Minden als Trompeter und Vorsitzender erhalten bleiben. Auch seine Jagdprüfung will er in wenigen Wochen ablegen. Und Andreas Jürgensmeyer wird Fachberater beim Staatsbad für Großveranstaltungen. "Mit Sicherheitsauflagen kenne ich mich schließlich aus", sagt er schmunzelnd.

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