Gewaltbereite Jugendbande sorgt für massive Probleme in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Ein Mädchen aus der achten Jahrgangsstufe der Europaschule wird von einer gleichaltrigen Schülerin der Realschule Nord so heftig körperlich attackiert, dass sie später im Krankenhaus behandelt werden muss. Dieser Vorfall ereignete sich vor gut zwei Wochen. Auf Nachfrage der NW bestätigte Dirk Rahlmeyer, Leiter der Europaschule, den Vorfall. Passiert sei die Attacke am Zentralen Busbahnhof (ZOB) in der Innenstadt. "Wir haben den Eltern unserer Schülerin zur Anzeige bei der Polizei geraten und dem Opfer Angebote wie die Unterstützung durch unsere Schulsozialarbeiter oder einen Schulwegbegleiter gemacht", sagt Rahlmeyer. Weitere Vorfälle an der Schule habe es nicht gegeben. "Aus den vergangenen vier Wochen ist mir nichts bekannt", so Rahlmeyer. "Das Problem ist seit Monaten bekannt" Dennoch sei dieser kriminelle Vorfall in der Kurstadt kein Einzelfall, wenn auch in der Intensität herausragend. "Es gibt in der Stadt seit Monaten mit einer Gruppe von sechs bis zehn Jugendlichen im Alter von 12 bis 16,17 Jahren massive Probleme im gesamten Stadtgebiet", sagt Rahlmeyer. "Das sind Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Schulen, die immer wieder für massive Auseinandersetzungen und diverse Straftaten sorgen", so der Schulleiter. Darunter auch Jugendliche, die nicht mehr zur Schule gehen oder trotz Schulpflicht den Schulbesuch verweigern. Die Namen dieser Minderjährigen seien laut Rahlmeyer sowohl den Schulen, dem Jugendamt als auch der Polizei bekannt. Und Dirk Rahlmeyer stellt ausdrücklich klar, dass darunter nicht nur Nachnamen sind, die auf einen Migrationshintergrund deuten, sondern auch deutsche Nachnamen. Die Attacke gegen die Achtklässlerin hat Andreas Landen, der für die CDU im Stadtrat sitzt, zum Anlass genommen, in der jüngsten Ratssitzung zu fragen, was denn die Verwaltung gegen die wachsende Kriminalität an und im Umfeld der Schulen zu tun gedenke. "Wir wohnen in Sichtweite des Schulzentrums Nord und beobachten immer wieder, dass Polizeiwagen vorfahren", sagt Landen auf Nachfrage der NW. Auch seine Kinder und Nachbarskinder berichteten von diversen Vorfällen. In der Sitzung verschob Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) die Antwort auf Landens Frage in den nicht-öffentlichen Teil der Sitzung. Der Stadtsprecher verweist an die Polizei Auf Nachfrage der NW teilte Stadtsprecher Volker Müller-Ulrich dazu mit: "Die Stadtverwaltung ist diesbezüglich in Gesprächen." Vorfälle auf Schulgeländen seien ein schulorganisatorisches Problem, so Müller-Ulrich weiter. "Die Stadt selbst hat da keine Möglichkeit des Eingreifens. Auch die Möglichkeiten des Jugendamtes sind gering. Und wenn Straftaten auf öffentlichem Grund passieren, ist das Sache der Polizei", fügt der Stadtsprecher hinzu. Schulleiter Dirk Rahlmeyer weiß, dass diese Gruppe von Minderjährigen nicht nur in Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen verwickelt ist, sondern auch für Diebstahlsdelikte und Sachbeschädigungen verantwortlich ist. Orte der gewalttätigen Auseinandersetzungen seien neben dem ZOB und dem Bushaltplatz am Schulzentrum Nord auch andere Orte im Stadtgebiet. Die Diebstahlsdelikte würden sich zumeist im Werrepark abspielen. "Wir Schulleitungen stehen auch im Kontakt mit dem Werrepark", fügt Rahlmeyer hinzu. Doch die Konsequenzen, die vor allem die nicht strafmündigen Unter-14-Jährigen zu befürchten hätten, seien gering. Schulleiter stellt eine zunehmende Verrohung der Jugendlichen fest Fakt ist, dass die Zahl der Straftaten, die Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren begangen haben, im Kreisgebiet im vergangenen Jahr zugenommen haben. Wie berichtet, machte Polizeidirektor Mathias Schmidt bei der Präsentation der Kriminalitätsstatistik darauf aufmerksam: "Wir haben in Bad Oeynhausen und Minden ein Problem mit Gruppen von Minderjährigen, die noch keine 14 Jahre alt sind und zahlreiche Straftaten begehen." Bei den Jungen ist die Zahl der Tatverdächtigen von 160 (im Jahr 2021) auf 334 (2022) gestiegen, bei den Mädchen von 53 auf 103. Gleichzeitig stellt auch der Pädagoge Dirk Rahlmeyer eine zunehmende Verrohung fest. "Eine traurige Tendenz, die wir auch vor der Corona-Pandemie zur Kenntnis nehmen mussten. Viele Jugendliche neigen immer schneller zu körperlicher Gewalt, die Zündschnur wird immer kürzer, die Anlässe immer nichtiger." Auf das Problem dieser kriminellen Gruppe hatte auch der Jugendrichter und Direktor des Amtsgerichts, Werner Meier, im Gespräch mit der NW hingewiesen. "In Bad Oeynhausen werden etliche Straftaten von Kindern begangen, die noch keine 14 Jahre alt sind. Elf-, Zwölf- oder Dreizehnjährige, die Sachbeschädigungen oder Diebstähle begehen. Kinder, die Mülleimer anzünden oder Autospiegel abtreten. Das ist eine Entwicklung, die uns große Sorge bereitet“, so Meier. &bdquo;Es gibt viele Kinder, denen es unmöglich ist, sich an Regeln zu halten“, sagt Meier. Den Grund dafür sieht der Jugendrichter im Elternhaus der Kinder. &bdquo;Viele Eltern gehen der Erziehungsarbeit aus dem Weg – sei es durch Vernachlässigung oder Überbehütung. Das zieht sich durch alle Schichten und Nationalitäten.“ Bei einem Schulverweis muss die Schule eine neue suchen Dass der wesentliche Faktor die Eltern sind, weiß auch Dirk Rahlmeyer. "Wenn die Eltern das Fehlverhalten ihrer Kinder zur Kenntnis nehmen und mit uns Pädagogen an einem Strang ziehen, dann funktioniert es", sagt der Schulleiter. "Aber wenn die Eltern das Spiel ihrer Kinder mitspielen, dann wird's schwierig." Denn die Möglichkeiten, die eine Schule habe, dem kriminellen Tun von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken, seien begrenzt. "Wir spielen bereits auf der gesamten Klaviatur", so Rahlmeyer und zählt neben der Elternarbeit einige der pädagogischen Maßnahmen auf: Anti-Aggressionstrainings, Streitschlichter, Schülerbegleitung durch Lehrkräfte - übrigens gemeinsam mit dem Kollegium der Realschule Nord. "Wir halten unsere Schüler dazu an, sofort den Notruf abzusetzen, wenn sie Probleme auf sich zukommen sehen oder Auseinandersetzungen beobachten", sagt Rahlmeyer. Als disziplinarische Maßnahme bleibe der Schule nur der Ausschluss vom Unterricht und letztlich der Schulverweis. "Allerdings muss ich, wenn ich einen Schüler der Schule verweise, für ihn eine neue Schule finden, solange Schulpflicht besteht", so Rahlmeyer. Manchmal sei dann die Lösung ein Tausch mit Schulen in den Nachbarstädten - verbunden mit der Hoffnung, dass der Schulwechsel seine Wirkung zeigt.

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