Verein aus Bad Oeynhausen kündigt Mietvertrag in der ehemaligen Weserklinik

Bad Oeynhausen. Der Verein "Bewegung, Sport, Gesundheit" (BSG) zieht sich aus der ehemaligen Weserklinik zurück. Eigentlich wollte der größte Reha-Sport Verein der Kurstadt das gesamte Untergeschoss des alten Klinikgebäudes zu einem Zentrum für den Reha-Sport mit dem Herzstück Wassertherapie machen. Daraus wird nun nichts. BSG-Vorsitzender Holger Diekmann erklärte auf Nachfrage der NW das Aus der BSG-Pläne - für diesen Standort. Eigentümer Thies Boysen bestätigte die "einvernehmliche Trennung". Stattdessen will Diekmann mit der Stadtverwaltung und dem Bürgermeister über das Lehrschwimmbecken an der Grundschule Oberbecksen verhandeln. Diesen Plan verfolgt der BSG-Vorsitzende bereits seit eigen Jahren. Nun hat er dem Bürgermeister ein Angebot unterbreitet: Diekmann will das Becken pachten, um seinen Mitgliedern Wassertherapie zum Selbstkostenpreis anzubieten. "Das Lehrschwimmbecken in Werste wird ja leider abgerissen." Durch die Pacht könne die Stadt im Gegenzug mit festen Einnahmen kalkulieren und das Bad erhalten, überlegt Diekmann. Sanierungsbedarf, Energiekosten und Nutzungsverhalten müsse man kalkulieren. "Das ist alles kein Hexenwerk." Positiver Nebeneffekt: Die Grundschüler könnten das Becken weiter nutzen, um schwimmen zu lernen. Die BSG-Mitglieder würden das Bad zu ganz anderen Zeiten nutzen. Wassertherapie in der Bali-Therme und im Sielbad Derzeit können BSG-Mitglieder auch wieder in der Bali-Therme Wassergymnastik betreiben. Sie müssen dafür aber vollen Eintritt bezahlen. Allerdings steht ihnen das Wasser zwei Stunden länger für Wasserübungen zur Verfügung. Die BSG hatte im Dezember 2020 der Bali-Therme den Laufpass gegeben, um sich ganz auf den Aufbau eines Therapiezentrums in der Weserklinik zu konzentrieren. Auch im Sielbad, für das sich die BSG vor dem Neubau besonders stark gemacht hat, bietet der größte Reha-Sportverein der Kurstadt Wassertherapie an. Allerdings weniger, als der Verein gerne möchte. "Uns fehlen Kursleiter, die zugleich Rettungsschwimmer sind", erklärt Diekmann. Selbst wenn Reha-Kurse im Trockenraum des Sielbads stattfinden, bräuchten Kursleiter zusätzlich einen Rettungsschwimmer-Nachweis. Dieses Problem hätte die BSG allerdings auch beim Betrieb des Lehrschwimmbeckens Oberbecksen. Ein Problem, für das er keine schnelle Lösung hat, wie Diekmann zugibt. So geht's in der Weserklinik weiter In der ehemaligen Weserklinik wollte die BSG als Ankermieter das 2.200 Quadratmeter große Untergeschoss mit Schwimmbad, Turnhalle, Umkleiden und mehreren Praxis-Räumen übernehmen. Eigentümer Thies Boysen versprach im Gegenzug, den Bau zu sanieren. Zunächst das Untergeschoss, dann die Obergeschosse, wo das Seniorenheim Vitalis einziehen soll. Das ganze Projekt bekam den Namen "Curateum". Vor dem Gebäude flattern noch die Fahnen der Geschäftspartner. Drinnen ist aber nur ein Teil der Sanierungsarbeiten erledigt. Nach Auskunft von Boysen sind im Untergeschoss etwa 70 Prozent der Arbeiten fertig. Es fehlt allerdings noch eine moderne Lüftungsanlage. Trotz BSG-Kündigung will Boysen die Sanierung vollenden: "Das Projekt Curateum geht weiter." Mit zwei Mietern fürs Untergeschoss sei er im Gespräch: Der Vertrag mit einer Praxis von Hebammen stehe kurz vorm Abschluss. Außerdem habe eine Praxis für Physiotherapie Interesse bekundet. Und obwohl sein wichtigster Mieter abgesprungen ist, will Boysen dennoch als erstes das Untergeschoss mit dem Schwimmbad fertigstellen. Die Lieferschwierigkeiten für die Lüftungsanlage seien überwunden. Ihm lägen verschiedene Angebote vor. Boysen schätzt, der Einbau könne in "zwei bis drei Monaten umgesetzt" werden. Das Schwimmbad sei bereits neu verfugt und die Technik überholt worden. Konkrete Nutzer für das Schwimmbad habe er zwar noch nicht, erklärte Boysen, zeigte sich aber zuversichtlich: "Nur wenn's läuft, finden sich auch Nutzer." Seniorenheim Vitalis soll ins Hauptgebäude ziehen In einem zweiten Schritt will Boysen später die weitere Sanierung des mehrstöckigen Klinikgebäudes angehen. Der Projektentwurf für das Curateum sah im Erdgeschoss unter anderem die Curateum-Verwaltung sowie eine Tagespflege für bis zu 20 Menschen vor. Auch ein öffentlich zugängliches Restaurant sollte gleich gegenüber vom Gelände der ehemaligen Landesgartenschau Aqua Magica Laufkundschaft locken. Die Seniorenresidenz Vitals soll in Zukunft in die drei Stockwerke im Obergeschoss der alten Klinik ziehen. Für die nötigen "Hochbauten" will Boysen aber nun einen Generalunternehmer engagieren. Ein Teil der Entkernung im Gebäude sei bereits geschehen. Alte Oberflächen seien entfernt, die Badezimmer zurückgebaut worden. Allerdings seien noch keine neuen Türen eingebaut worden, so Boysen. In der Seniorenresidenz Vitalis, der ehemaligen Villa Erika, wohnen überwiegend Menschen mit Suchtproblemen wie jahrelangem Alkoholmissbrauch. Das Heim befindet sich derzeit in einem Seitentrakt des alten Klinikbaus, in den alten Klinik-Stationen 5 und 6. Wann der Umzug der Bewohner in das Hauptgebäude erfolgen soll, kann Boysen noch nicht beantworten. Trennungsgrund: explodierende Energiekosten Im Frühjahr 2022 haben Diekmann und Boysen zur Pressekonferenz eingeladen und ihre gemeinsamen Pläne fürs Curateum öffentlich gemacht. Beide Seiten vereinbarten einen langfristigen Mietvertrag. Dem Vernehmen nach sollte der Vertrag am 1. April in Kraft treten und 15 Jahre laufen. Es wurden jedoch bloß wenige Monate. Und die BSG zahlte nie die volle Miete, weil nur die Turnhalle nutzbar war. Eine mobile Toilette stellte der Verein auf eigene Kosten auf. Die Heizkosten musste die BSG jedoch voll übernehmen und das, obwohl der Verein die Halle nach Angaben von Diekmann nur zu 30 Prozent auslasten konnte. Noch im Oktober 2022 hielt Diekmann öffentlich an den Plänen fürs Curateum fest, dabei hatte er Ende Juli bereits die Reißleine gezogen und den Mietvertrag gekündigt. "Wir sind keine Hasardeure", sagte Diekmann noch im Oktober auf Nachfrage der NW. Zu diesem Zeitpunkt liefen Coronahilfen aus und die Kosten davon. Die Energiepreise explodierten, die Teilnehmerzahlen in der Turnhalle aber nicht. "Die ganze Kalkulationsbasis ist obsolet", sagte Diekmann bereits im Oktober und forderte von seinem Vermieter zusätzliche Anstrengungen zur energetischen Sanierung, damit die Energiekosten langfristig gedeckelt werden. Die Kündigung sollte eigentlich erst zum 31. Januar 2023 wirksam werden. Beide Seiten einigten jedoch darauf, den Vertrag einen Monat früher auslaufen zu lassen. Seit dem 31. Dezember 2022 ist die BSG raus aus der Weserklinik. Thies Boysen bestätigte den Trennungsgrund: "Einen Deckel für die Energiekosten konnte ich nicht zugestehen." Zugleich äußerte er Verständnis für den Verein. "Die Unsicherheiten wurden zu groß." Schwimmbad und Untergeschoss werden mit einer Gastherme beheizt. Die Turnhalle stehe zu vier Seiten frei und verbrauche deshalb viel Energie. "Wir haben uns im Guten getrennt. Für die BSG ist das richtig."

Meistgelesen