Staatsanwaltschaft stellt Verfahren gegen Kirchenkreismitarbeiter ein

Bad Oeynhausen. Mitte November machte der evangelische Kirchenkreis Vlotho öffentlich, dass einem Mitarbeiter ein Vergehen gegen die sexuelle Selbstbestimmung während eines früheren Angestelltenverhältnisses vorgeworfen werde. Nun teilt die Bielefelder Staatsanwaltschaft mit, dass gegen den Mitarbeiter keine Anklage erhoben werde. "Das Ermittlungsverfahren wird mangels eines hinreichenden Tatverdachts eingestellt", erklärte Philipp Kalbertodt, Pressedezernent der Staatsanwalt, auf Anfrage der NW. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwalt hätten ergeben, dass für eine Anklage kein genügender Anlass bestehe. Wie der Kirchenkreis vor zweieinhalb Monaten berichtete, sei der Beschuldigte mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. Konkrete Angaben zu den beteiligten Personen oder zur Schwere des Vorwurfs machte der Kirchenkreis zum Schutz der Beteiligten nicht. Nur so viel: Bei dem Beschuldigten handele es sich um einen Mitarbeiter des Jugendreferats, der seitdem von seinen Aufgaben entbunden ist. Keine weiteren Verdachtsfälle bekannt Auf Nachfrage teilte der Kirchenkreis Vlotho am Montag schriftlich mit, dass der Mann seit seiner Freistellung am 16. November 2022 nicht mehr im evangelischen Kirchenkreis Vlotho gearbeitet habe. "Das Arbeitsverhältnis wurde aufgelöst", heißt es in der Mitteilung weiter. Es sei nach wie vor zu betonen, dass sich alle Verdachtsfälle nicht auf das Arbeitsverhältnis im evangelischen Kirchenkreis Vlotho bezögen. "Bislang sind uns auch keine weiteren Verdachtsfälle im evangelischen Kirchenkreis Vlotho bekannt geworden, nachdem wir umgehend alle uns anbefohlenen Kinder und Jugendlichen aufgefordert und ermutigt haben, im Vertrauensrahmen jeden Verdacht zu melden", so der Kirchenkreis Vlotho. Der Vorfall soll sich bereits vor einem Jahr ereignet haben, so Kevin Potter, Sprecher des Kirchenkreises, Mitte November. Zu diesem Zeitpunkt sei der Beschuldigte noch nicht Mitarbeiter des Kirchenkreises Vlotho gewesen. &bdquo;Gemeldet wurde das Vergehen Ansprechstelle für Betroffene sexualisierter Gewalt der Landeskirche“, sagte Potter. Der Kirchenkreis Vlotho hatte sofort mitUnterstützung der Stabsstelle &bdquo;Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung" (UVSS) der evangelischen Kirche von Westfalen ein Interventionsteam gebildet. Kirchenrecht schreibt Meldepflicht vor Diese Stabsstelle, zu der auch die Meldestelle gehört, wird geleitet von Kirchenrätin Daniela Fricke. Fricke war bis 2015 mehr als 14 Jahre lang als Pfarrerin der Kirchengemeinde Eidinghausen-Dehme. Im Gespräch mit der NW erklärte sie Anfang Dezember die Aufgaben der Stabsstelle, der Meldestelle und die Meldepflicht. &bdquo;Die Meldepflicht besteht für jeden Mitarbeiter – hauptamtliche wie ehrenamtliche – bereits im Verdachtsfall“, erklärte Daniela Fricke. Jeder, der Übergriffiges beobachtet, davon erfahren oder gar selbst erlebt habe – gleich welcher Intensität – sei verpflichtet, dies zu melden. &bdquo;Diese Meldepflicht schreibt die am 1. März 2021 in Kraft getretene Novelle des Kirchengesetzes vor“, nennt die Kirchenrätin die Grundlage. Oberstes Prinzip dabei, sei dabei der Schutz der Betroffenen. &bdquo;Für jede Meldung gilt die seelsorgerische Verschwiegenheitspflicht.“ Die Kirchenrechtsnovelle der evangelischen Kirche macht in puncto Prävention weitere Vorgaben: Von allen Haupt- und Ehrenamtlichen in jeder Kirchengemeinde, jeder Verwaltung und allen weiteren Institutionen müssen erweiterte Führungszeugnisse angefordert und vorgelegt werden. Bis 2024 müssen Gemeinden und Institution Schutzkonzepte mit Maßnahmen erarbeiten, die für einen besseren Schutz vor sexuellem Missbrauch sorgen. Außerdem werden in den kommenden Jahren fortlaufend Schulungen nach einem einheitlichen Qualitätsstandard durchgeführt, die zur Prävention die Handlungsweisen von Sexualstraftäterinnen und -tätern beleuchten und Anzeichen von sexuellem Missbrauch sichtbar machen sollen. Je nach Kontakt in der täglichen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen werden die Schulungen in unterschiedlicher Intensität durchgeführt.

Meistgelesen