Nachtschwärmer legt sich vorm Bad Oeynhausener "Brösel" mit der Polizei an

Bad Oeynhausen. In den schmalen Gassen der Kurstadt tobt im Sommer das wilde Leben. Bis in die Puppen sind Nachtschwärmer auf der Herforder Straße und ihren Seitenstraßen unterwegs. Irgendwo ist immer was los. Die Zeiten, in denen in Bad Oeynhausen die Bürgersteige abends hochgeklappt wurden, sind offenbar vorbei. Doch wo viele Menschen sind, bewegen sich nicht alle im allgemein erträglichen Rahmen. Ein Nachtschwärmer aus Herford hat sich nachts um 2 Uhr vor der Gaststätte "Brösel" mit einer Polizeistreife angelegt. Die Beamten erteilten dem Mann zunächst einen Platzverweis. Doch das spornte ihn offenbar an. Laut Staatsanwaltschaft Bielefeld weigerte sich der 38-jährige Herforder, der Anweisung der Polizisten Folge zu leisten. Erst sperrte er sich, dann beleidigte er die Beamten und randalierte auf der Straße und im Streifenwagen. Die Polizisten fuhren ihn offenbar mit eingeschaltetem Blaulicht und Martinshorn ins Gewahrsam nach Minden. Dort waren zahlreiche weitere Beamte nötig, um den Mann zu bändigen. Er schlug um sich und versuchte offenbar auch zu beißen. Eine Polizistin beleidigte er rassistisch. Der Angeklagte steht wegen anderer Straftaten unter laufender Bewährung, hat aber einen festen Job und eine Bewährungshelferin wie sich im Strafprozess vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen herausstellt. Die Verteidigerin des Angeklagten gesteht die Vorwürfe ein. Die Rechtsanwältin erklärt das Verhalten mit dem Alkoholpegel. Ihr Mandant habe 1,7 Promille Alkohol im Blut gehabt und könne sich nicht mehr an Einzelheiten erinnern: "Das wird aber so passen." Ihr Mandant stehe aber nicht für Nachfragen zur Verfügung. Dem Angeklagten droht Gefängnis Der Richter weist darauf hin, dass womöglich nicht nur der Straftatbestand eines "Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte" greife, sondern auch der eines "tätlichen Angriffs" erfüllt sei. Sollte sich das bewahrheiten, würde dem Angeklagten laut Strafgesetzbuch eine Mindeststrafe von drei Monaten Haft drohen. Die Verteidigerin deutet den Fall dagegen als dynamisches Geschehen. Ihr Mandant habe nicht extra gebissen und gezielt geschlagen. Er habe um sich geschlagen und selbst Verletzungen davon getragen. Sie legt dem Richter Fotos von dem Veilchen, Prellungen am Hals, Hinterkopf und Abschürfungen der Handschellen vor. Der Richter will deshalb die zahlreichen Polizisten hören, die sich in der Nacht mit dem Mann aus Herford beschäftigen mussten. Ein 27-jähriger Gewahrsamsbeamter schildert die aggressive Stimmung des Angeklagten. Der Angeklagte habe ständig nach den Dienstnummern der Polizisten gefragt und herumgeschrien. Ganz ähnlich schildert das eine 31-jährige Polizistin, die ihrem Kollegen zu Hilfe eilte. Weil die Polizisten zu spät bemerkten, dass der Mann außer seinen Handschellen einen weiteren Armschmuck trug, schlossen sie die Zelle wieder auf, um dem Mann den Silberschmuck abzunehmen. "Wir haben ihm erklärt, dass das Vorschrift ist, damit er sich nicht selbst verletzt", so die Polizistin. Der Betrunkene hätte das Armband am nächsten Morgen wieder bekommen. In der Nacht war dieser Hinweis aber offenbar der Auslöser zu weiterer Eskalation. Der Angeklagte beleidigte die Polizistin darauf rassistisch als "schwarze Schlampe". Für die Polizistin sind rassistische Beleidigungen Alltag Die Beamtin selbst hat das zwar nicht gehört, aber ihr Kollege. Auf die Frage des Richters, wie diese Beleidigung auf sie wirke, antwortet die Polizistin kühl: "Das trifft einen schon. So etwas hört man öfter als man denkt." Der Angeklagte bittet die Polizistin und ihren Kollegen m Gerichtssaal um Entschuldigung. Die Beamten nehmen an. Das Verfahren ist damit jedoch nicht abgeschlossen. Staatsanwältin und Richter wollen noch den Verfasser der Strafanzeige, den Streifenpolizisten aus Bad Oeynhausen hören. Das Gericht will wissen, warum die Sache nachts um 2 Uhr vorm "Brösel" derart eskaliert ist. Der Angeklagte hat dafür plötzlich doch noch eine eigene Erklärung: "Die Sache hat sich hochgeschaukelt, weil ich körperlich misshandelt wurde", sagt der 38-Jährige. Der Fall belaste ihn, er wolle gerne damit abschließen. Wenn er noch einen Tag auf der Arbeit fehle, sei er womöglich seinen Job los. Der Richter entscheidet dennoch, den Polizisten mit dem ersten Kontakt zum Angeklagten zu hören. Der Prozess soll am Donnerstag, 22. Dezember, fortgesetzt werden.

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