Warum der Mühlenkreis jetzt einen Ranger hat

Bad Oeynhausen. Bekannt sind Ranger eher aus dem Fernsehen, aus Nationalparks in Afrika oder Amerika. Jetzt hat auch der Mühlenkreis einen Ranger. Seit dem 15. Oktober steht Christian Blotz in den Diensten des Kreises. Der 48-Jährige soll sich künftig noch intensiver um die geschützten Bereiche im Kreis kümmern, als es das 20-köpfige Team des Kreisumweltamtes und der Biologischen Station als wissenschaftlicher Einrichtung, schon jetzt tun. Ranger hat Gartenschere im Rucksack "Wir brauchten einen echten Außendienstler", sagt die Leiterin des Kreisumweltamtes Martina Vortherms. Christian Blotz hat zwar auch ein Büro in der Kreisverwaltung, aber "da werde ich kaum anzutreffen sein." In seinen ersten sechs Wochen hat er bereits etliche Schutzgebiete - zumeist zu Fuß und mit seinem Hund an der Seite - unter die Lupe genommen. In seinem Rucksack hat der Ranger dabei nicht nur ein Fernglas, sondern auch eine kleine Säge und eine Gartenschere, um auch mal zugewachsene Hinweisschilder freischneiden zu können. Im kommenden Jahr wird Blotz dann auch einen Dienstwagen bekommen, um die weiten Wege zwischen den Schutzgebieten meistern zu können. Der wird aber kein Range Rover sein, sondern ein E-Auto. Große Artenvielfalt und viel Konfliktpotenzial Im Mühlenkreis befinden sich mehr als 70 Naturschutzgebiete, darunter 20 Gebiete, die aufgrund ihrer Artenvielfalt von der EU als hochwertige Lebensräume eingestuft sind. Das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet sind die Bastauwiesen, gefolgt vom Mindener Wald, dem Großen Torfmoor und dem Oppenweher Moor. In der künftigen Arbeit des Rangers wird aber auch das Wiehengebirge eine große Rolle spielen. "In den vergangenen 15 Jahren hat die Freizeitnutzung der Schutzgebiete, kontinuierlich zugenommen", weiß Martina Vortherms. Einen kräftigen Schub habe die Nutzung von Wäldern, Wiesen, Mooren, Feuchtgebieten in der Corona-Zeit bekommen. Und da sich die Bedürfnisse von Menschen, Tieren und Pflanzen oft nicht decken, gelten für Naturschutzgebiete strenge Regeln. Bei hartnäckigen Fällen kann der Ranger auch Verwarngelder verteilen "Die meisten Menschen kennen diese Regeln und halten sich auch daran", weiß Christian Blotz. Aber es gebe noch zu viele, die sich eben nicht daran halten. Spaziergänger, die ihren Müll zurücklassen, die nicht auf den Wegen bleiben, die ihre Hunde frei laufen lassen. Es geht auch darum, wildes Angeln oder gar Campen zu verhindern. "Wir hatten auch schon Feuerwerke im Wald und gerade in der Corona-Zeit haben Hochzeitsgesellschaften das Moor als Fotolocation entdeckt", sagt Martina Vortherms. All dies gelte es wieder einzufangen. Vorrangig mit Gesprächen und Informationen. "Die meisten Menschen sind dann einsichtig", weiß Ranger Christian Blotz. Bei hartnäckigeren Fällen kann Blotz aber auch Verwarngelder verhängen. Die Aufgabe des neuen Rangers, dessen Stelle zunächst auf fünf Jahre befristet ist, ist es nun in den Schutzgebieten Präsenz zu zeigen. Und das wird er nicht werktags von 8 von 17 Uhr tun, sondern vor allem an den Wochenenden. Für seinen neuen Job als Ranger bringt der 48-jährige Rintelner ein ganzes Bündel an Qualifikationen mit. "Schon als Schüler habe ich mich im Nabu engagiert", berichtet Blotz. Später hat er dann eine Ausbildung zum Forstwirt absolviert. Anschließend hat er sich im Garten- und Landschaftsbau selbstständig gemacht, bevor er ebenfalls als Garten- und Landschaftsbauer in einem integrativen Betrieb in Lemgo gearbeitet hat. Vor zwei Jahren fasste Christian Blotz den Entschluss, sich in Bayern zum Forsttechniker weiterbilden zu lassen. "In meiner neuen Aufgabe kann ich nun das Schöne aus dem Forstbereich mit meiner Liebe zum Naturschutz und meiner Erfahrung im Umgang mit Menschen verbinden", ist Blotz überzeugt. "Diese Bandbreite an Erfahrungen war uns bei der Auswahl der Kandidaten wichtig", sagt Vortherms. Denn ein Ranger brauche nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch emotionale Stärke. "Ein Ranger muss auch was aushalten können", so die Leiterin des Kreisumweltamtes. Wiehengebirge als Problemzone Denn im Naturschutz gibt es auch viel Konfliktpotenzial. Als Problemzone gilt beispielsweise das Wiehengebirge zwischen Porta-Denkmal und Lutternsche Egge. Immer wieder kommt es dort - wie mehrfach berichtet - zu Konflikten zwischen Mountainbikefahrern, Spaziergängern und Waldbesitzern. Auch Quadfahrer, die neuerdings den Wald unerlaubt heimsuchen, bereiten dem Kreisumweltamt und dem Forstamt Sorgen. "Vor allem auf der Nordseite des Wiehengebirges gibt es illegale Downhill-Strecken, die hochattraktiv für Mountainbiker sind", sagt Martina Vortherms. Und die reisen oft kilometerweit an, um im Wiehengebirge ihrem Hobby nachzugehen. Außerdem kämen immer mehr, denn durch die E-Mountainbikes sei die Altersspanne der Fahrer größer geworden. In der Diskussion ist seit geraumer Zeit die Frage, ob der Kreis nicht selbst im Wiehengebirge Strecken für Mountainbiker anlegen kann. "Dazu ist eine Machbarkeitsstudie beauftragt", so Vortherms. Allerdings zeige eine Erfahrung aus der Region Hannover, dass neben 28 legal angeboten Strecken binnen kurzer Zeit 100 illegale Strecken entstanden sind. Aus dem Archiv: Fallen für Mountainbiker: Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein Mountainbiker haben im Wiehengebirge eine lange Tradition - und wollen weiter fahren Aufruhr im Wald: Konflikt zwischen Mountainbikern und Waldbauern spitzt sich zu Waldbesitzer im Wiehengebirge wehren sich gegen Mountainbiker

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