Warum der Wasserpreis steigen soll

Bad Oeynhausen. Wasserkrise? Im Werretal war das früher ein Fremdwort, ein Phänomen aus weit entfernten Teilen der Welt. Bis 2017 auch in Bad Oeynhausen und Löhne das Trinkwasser knapp wurde. Seither ist der Sommer im Werretal verlässlich zur Durststrecke geworden. Selbst im vergangenen Sommer, als der Wasserbeschaffungsverband (WBV) Am Wiehen erstmals auf den zusätzlichen, 10.000 Kubikmeter großen Hochbehälter in Bergkirchen setzen konnte, blieben Bad Oeynhausen und Löhne nicht vom Wassernotstand verschont. Susanne Brants, Geschäftsbereichsleiterin bei den Stadtwerken Bad Oeynhausen, erläuterte am Mittwochabend dem Stadtrat, was die Stadtwerke unternehmen, um die Versorgung mit Trinkwasser in den nächsten Jahren zu sichern. Sie stellte aber auch in Aussicht, dass das seinen Preis haben werde. Die Fraktion der "Bürger für Bad Oeynhausen" (BBO) hatte beantragt, der Stadtwerke-Vorstand möge dem Rat über den Zustand der Trinkwasserinfrastruktur, über notwendige Investitionen und die Möglichkeiten, Trinkwasser zu sparen, informieren. Ein Vorstoß, der von allen Seiten ausdrücklich begrüßt wurde. "Ein Thema, das uns im Sommer beim WBV fast täglich beschäftigt hat", sagte Bürgermeister Lars Bökenkröger. "Die letzten Jahre mit ihren Notstandsituationen haben ja gezeigt, wie wichtig eine sichere Trinkwasserversorgung ist", sagte der BBO-Fraktionsvorsitzende Reiner Barg. Viele Leitungen haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht Susanne Brants, die für den erkrankten Stadtwerkevorstand Andreas Schwarze einsprang, berichtete, dass das Durchschnittsalter der Wasserleitungen in Bad Oeynhausen bei 44 Jahren liege. Gerade die größeren Leitungen, die Haupt- und Versorgungsleitungen, aber seien in weiten Teilen älter. "Sie stammen zum großen Teil aus den 1960er und 70er Jahren und haben oft das Ende ihrer Lebensdauer erreicht", sagte Brants. Priorität habe bei den Stadtwerken die Erneuerung der großen Transportleitungen, die im Stadtgebiet insgesamt rund 40 Kilometer lang sind. Gerade abgeschlossen wurde die Erneuerung der Leitung in der Steinstraße, durch die jährlich etwa 500.000 Kubikmeter Wasser fließen. In der Detmolder Straße sei eine zusätzliche Hauptleitung verlegt worden, um die Sicherheit zur Versorgung des Hochbehälters Wiesental zu erhöhen. Auch die beiden Hochbehälter Ebenöde und Wenden im Süden der Stadt, die jeweils 450 Kubikmeter fassen, sollen in den nächsten zwei Jahren durch einen gemeinsamen größeren ersetzt werden. Wie groß der Behälter sein wird, stehe noch nicht fest, sagte Brants auf Nachfrage der NW. "Er soll aber mindestens 1.000 Kubikmeter fassen", so die Geschäftsbereichsleiterin der Stadtwerke, die auch technische Leiterin des WBV ist. Intakte Rohrleitungen sind das eine, doch man muss auch Wasser haben, das dort durchgeleitet werden kann. "Wir kommen mit unserem eigengeförderten Wasser nicht aus", sagte Brants. Zumal die Wasserförderung aus den Brunnen am Wasserwerk in Rehme unmittelbar abhängt vom Pegel der Weser. Dort wird kein Tiefenwasser, sondern Uferfiltrat gefördert. "Dort hatten wir in diesem Sommer einen historisch niedrigen Wasserstand im Fluss, auch weil die Eder- und die Diemeltalsperre kein Wasser mehr in die Weser zugeführt haben", erläuterte Brants. Auch dadurch, dass benachbarte Wasserverbände in diesem Sommer nicht die vereinbarten Mengen an den WBV Am Wiehen hätten liefern können, weil sie selbst Engpässe zu bewältigen hatten, sei es zu dem erneuten Wassernotstand in diesem Sommer in Bad Oeynhausen gekommen. "Wir haben mehrere neue Brunnen-Standorte im Blick" Weshalb die SBO auf der Suche nach Standorten für neue Gewinnungsanlagen - also Brunnen - sei. "Wir haben mehrere Standorte im Blick. Da sind wir derzeit in Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern", sagte Brants. Und auch der Wasserbeschaffungsverband sei aktuell auf der Suche nach neuen Brunnenstandorten. Und dann gibt es ja noch die Möglichkeiten, Wasser zu sparen. "Allerdings hat man uns bei einer Veranstaltung im NRW-Umweltministerium gesagt, das sei nicht unsere Aufgabe, die Bürger zum Sparen aufzufordern", berichtete Brants. Die aber bekannte: "Das sehe ich anders." So habe sich die Wasserampel beim WBV bewährt, die die Bürgerinnen und Bürger erst mit Gelb und dann mit Rotlicht warnt, wenn das Wasser knapp wird. Stadt und Stadtwerke könnten die Menschen aber nur bitten, nicht zwingen, Wasser zu sparen. "Wir erarbeiten auch Konzepte, wie man bereits gebrauchtes Trinkwasser zum Beispiel in der Landwirtschaft einsetzen kann", sagte Brants. Ein Thema, das aktuell auch auf der Agenda der Europäischen Union steht. "Auswirkungen auf den Wasserpreis lassen sich nicht vermeiden" Klar sei aber auch, dass es all diese Anstrengungen zur Sicherung der Wasserversorgung nicht zum Nulltarif gebe, betonte Brants. Die Frage von Reiner Barg, welche Mittel konkret nötig seien, um die Wasser-Infrastruktur zu sanieren, beantwortete Brants nicht. Die Investitionen fürs kommende Jahr würden gerade zusammengestellt und mit dem Wirtschaftsplan der Stadtwerke am 7. Dezember vorgestellt, kündigte Brants auf Nachfrage der NW an. Welche Auswirkungen das auf den Wasserpreis habe, wollte Olaf Winkelmann (SPD) wissen. "Ich gehe davon aus, dass das Trinkwasser teurer wird", sagte die Bereichsleiterin: "Wenn die Investitionen steigen, lassen sich Auswirkungen auf den Wasserpreis nicht vermeiden." Ob das schon im nächsten Jahr zu erwarten sei, könne sie noch nicht sagen. "Der Kollege rechnet daran noch", sagte Brants der NW. Der Stadtrat kam einmütig überein, sich künftig zwei Mal im Jahr von den Stadtwerken über die Trinkwassersituation in Bad Oeynhausen und im WBV informieren zu lassen.

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