Bad Oeynhausen Plus 246 Prozent: Neue Bahnhofstreppe wird doppelt so teuer

Bad Oeynhausen. Von Monstrum war schon die Rede, oder von Klagemauer. Die Kritik am steinernen Riegel zwischen Bahnhofsvorplatz und Innenstadt ist so alt wie die Mauer selbst. "Die Mauer muss weg" - dieser Ruf hallte schon durch Bad Oeynhausen, als der damals neue Bahnhofsvorplatz 1999 eingeweiht wurde. Der Platz wurde inzwischen schon überarbeitet. Nun soll die Mauer möglichst noch in diesem Jahr weichen. Die Stadt hat das Gewerk ausgeschrieben und drei Angebote bekommen. Alle drei liegen allerdings deutlich über den bislang angesetzten Kosten. Gut 475.000 Euro stehen im günstigsten Angebot, das die Stadt bekam. Die beiden anderen Unternehmen, die überhaupt Interesse am Bau der Treppe haben, setzten 569.000 beziehungsweise 576.000 Euro an. Doch selbst der niedrigste Preis liegt erheblich über den noch im vergangenen Herbst geschätzten 290.000 Euro. Landschaftsarchitekt Dirk Nagel hatte bei der Vorstellung der Pläne, die nun auch umgesetzt werden sollen, im Stadtentwicklungsausschuss im Dezember sogar nur von 230.000 Euro Kosten gesprochen. "Ein Rückgang der Materialpreise zeichnet sich nicht ab" Auch zum günstigsten Angebot müssen noch die Kosten für Planung und Nebenleistungen hinzugerechnet werden, so dass die Treppenanlage am Ende 565.000 Euro kosten wird, wie die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage für die nächste Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung (ASE) schreibt. Die Preissteigerung sei vor allem den extrem gestiegenen Materialpreisen geschuldet, erklärt die Stadtverwaltung den Sprung. "Ein zeitnaher signifikanter Rückgang der Materialpreise zeichnet sich aus heutiger Sicht nicht ab", so die Stadt. "Eine erneute Ausschreibung dieser Maßnahme lässt daher kein wirtschaftlicheres Angebot erwarten." Die Verwaltung rät deshalb, trotz der enormen Preissteigerung den Auftrag an den günstigsten Anbieter zu vergeben. Nagels Entwurf sieht vor, die obere Mauer im westlichen Teil durch ein filigranes Geländer zu ersetzen. Vor allem aber soll der bislang nur drei Meter breite Aufstieg zur Herforder Straße und Klosterstraße durch eine großzügige, elf Meter breite Treppenanlage ersetzt werden. An der Ostwange der Treppe soll eine abgestufte Mauer in verschiedenen Höhen Sitzgelegenheiten bieten. Insgesamt soll die neue Gestaltung eine Verbindung zwischen Fußgängerzone und Bahnhofsvorplatz schaffen. Mögliche Überschneidung mit Abriss des City-Centers Das Projekt möglichst noch in diesem Jahr umzusetzen, sei ihm ein persönliches Anliegen, hat Bürgermeister Lars Bökenkröger stets betont. Stimmt der ASE an diesem Donnerstag zu, dann müssen auch der Finanzausschuss und der Rat noch ihren Segen dazugeben, die am 1. beziehungsweise 7. September tagen. "Danach würde dann der Auftrag vergeben", sagt Bökenkröger. "Wann dann der Bau beginnen kann, ist schwer zu sagen", so der Bürgermeister. Das sei vor allem abhängig von den Kapazitäten, den Aufträgen und Planungen des Unternehmens. Bökenkröger hofft aber nach wie vor, dass der Umbau der Treppenanlage noch in diesem Jahr begonnen wird. Dass die Bauarbeiten auf dem Bahnhofsvorplatz dann voraussichtlich parallel zu den Abrissarbeiten am City-Center laufen würden, hält Bökenkröger nicht für einen Hinderungsgrund. "Das kriegen wir hin", so der Bürgermeister optimistisch. Im Juni kündigten die Manager der Immobiliengesellschaft Real Estate Asset Kappa - Eigentümer des City-Centers - gegenüber der NW an, dass das alte Center-Gebäude im September entkernt werden und im Oktober der Abriss beginnen solle. Für den Abbruch seien drei Monate eingeplant. Um die Baumaßnahme an der Treppenanlage zu beauftragen, muss die Verwaltung zunächst noch dafür sorgen, dass auch genug Geld für das teurere Projekt im Haushalt bereitsteht. Zusätzliche 175.000 Euro müssen überplanmäßig bereitgestellt werden. Die Maßnahme wird voraussichtlich aus dem ISEK-Städtebauförderprogramm mit einem Fördersatz von 70 Prozent gefördert. Die Stadt prüfe nun, einen aktualisierten Antrag auf anteilige Übernahme der anrechenbaren Mehrkosten beim Land einzureichen, kündigt die Verwaltung an. Die Sitzung des ASE beginnt am Donnerstag, 25. August, um 18 Uhr im Bürgerhaus Rehme. Die Sitzung ist öffentlich.

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